Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Schlagwort: Deutscher Krimi

Hier bloggt der Kommissar

Neues aus der Krimiblogsphäre: Anfang Juli soll der Krimi „Aktion Störtebeker“ von Klaus Scheld erscheinen. Die Entstehung des Romans konnte und kann auf dem → gleichnamigen Blog verfolgt werden. Nun hat auch die Hauptfigur des Roman, der Kommissar Kurt Bratfisch, ein → eigenes Blog und zwar bei → linkeblogs.de, dem Blogangebot der Partei „Die Linke“. Ein fiktiver Kommissar und seine Gedanken zur aktuellen Politik – interessanter Ansatz.

Serie Krimi International – SKI

Auf niemanden ist mehr Verlass. In DEM Blog, das → diese Meldung eigentlich hätte bringen müssen, weil man dort doch die einschlägigen Kontakte hat, schmort man lieber im eigenen Saft (so sehr, dass es mittlerweile ziemlich angebrannt riecht). Egal. Jedenfalls läuft bereits seit dem 9. Mai beim WDR Funkhaus Europa eine „neue, innovative Krimireihe“: SKI – Serie Krimi International. Erfunden hat sie der Ulrich Noller und der Gök Senin. Weiterhin schreiben Merle Kröger, Norbert Horst, Sabina Altermatt, Nathan Markov und Pieke Biermann für diese Reihe, die Musik stammt von Matthias Manzke. Pieke Biermann hat eigens für diese Reihe nach vielen Jahren wieder einen literarischen Text geschrieben und veröffentlicht.

Schuld hat der Leser

Wieder einmal ist ein ehrgeiziges Krimiprojekt gescheitert – so kann man es seit heute bei → „Watching the detectives“ lesen. Die → „Kriminelle Sittengeschichte Deutschlands“, eine Reihe mit zehn Bänden deutschsprachiger Kriminalliteratur aus dem letzten Jahrhundert, herausgegeben vom Hamburger Autor Frank Göhre, wird nach Abschluss und Veröffentlichung des zehnten Bandes nun verscherbelt. So teilt der Verlag, die „Edition Köln – Verlag Peter Faecke“ über „Wtd“ mit: „… der Abverkauf war wider Erwarten ein völliges Desaster.“ Das kann man zu Recht traurig finden. Dieter Paul Rudolph, Betreiber von „Wtd“, hat dann auch schnell den Schuldigen ausfindig gemacht:

Vielschichtige Seelenporträts

Corinna Waffender: Tod durch Erinnern
Innerhalb der feministischen Literatur ist Corinna Waffender, die Mitte der 1980er Jahre zunächst mit Kurzgeschichten und Lyrik auf sich aufmerksam machte und die seit 2002 in regelmäßigen Abständen Romane veröffentlicht, eine feste Größe. Ihre komplexen Geschichten, in denen oft die schwierigen Beziehungen zwischen Frauen thematisiert werden, zeichnen sich durch eine sachliche und unaufdringlich, zugleich aber auch leuchtende Sprache aus. Ihre Figuren wirken in der Regel realitätsnah und greifbar. Es ist also durchaus nachvollziehbar, wenn der Berliner Querverlag zum Start seiner neuen lesbisch-schwulen Krimireihe “Quer Criminal“ eine Autorin ins Rennen schickt, die sich durch anspruchsvolle Texte einen Namen gemacht hat und die sich nun im Krimigenre austoben darf. Steht uns also nun auch der “lesbisch-literarische“ Krimi ins Haus? Der gehobene Psychothriller irgendwo zwischen PMS, Politik und Poesie? Erfreulicherweise nicht, denn Corinna Waffender schafft es, ihren sehr eigenen Blick auf Kriminalität zu werfen und diesen mit ihren bewährten Mitteln spannend zu erzählen.

Nominierungen für den Friedrich-Glauser-Preis 2009

Das Syndiakt, die Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur, hat die Nominierungen für den diesjährigen Friedrich-Glauser-Preis bekanntgegeben:

Filme, Fußball und Frauenkrimis

Ein trüber Märztag in Hamburg. In einem kleinen Cafe auf der Langen Reihe herrscht nur wenig Betrieb. Es ist die Zeit, da der mittägliche Hunger gestillt ist. Für einen abendlichen Aperitif scheint es jedoch noch zu früh zu sein. Während draußen der Feierabendverkehr einsetzt, Menschen mit ihren Einkaufstüten am Fenster vorbei hetzen, sitze ich in ruhiger Atmosphäre mit der Autorin Alexandra von Grote in dem kleinen Cafe. Wir sind für ein Interview verabredet. Mit wachen Augen erzählt sie mir von ihren letzten Begegnungen, wir plaudern über das Leben in Berlin, in der Provence und auch ein wenig über Hamburg. Als mir der Kellner nach einiger Zeit endlich meinen Milchkaffee bringt, ist auch das Aufnahmegerät bereit. Unser Interview kann beginnen.

Homophobie in der Hauptstadt

Krimis mag er nicht, der Jakob Arjouni. So steht es jedenfalls in der kleinen Gegenüberstellung “Mag ich / Mag ich nicht“, die der Diogenes-Verlag auf seiner Internetseite anbietet. Dabei ist Arjouni vor allem durch seine vier Kayankaya-Krimis bei uns bekannt geworden. Der letzte mit dem Titel “Kismet“ erschien 2001, danach wandte sich der Autor, mit einer Ausnahme, von der Genre-Literatur ab. Keine Krimis mehr von dem Mann, der mit seiner Figur des Privatdetektivs Kemal Kayankaya schon lange vor der Multi-Kulti-Welle gekonnt mit den Missverständnissen und Vorurteilen zwischen Deutschen und Türken aufräumte. Sein aktueller Roman “Der heilige Eddy“ kehrt zumindest etwas zurück zu den Anfängen von Jakob Arjouni. Krimi-Slapstik soll es sein, eine Roman, der den Witz und den Charme einer Billy-Wilder-Komödie versprüht. Behauptet jedenfalls der Klappentext. Von Charme und Witz konnte ich nicht viel entdecken in diesem Roman. Fast hätte ich ihn unter “belanglose Unterhaltung“ abgetan – wäre da nicht eine latente Homophobie, die sich vor allem in der zweiten Hälfte des Buches ins Unerträgliche steigert.

Sie kommen!

Das aktuelle Programm des → Hamburger Literaturhauses kann sich einmal mehr sehen lassen. In den nächsten Wochen geben sich dort drei Krimiautorinnen und -autoren das Mikro in die Hand – und darüber darf man sich auch freuen. Am 4. März ist → Jan Costin Wagner mit seinem aktuellen Roman „Im Winter der Löwen“ zu Gast, am 17. März liest → Andrea Maria Schenkel im Rolf-Liebermann-Studio des NDR und am 7. April entschuldigt sich dann Zoran Drvenkar im Literaturhaus mit seinem Roman „Sorry“. Termine also anstreichen.

Streifzug: Heute ganz viele Heilige

Der heilige Charles: Um eine Spurensuche jenseits des Pop-Events geht es bei der Hamburger Ausstellung → „Man Son 1969 – Vom Schrecken der Situation“, über die T. Briegleb in der → Süddeutschen Zeitung berichtet. Im Mittelpunkt der Schau steht der zum „Halloween-Heiligen“ stilisierte Serienmörder Charles Manson. Wie sehr der zu einer Pop-Figur geworden ist, zeigt unter anderem der → Manson-Scatman-Song.

Streifzug: Von Lidl-Tatort bis Haas-Verfilmung

Bilder 1: Der „Tatort“ und die Wirklichkeit. Während der letzten „Tatort“-Folge → „Kassensturz“ wurde ein wenig getwittert. Auf dem Blog → Sozialgeschnatter hat Peter Jebsen Literatur zum Thema Billig-Discounter zusammengestellt. So kann es eben auch funktionieren: Fiktion schärft (vielleicht) den Blick für die Realität.