Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Schlagwort: Deutscher Krimi

Besorgungstitel

Es soll Leute geben, die haben IHN schon gelesen – den ersten Roman „Menschenfreunde“ unseres hochverehrten Krimipapstes Dieter Paul Rudolph. Andere hingegen – so wie ich – gehen artig in die Buchhandlung um die Ecke und bestellen das Buch. Am 14. Juli 2008.
„Ist nicht bei unserem Großhändler (Libri) gelistet. Ich bestelle es Ihnen abe gerne. In einer Woche sollte es da sein.“ – so die freundliche Buchhändlerin.

Pierre Emme verstorben

Wie der Gmeiner-Verlag mitteilt, ist der Wiener Krimiautor Pierre Emme am 8. Juli 2008 verstorben. Pierre Emme ist das Pseudonym von Dr. Peter Millwisch. Er wurde am 11.7.1943 in Wien geboren. Der promovierte Jurist konnte auf ein abwechslungsreiches Berufsleben in so unterschiedlichen Tätigkeiten wie Reiseleiter, Versicherungssachbearbeiter, Geschäftsführer in der Nahrungsmittelindustrie, Journalist, Unternehmensberater und Marktforscher zurückblicken.

Die üblichen Verdächtigen

Frisch eingetrudelt: Die Vorschau auf das zweite Hamburger Krimifestival, das vom 2. bis 9. November 2008 stattfinden soll. Die Liste der eingeladenen Autoren und Autorinnen setzt – nach einer ersten Durchsicht – einmal mehr auf viel Mainstream, wenig literarische Qualität und viel Hamburger Grimmi-Gedöns. Laut Pressemitteilung sollen unter anderem dabei sein: James Sallis, Håkan Nesser, Richard Stark, Anne Holt, Unni Lindell, Deon Meyer und Simon Beckett. Bei der Besetzung der nationalen und lokalen Autorinnen wird es zunehmend düsterer: Ulrich Wickert, Friedrich Ani, Carmen Korn, Frank Göhre, Petra Oelker, Robert Brack und Friedrich Dönhoff. Die üblichen Verdächtigen halt. Das üben wir bitte noch mal, liebe Programmmacher.

Krimirezensionen für Blogs: Textarbeit 1

Diesen brutalen Angriff habe ich erwartet: Seine ehrwürdige Dreifaltigkeit dpr (Krimiautor, Krimikritiker und Krimiblogger) unterstellt mir, ich würde meine Leser einschläfern. Wasser predigen, aber selbst Wein trinken. Ha! Wie heißt sein Erstling gleich noch mal? „Menschenfreunde“ – davon kann bei ihm keine Rede sein. Nein, meine Lieben, der wahre Krimi- und Menschenfreund sitzt hier und leistet Grundlagenarbeit. Dazu ist so einer wie der, der sich seit kurzem ja zu den Edelfedern des kriminalistischen Kritikgewerbes zählt, natürlich nicht bereit. Hier bei krimiblog.de wird noch echte Lese- und Textarbeit geleistet. Dort hingegen wird über nicht belegte Fakten (1.859 Bände über Postkolonialismus – völlig irreführend, diese Ausage) schwadroniert, dass man vor lauter Nebel, der geworfen wird, die Kernaussagen übersieht.

Krimirezensionen für Blogs: Die Kunst des Beobachtens

Beginnen wir mit einer der sieben Todsünden: Invidia – der Neid. Ein beliebtes Mordmotiv in Krimis. Bei mir ist es sogar blanker Neid. Da geht vor Jahren einer daher und nennt sein – zugegeben sehr gutes Blog – → „Watching the Detectives“. Ein Blog, in dem Dieter Paul Rudolph die, wenn man den Namen wörtlich nimmt, „Detektive beobachtet“. Damit liefert er schon im Namen seines Blogs einen entscheidenden Hinweis auf die Tätigkeit eines Rezensenten: Er beobachtet. Er beobachtet kritisch. Als Krimirezensent beobachtet er kritisch die Detektive. Dieser schlichte Satz gibt vor, welche drei wichtigen Eigenschaften einen Krimirezensenten ausmachen: Er beobachtet, er ist kritisch und er hat sich auf den Gegenstand seiner kritischen Beobachtung mehr oder weniger festgelegt – die Detektive, die wir hier einmal stellvertretend für die Kriminalromane ansehen wollen. Das diese Beobachtung „kritisch“ zu erfolgen hat, steht natürlich nicht im Titel. Dennoch erschließt sie sich daraus – aber dazu in der nächsten Folge mehr.

Die neue Doku-Soap: Krimirezensionen für Blogs

dpr ist schuld. Sein aktueller und lesenswerter Eintrag zum Thema → „Berufsbild: Krimirezensent“ hat mich auf die Idee gebracht. Nach der legendäre Reihe „Bloggen für Krimiautoren – Tote, Tags und Technik“ in drei Teilen – gefördert von der „Arbeitsgemeinschaft Regionaler Grimmi-Autorinnen und –Autoren in der EU“ – kurz ARGE – folgt nun „Krimirezensionen für Blogs – eine mehrteilige Doku-Soap für goldige Krimirezensionen in der Blogospähre“.

Wer war’s?

Es gibt einen Satz in Thomas Wörtches aktueller Glosse „Was hilft, viele Bücher zu verkaufen?“, der das akute Dilemma der deutschen Krimiwelt auf den Punkt bringt:

»Denn die hunderten von „neuen“ deutschen Autorinnen und Autoren aus dem Regionalsektor, die Retro-Manie, die Kombi-Manie (…) die ganze wahnsinnige Überproduktion funktioniert ja u.a. auch, weil die qualitativen Warnsysteme außer Kraft sind.«

Das ist ein sehr wahrer Satz. Bis dieser Satz im Text fällt, folgt man zunächst ausführlichen Erläuterungen über die Werbung und Ausrichtung von Texten ans nebulöse Zielpublikum, das ja leider oft nicht so will, wie es Verlage, Autoren und Kritiker gerne hätten. Nun wollen diese vielen Sätze eigentlich nur eines sagen: Werbung ist Werbung. Und sie tut das, was Werbung immer tut – potentielle Kunden, in diesem Fall Leser und Leserinnen, umwerben, zum Kauf des Produktes – hier der „Krimi“ – zu animieren. Der Erkenntnisgewinn hält sich bei diesen langen Ausführungen leider in Grenzen.

Streifzug: Zahlen, viktorianische Professoren und lebenswichtige Autoren

→ Anne Chaplet und → Tobias Gohlisweisen auf eine Meldung der FAZ hin, wonach die Warengruppe „Krimis/Spannung“ im Jahr 2007 eine Umsatzsteigerung von 4,7 Prozent vorweisen kann. Innerhalb der Warengruppe Belletristik lag der Anteil von Krimis bei 25,6 Prozent. Ein weiterer Grund zur Freude: Anne Chaplet findet meine letzte Mankell-Rezension „lesenswert“. Dafür bedanke ich mich artig und aufrichtig.

Radiotipp: Norddeutsche Krimis

Da knarzt der Radiowecker um 6:55 Uhr vor sich hin und welche Stimme weckt mich am Montagmorgen? Genau, → Henrike Heiland . → Georg würde sich bestimmt freuen. Morgen darf mich dann um die gleiche Zeit Andree Hesse wecken. Alles in der Reihe → „Norddeutsche Krimis“ bei NDR Info.

Deutschkrimi lernen in der Ferne

Im fernen Shanghai lernt man jetzt den deutschen Krimi kennen. → „Tatort Fieber mit Felix Huby“ heißt die Veranstaltung, die da morgen in der Abteilung Kultur und Bildung des Deutschen Generalkonsulats Shanghai abläuft. Die Chiensen dürfen sich dann „Bienzles schwerster Fall“ reinziehen und den Autor befragen. Wie gut, dass man den Menschen in China nachsagt, geduldig und höflich zu sein.