Presseschau: Krimi-Spezial der Buchkultur

vom Krimiblogger

Krimi Spezial Buchkultur Ausgabe 2006
Mit den „besten Krimis der Saison“ lockt einmal mehr das Sonderheft der österreichischen Zeitschrift „Buchkultur“. Einmal im Jahr kommt aus Wien ein dünnes Heft, in dem es sich nur um Krimis dreht. Traditionell findet sich in darin auch eine Top Ten der Krimis aus den letzten Monaten. Überraschungen gibt es nicht: Auf Platz 1 macht sich Arne Dahl mit seinem Roman „Rosenrot“ breit, Platz 2 geht an das Debüt „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel und Platz 3 konnte David Peace mit seinem „1977“ ergattern. Alle weiteren Platzierungen gibt es sicherlich demnächst auf der Homepage der „Buchkultur“. Sonst wirkt das Heft eher wie ein Werbeprospekt der einschlägigen Verlage, Kritisches findet sich kaum.


So langweilt Ditta Rudle mit einer – glücklicherweise – kurzen Betrachtung über Kirchenkrimis und Jan Seghers darf in einem Gespräch mit Buchkultur-Chefredakteur Tobias Hierl seine Ansichten über Krimis und Krimischreiben breit treten. So, als wären Seghers Ansichten nicht schon hinlänglich bekannt. Eine Gegenstimme zu Seghers (und damit sind nicht Chaplet oder Eckert gemeint) fehlt und so bleibt das Gespräch nichts als ein bisschen heiße Luft. Auch der Neuigkeitswert tendiert hier gegen Null. Gleiches gilt für den kurzen Artikel über die „Krimi-Legende“ (was für eine schwachsinnige Überschrift!) Patricia Highsmith. Die war sicher einiges, nur eben keine Krimi-Legende. Dann wird auch noch Karin Alvtegen porträtiert (wer braucht so etwas?) und zum hundertsten Mal irgendwelche marginalen Krimis aus Skandiavien besprochen. In diesem Umfeld kann selbst der Artikel von Thomas Wörtche, der sich unter der Überschrift „Blutiges Outfit – meist schick“ mit Designer-Krimis beschäftigt, nicht viel herausreißen. Zumal der Artikel eher mau daher kommt – eigentlich bin ich von TW Bissigeres gewöhnt. Dennoch bleibt der dreiseitige Artikel der einzige Höhepunkt in diesem Heft, denn die nachfolgenden Rezensionen sind durchweg belanglose Lobhudeleien (mit ein paar Ausnahmen).

Wer übrigens in dem Heft nach Kritiken des Haus-und-Hof-Krimi-Koluministen Peter Hiess sucht, sucht vergeblich. Das ist nun wirklich dumm und ärgerlich, denn wenn einer vom Stammpersonal der österreichischen Zeitschrift pointiert über Krimis schreiben kann, dann Peter Hiess. Seine kurzen und scharfen Kritiken sind immer eine kleine Freude in dem bunten Allerlei der regulären Buchkultur-Ausgaben. Insgesamt wohl das bislang schlechteste Heft in dieser Reihe. Oder, um mit Hiess zu sprechen „Nichts für uns gefinkelte Krimileser.“