Angestaubt
vom Krimiblogger
Via → Watching the detectives
Die September-Ausgabe des Rezensionsforum literaturkritik.de hat sich den → Krimi als Schwerpunkt gewählt. Aus der Sicht eines Krimilesers natürlich eine erfreuliche Wahl. Dennoch ein paar lose Gedanken dazu.
Blicken wir auf die Essays.Auf welchem zeitlichen und räumlichen Stand befinden sich eigentlich die Autorinnen und Autoren? Wirklich Neues erfähre ich zum Beispiel bei Gabriele Wolffs Ausführungen zum Krimi als Idealform des Gesellschaftsromans nicht. Frau Wolff formuliert richtige Thesen, begründet diese aber reichlich merkwürdig. Munter jongliert sie mit dem Begriff „Krimi“, von dem ja jeder weiß, was er eigentlich ist. Wirklich? Ich wäre da vorsichtiger, auch was die Abgrenzungen der sogenannten Subgenres betrifft. Ist es nicht vielmehr schwierig, einen Begriff wie Krimi zu definieren? Das mit der Leiche ist ja schon seit Dorothy L. Sayers längst obsolet. Ist der Psychothriller ernsthaft die „modernste Variante“ des Kriminalromans?
Wenn Frau Wolff ausführt
„Diese Produktorientierung bis hinein in die Sprache ist aber das Dilemma, das tautologische Wendungen der Literaturkritik und der Klappentexter wie die des „literarischen Kriminalromans“ zur Kennzeichnung literarisch ernst zu nehmender Kriminalromane erst hervorbringt.“
so beklagt sie damit richtigerweise die Überschätzung des Handwerklichen, des Kunsthandwerks, zu dem Kriminalliteratur verkommen ist. Wer auf inländische und ausländische Krimiproduktionen schaut, wird feststellen, dass selbst dieses Kunsthandwerk von vielen Autor/innen nicht beherrscht wird. Literatur ist oft in weiter Ferne. Das darf sie dann gerne ihren Kolleginnen und Kollegen vom Syndikat ins Stammbuch schreiben.
Sie schreibt weiter:
„Literatur beginnt erst jenseits der Erfüllung der Form, oft sogar durch gezielten Regelverstoß gegen aktuell herrschende formale Übereinkünfte.“
Dies ist freilich ein zweifelhaftes Argument, denn welche „aktuell herrschende formale Übereinkünfte“ gibt es in der Literatur noch? Spätestens die Beliebigkeit und Freizügigkeit des modernen Romans führt eine solche These ad absurdum. Abgesehen davon, dass man solche nicht vorhandenen Formen als Autor ersteinmal beherrschen müsste, um dann über sie hinaus zu wachsen. Sie übersieht, wie auch einige andere Essayisten in diesem Schwerpunkt, die grundsätzlichen Probleme der modernen erzählenden Literatur, jenseits von Genregrenzen. Der Roman ist tot, es lebe der Roman!
Der Roman (nicht nur der Kriminalroman) treibt, wie Frau Wolff richtig feststellt, sein Unwesen als erwachte Zombies der Lore-, Schmonzetten- und Heile-Welt-Romane, mal als postmoderne Egozentrik verkleidet, mal als effekthaschender Serienkillerthriller, mal als gesellschaftskritische Persiflage. Letztere bedienen sich der einstmals ernsthaften Versuche, den Kriminalroman als Gesellschaftsroman zu etablieren – etwa im Soziokrimi – um mit falscher Betroffenheit und dem notorischen Gut-Mensch-Blick, geklaut bei den Medien, auf die Schlechtigkeit der Welt, beim Leser den Grusel des Alltags zu beschwören, der beim Zuklappen des Buches schnell vergessen ist. Das sind ähnliche Mechanismen wie beim Schauen der Nachrichten. Wie soll da der Kriminalroman gegen angehen? Wird er damit nicht überfrachtet? „Ja“, hört man die Leser schreien, denn sie wollen, wie Frau Wolff richtig feststellt, die Krimi-Märchen. Weil Krimi in vielen Köpfen eben immer noch Unterhaltung bedeutet. Nothing more.Doch dies ist nicht nur ein Problem des Kriminalromans, es ist ein grundsätzliches und bekanntes Problem der erzählenden Literatur.
Wenig aktuell kommt auch Jan Süselbecks Betrachtungen zu Arno Schmidt daher. Letztlich fasst er wichtige Aussagen von Schmidt zum Thema zusammen, führt aber kaum aus, welche Bedeutung diese für die Betrachtung und Bewertung moderne Krimis haben. Wenn man schon so tief in die Kiste greift, dann sollte man wenigstens versuchen, diese tiefgreifenden Erkenntnisse auf das eben schon erwähnte Problem der erzählenden Literatur anzuwenden. Doch die Last der Schmidt’schen Weisheiten war vermutlich zu schwer.
Besonders spannend dürfte es werden, wenn Peter O. Chotjewitz eine Polemik gegen das Krimigenre schreibt. Die Enttäuschung ist groß: Offenbar hat Herr Chotjewitz seinen letzten Krimi vor 30 Jahren in der Hand gehabt, ob er ihn gelesen hat, erschließt sich aus seinen Ausführungen nicht. Polemik wird von mir sehr geschätzt, allerdings sollte der Autor schon wissen, worüber er schreibt. Wer literarisch auf der Stufe von Autoren wie Robert Musil oder Robert Walser – also im letzten Jahrhundert – stehen geblieben ist und sich seinen Lesestoff eh am liebsten selbst schreibt, der sollte sich nicht zu Krimis äußern. Dann hätte man auch Frau Heidenreich als bekennende Nicht-Krimi-Leserin um einen Essay bitten können.
Nein, die Essays in diesem Schwerpunkt sind arg verstaubt und trocken. Dies sieht bei den Rezensionen etwas anders aus. Die meisten sind flott formuliert, greifen sogar zögerlich neue Ansätze in der Kriminalliteratur auf und kommen durchaus streitbar daher. Allein die Auswahl der besprochenen Romane ist sehr eingegrenzt, neuere Werke aus Südamerika, Asien, Australien oder Afrika fehlen gänzlich. Letztlich ist der gesamte Schwerpunkt von einem literaturwissenschaftlichen Mief umgeben, auf den man als stinknormaler Krimileser gerne verzichten kann. Es gibt glücklicherweise bessere Kenner und Autoren, die sich zu diesem Thema äußern können.
Kommentare
guten Morgen, Ludger,
ich halte Wolffs Essay für sehr erhellend. Sie tut das Richtige mit falschen, meinetwegen auch „angestaubten“ Mitteln und klebt an einem seit Jahrzehnten obsoleten Literaturbegriff. Aber das ist, leider, die Wirklichkeit. Man kann heute nicht mehr sagen, der Krimi wäre „ein hässliches Entlein“ (jedenfalls nicht in der Literaturwissenschaft). Nur wie er zum Schwan wurde, ist höchst fragwürdig. Ähnlich bei Chotjewitz. Er hat ja in vielem Recht. Aber das Ganze läuft wieder auf die Formel hinaus, ein guter Krimi müsse auch „gute Literatur“ sein, sprich: Hochliteratur in den Konventionen eines Joyce, eines Musil, eines Arno Schmidt. Zu dem Süselbeck tatsächlich nur das einfällt, was auf der Hand liegt. Schmidt mochte Krimis nicht, hat sich aber selbst fleißig bedient. Sein Verdienst wird es aber bleiben, auf von Holteis „Schwarzwaldau“ hingewiesen zu haben. Eine deutsche Krimiperle – und, so steht zu hoffen, bald auch wieder für heutige Leser zu erwerben. Lasst euch mal überraschen…
bye
dpr
kleine Erläuterung:
Ein Phänomen bei „Hochliteratur“ ist, dass ihre Meisterwerke (Kafka, Musil, Joyce etc.) kaum gelesen werden. Ausnahme: Nabokovs „Lolita“, aber das ist in vielem ein Krimi. Bei denen nun ist es anders: Meisterwerke der Kriminalliteratur (Chandler, Hammett, Ambler etc.) WERDEN gelesen. Warum? Weil Krimi immer auch mit den Mitteln der Kolportage arbeitet. Spannung. Verunsicherung. Generell: Gefühlsbetonung.
zu Genres: so langsam kann ich nichts mehr von Genres und Subgenres hören. Begriffe, die aus einer Germanistik stammen, die offensichtlich nur noch dazu da ist, Deutschlehrer und Dr. phil.s zu produzieren, die dann als Taxifahrer, Werbefritzen oder Rezensenten enden.
zu Schmidt: Schmidt tut häufig das, was er am vehementesten ablehnt. Das nur mal so in den Raum gestellt.
bye
dpr
Lieber dpr,
was mich bei den Essays erstaunt hat, war die Ignoranz gegenüber den Entwicklungen der letzten Jahre. Die Autorinnen und Autoren hätten diese Texte, mit ein paar Abstrichen, auch schon vor 15 oder 20 Jahren veröffentlichen können (sieht man von Würmanns Beitrag über den Nationalsozialismus und Krimi einmal ab). Warum flüchteten zahlreiche „Hochliteraten“ (oder solche, die sich dafür halten) in die angeblich strenge Form des Krimis? Diese Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen, schaut man etwa aktuell auf die Reihe, die der Nymphenburger Verlag versucht zu etablieren. Was hat diese Entwicklung mit der Form von erzählender Literatur zu tun? Ein mögliches Thema für einen solchen Scherpunkt.
Gabriele Wolff hat mit vielen Äußerungen recht – nur neu ist das nicht, was sie da schreibt. Interessant finde ich den vorletzten Absatz:
„Verbrechen mithin, die in der Realität des Lesers kaum oder gar nicht vorkommen. So gesellschaftskritisch oder spielerisch-tabubrechend sich derlei Romane geben mögen: sie dienen affirmativ einem Publikum, das Verbrechen ausgrenzen und in fiktive Bereiche verbannen möchte. Bei einer näheren Bekanntschaft mit den unspektakuläreren Taten in der Nähe der eigenen Haustür könnten sich ja Fragen nach der eigenen Mitverantwortung oder nach dem eigenen Täter- oder Opferpotenzial aufdrängen …“
Sie will ihre Leser „ins Trudeln“ bringen, wie sie dann weiter unten schreibt. Mit, ich verkürze das mal, Alltagsgeschichten. Das allerdings ist ihr als ausgezeichnete Autorin nicht gelungen. Gerade ihr Roman „Das dritte Zimmer“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie „Hochliteratur“ versucht, sich den Krimi unter den Nagel zu reißen, mit ihm zu spielen, ihn aber nicht ernst nimmt und dann dabei ein staubtrockener, langweiliger, humor- und spannungsfreier Text entsteht. Das sie in ihrem Roman von „unspektakulären Taten in der Nähe der eigenen Haustür“ schreibt, verstärkt diese Entwicklung noch.
Du schreibst
„Man kann heute nicht mehr sagen, der Krimi wäre “ein hässliches Entlein†(jedenfalls nicht in der Literaturwissenschaft).“
Genau diesen Eindruck vermittelt aber dieser Schwerpunkt, zumindest die Essays. Da fassen Literaturwissenschaftler und die, die von ihnen geadelt werden möchten, das Thema Krimi mit ganz spitzen Fingern an und brabbeln darüber wie anno dazumal. Das zeigt schon das Editorial dieses Schwerpunktes. Süselbeck fasselt von „Whodunit“ und Sherlock Holmes, als ob die Kriminalliteratur irgendwann im letzten Jahrhundert stehen geblieben wäre. Selbst die ollen Jahrbücher von Wörtche und Compart oder die Krimischwerpunkte in den „Horen“ sind da frischer und innovativer – und die stehen ja nun auch schon seit mehr als 15 Jahren im Regal.
Ob Chandler, Hammett oder Ambler mehr gelesen werden als Kafka, Musil oder Joyce vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte das für eine gewagte These. Dies wäre zum Beispiel eine wesentlich interessantere Diskussion für so einen Schwerpunkt. Gleiches gilt auch für die Diskussion um die Begriffe wie Genre oder Subgenre.
Viele Grüße
Ludger
Hallo Ludger,
was den Bekanntheitsgrad von „Hochliteratur“ betrifft: Wieviele Leute haben Joyce, „Finnegans Wake“ gelesen? Wieviel Kafkas „Schloss“ (freiwillig; nicht als Schul- oder Unilektüre). Musils „Mann ohne Eigenschaften“ steht gewiss in vielen Regalen – hat man das Ding auch von vorne bis hinten studiert?
Ich glaube schon, dass man „Krimis“ ernster nimmt als früher. Das Problem ist aber die Art, wie man sich mit ihnen beschäftigt. Dass Krimis eine eigene Ästhetik haben, die sehr viel aus dem Trivialen schöpft, dem, was man abschätzig „U“ nennt, kommt zu kurz. Ich arbeite ja gerade selbst an so was „Wissenschaftlichem“ und habe mich neulich mit Poe beschäftigt. Hat den ersten Detektivroman geschrieben. Punkt. Viel mehr fällt den Leutchen dazu nicht ein. Dass die Sache viel komplexer ist: Fehlanzeige. Wüsste ich nicht längst, wie es in dieser „Wissenschaft“ zugeht, wäre ich bestürzt gewesen. Aber so…
bye
dpr
Krimis haben eine eigene Ästhetik, ganz recht. Mir wirds übel, wenn Autoren und -innen einerseits mit diesen ästhetischen Mitteln keine Geschichte erzählen können, weil ihre Sprache so unendlich bemüht, aber schlicht zu klischeebeladen ist (Frau Wolff selber, Frau Chaplet auch), dann aber andererseits die große Theoriekeule auspacken und meinen, „das Genre“ zurechtrücken zu müssen. Nee, danke, die sollen lieber mal gute Bücher schreiben.
Liebe Leute,
dazu vielleicht ein bisschen olle Wissenschaft:
http://kaliber38.de/woertche/einzelteile/genre.htm
Naja, irgendwie kommt man nicht weiter – und da hat dann auch die Wissenschaft ihr Limit – und erst recht dieses hilflose Ge-Essaye von irgendwelchen Leuten, die halt auch mal einen Grimmi geschrieben haben …. Ächzzz
Best
TW
Ach, lieber TW,
diese olle Wissenschaft lasse ich mir wohl gefallen, allein: Sie liegt wie eine Katze im Sack auf den Gleisen in einem Tunnel, und schwupp kommt der nächste Methodenexpress (bleiche Deutschlehrer in der 2., noch bleichere Doktores in der 1. Klasse)und fährt über die Katze im Sack auf den Gleisen in dem Tunnel. Vielleicht müssen wir demnächst einen Elefanten in den Sack packen…könnte sich ja die Gelegenheit bieten…oder?
stets im Dienste der Wissenschaft
dpr
Machen wir doch, lieber dpr,
oder?
🙂
Aber immer, lieber TW… ich nähe schon mal den Sack…
bye
dpr
Lieber dpr,
„Ein Phänomen bei “Hochliteratur†ist, dass ihre Meisterwerke (Kafka, Musil, Joyce etc.) kaum gelesen werden. Ausnahme: Nabokovs “Lolitaâ€, aber das ist in vielem ein Krimi. Bei denen nun ist es anders: Meisterwerke der Kriminalliteratur (Chandler, Hammett, Ambler etc.) WERDEN gelesen.“
Ich hätte ja darauf gewettet, dass Du recht hast. Wie überprüfen ? Schwierig als Annäherung habe ich die Amazon-Verkaufsränge versucht…und das Ergebnis:
Amazon Deutschland:
Mann ohne Eigenschaften (2224)
Das Schloss (5211)
Faust (227)
Lolita (518)
Finnegans wake (20249)
Der lange Schlaf (12216)
Der Malteser Falke (29773)
Die Maske des Dimitrios (74760)
Alibi (9261)
Der Poet von M.Connelly (343)
Amazon USA:
Hamlet (749)
Macbeth (1824)
Lolita (2682)
The big sleep (4818)
The maltese falcon (7346)
A Coffin for Dimitrios (40885)
Das Ergebnis hat mich überraschst. Vielleicht werden Klassiker jedweder Richtung nur bedingt gelesen ? Aber bei diesem „jungen/modernen“ Genre scheint die Tendenz auf Klassiker zu achten, noch geringer zu sein. Man müsste vielleicht ´mal erläutern, warum die einzelnen Teile heute noch spannend sein können.
Mit besten Grüßen
bernd
Hallo, Bernd,
naja, nach diesem Amazon-Ranking wird also Finnegans Wake in Deutschland mehr gelesen als Der Malteser Falke… Ich schätze mal, dass es in Deutschland keine 100 Leute gibt, die Joyce polyphones Meisterwirrwarrwerk von vorne bis hinten durchgeackert haben. Außerdem liegt es nur selten auf den Büchertischen meiner Buchhandlung, während ich dort den Falken locker abgreifen kann und mir den Umweg über Amazon spare…
Nein, es geht auch gar nicht ums Kaufen, sondern ums Lesen. Ums „freiwillige“ Lesen, womit auch der Faust als notorische Abiturlektüre schon mal seinen Spitzenplatz verlieren dürfte (Shakespeare desgleichen). Wie oft hab ich auch schon Musils Mann ohne Eigenschaften in Bücherregalen gesehen – noch jungfräulich, „ohne Gebrauchsspuren“, wie man so sagt. Nee, nee, auf Amazon geb ich hier nichts. Komischerweise lesen alle die Lolita. Und ich möchte nicht wissen, wieviele mit eindeutiger Absicht. Aber sie werden bitter enttäuscht. Respektive: Mit Weltliteratur ungerechtfertigterweise belohnt.
bye
dpr
Naja, immerhin sind Joyce/Kafka/Musil Schul-/Unilektüre; Chandler & Hammett & Co. eher weniger. Gelesen und bekannt (im Sinne von vertrauter intellektueller Umgang) sind sie sowenig wie Rabelais, Cervantes, Jean Paul, Chester Himes, Grimmelshausen, Joseph Wambaugh oder Ambrose Bierce. Glaube nicht, dass wir mit „hoch“ und „nieder“ weiterkommen. Eher mit „sperrig“ (what ever that means) vs. „kuschelig“ (Hesse, A. Christie); eingängig vs. stachelig; Sehr subjektiv, ich weiss: aber dahinter lauert etwas Objektivierbares: „affirmativ“ vs. „subversiv“ – allerdings anders gefasst als in den wirklich ollen ideologiekritischen Debatte. Muss man mal laut darüber nachdenken … wenn man Zeit hätte ….
Ach ja
TW
Lieber dpr,
ich bin natürlich bewusst, dass es einen Unterschied zwischen Lesen und Kaufen gibt. Aber so wenig aussagekräftig wie Du die Übersicht machst, ist sie, glaube ich, nicht – sie war auch nur ein Versuch.
Bei Joyce gebe ich Dir recht.
Ansonsten: Shakespeare ist im Angloamerikanischen relevant, mit seinen Figuren und Zitaten arbeiten [mehr als mit Lolita] sehr viele Autoren (selbst R. Chandler) ; Faust haben wir, Gründgens sei Dank, in der Studentenzeit tatsächlich gelesen; Hammett (oder erst recht Ambler) habe ich noch nie in den regionalen Buchhandlungen gesehen und nur wenig in den großen städtischen. Dagegen sind die Regale dort – wie bei Amazon – voll mit Connelly et al. [also mit Gegenwartskrimi] – eher gilt hier das Argument, dass schon alle Haushalte eine Fassung der Klassiker haben. Überrascht hatten mich die geringen Ränge von A. Christie.
Zu meiner Vorstellung, dass Krimi-Klassiker kaum gelesen werden, passt doch auch, dass neben drei, vier großen Namen weitere im öffentlichen Raum kaum eine Rolle spielen.
Mit besten Grüßen
bernd
Hallo tw,
ich setze mal voraus, dass alle Meisterwerke der von mir ja bewusst in Anführungszeichen gesetzten Hochliteratur (die Gänsefüßchen markieren den Pferdefuß) „irgendwie sperrig“ sind. Ich erinnere mich noch genau an den Ankauf meines ersten wirklich „sperrigen“ Buches, das war tatsächlich „Der Mann ohne Eigenschaften“. Den gabs bei Rowohlt als Sonderausgabe in 2 Bänden, ich weiß nicht mehr, was er gekostet hat, aber für mich Schüler natürlich viel zu viel. Ich musste ihn aber haben, weil das halt „große Literatur“ war. Gelesen habe ich ihn (damals) nicht. Wenn man von den ersten dreißig Seiten absieht. Dafür natürlich den „Zögling Törleß“, diesen aufgekitschten, hochge… naja, keine Beschimpfungen. Das mit dem „affirmativ“ / „subversiv“ … jjjjaaaa, aber mit Einwänden. Hammett ist subversiv. „Rote Ernte“!, mein Gott, das müsste eigentlich jeden Leser irritieren. Tut es das? Hm. Kann man auch als Krimi lesen. Massaker mit Whodunit-Elementen. Oder, aktuell, David Peace. Vielleicht ist es ein Kennzeichen des Krimis, dass er das Subversive eingängiger verpackt als etwa ein Jean Paul (auch so einer übrigens. Die Studienausgabe seiner Gesammelten Werke ging weg wie geschnitten Brot, billig, billig. Und wer liest ihn?). Müsste man tatsächlich mal nachdenken…
hallo Bernd,
also in unserer Kleinstadtbuchhandlung (zwei kleine Bücherdrehgestelle, davon eins mit Konsalik besetzt) gabs damals Chandler und Hammett. Dass es daneben andere Krimiklassiker gibt, für die das NICHT zutrifft (Chester Himes, den tw erwähnt, als pars pro toto) – klar. Einverstanden. Leider. Ist so. Und jetzt hab ich Feierabend und muss auf den Zug. Mal noch schnell in der Bahnhofsbuchhandlung reinschauen, ob da nicht auch Chandler…
bye
dpr
Lieber dpr,
klar: „Hochliteratur“ etc. als reine Verständigungskürzel. Dito „sperrig“ – ich finde Joyce z.B. nur vergnüglich und komisch, dito Kafka, dito den MoE, weiß aber, warum man sie als „sperrig“ bezeichnen könnte …
Ich glaube, die ROTE ERNTE hat irritiert und irritiert noch, zumindest historisch – gegen alle möglichen und unmöglichen Lesarten ist kein Text gefeit. Vor allem, da zunehmend Vergleichsmöglichkeiten fehlen wg. Unkenntnis und irgendwo der scheindemokratische „Konsens“ aufgekommen ist, jede Meinung sei „gleichviel“ wert. Das freut „den Markt“.
Affirmativ/subversiv ermißt sich an den jeweiligen
Konsensen (ästhetisch, gesellschaftlich etc.) – da wirds kompliziert, weil zunehmend Konsense nur noch in Fragmenten von Menschensortierungen vermutet werden
können. Paradoxe Frontlinien tun sich da auf. „Komisch“ vs „nicht-komisch“ ist sicher ein wichtiger Punkt; welche komischen, nicht „lustigen“ oder „humorigen“ Bücher sind wirklich breiten-kompatibel? (Naja, Wilhelm Busch, kennt aber vermutlich auch niemand mehr so richtig …)
Muss leider auch back to work – ja, man muß noch über vieles reden und denken
Best
TW
Hallo tw,
okay, Chandler hatten sie heute nicht in der Bahnhofsbuchhandlung (und Dan Brown ist wohl doch nur ein Klassiker der Volksverdummung).
Du hast natürlich Recht, was Konsens und den Frontverlauf in der literarischen Diskussion angeht. Gerade die Wertigkeit von „Humor“ belegt ja, wie diffus das alles ist. Es gibt tatsächlich Leute, die halten Joyce für minderwertig, weil sie beim Ulysses mal den Ansatz eines Lachens an sich feststellen mussten. Oder Zynismus. Für mich hatten die Stellen bei Peace, „1974“, wo er ständig kotzen musste, etwas wunderbar Zynisch-Komisches. Womit wir bei Definitionsfragen wären. Was ist Zynismus? Menschenverachtung oder enttäuschte Liebe? Was mir auf den Keks geht, ist aber nicht diese Unmöglichkeit der Grenzenziehung, sondern die geistige Nivellierung allerorten, die Grenzen und damit Definitionen und damit jegliches Nachdenken darüber als quasi demokratiefeindliche Akte ansieht. Heute ist anscheinend nur „teamfähig“, wer „Schafskrimis“ toleriert (sind doch so süß) und Dan Brown ein guten Mann sein lässt. Ein gewisser Schmidt hat ja mal in einer berühmt-berüchtigten Formel die Zahl der Kulturträger mit „Dritte Wurzel Bevölkerungszahl“ angegeben. Der Optimist.
So, das nur mal in Stichworten. Wir wollen Ludgers Blog ja nicht sprengen.
bye
dpr
Ach ja, lieber tw,
dir ist wohl klar, dass du das alles bis Jahresende schön ausarbeiten musst, gelt?
humorlos
dpr
Hallo in die Runde,
och, sprengen dürft Ihr hier gerne schon. Spannende Diskussion. Mir stellen sich einige Fragen.
TW schreibt:
„Vor allem, da zunehmend Vergleichsmöglichkeiten fehlen wg. Unkenntnis und irgendwo der scheindemokratische “Konsens†aufgekommen ist, jede Meinung sei “gleichviel†wert. Das freut “den Marktâ€.“
Zustimmung von meiner Seite, nur, wo sind die Leute die die Kenntnis haben, eine „gewichtige“ Meinung begründen und vertreten können? Es gibt nicht so viele und diese Stimmen gehen, leider, leider, im Gebrabbel einer Frau Wolff oder einer Frau Chaplet unter. Wenn Leute wie Ulrich Baron oder wie Kolja Mensing dumme Schafsromane im Feuilleton bejubeln, dann bekomme ich Kopfschmerzen. Leider keine Ausnahmen. Wo findet denn fundierte Krimikritik und -analyse statt? Ich will nichts klein reden, ich freue mich über jeden vernünftigen und streitbaren Text und jeden Kritiker/Autor/Laien, der solche Texte schreiben kann – es gibt nur nicht so viele oder sie haben keine Plattform.
Dazu kommt die Denkfaulheit und das in den Köpfen vorhandene Urteil, Krimis haben bitte nichts anderes als Unterhaltung zu sein – oder sie sind gleich „literarische Krimis“.
Sicher, es gibt ein paar gute Entwicklungen – die KrimiWelt-Bestenliste ist in meinen Augen ein Schritt in die richtige Richtung – ein zartes Pflänzchen, vielleicht.
dpr schreibt:
„Was mir auf den Keks geht, ist aber nicht diese Unmöglichkeit der Grenzenziehung, sondern die geistige Nivellierung allerorten, die Grenzen und damit Definitionen und damit jegliches Nachdenken darüber als quasi demokratiefeindliche Akte ansieht.“
Ja, ärgert mich auch. Leser und leider auch viele Kritiker brauchen Schubladen, wo sie Texte reinstecken können. Grenzgänger, Abweichendes, Ungewohntes – gerne in anderen kulturellen Bereichen, nur bitte nicht im Krimi.
Grüße aus Hamburg
Ludger
Hallo Ludger,
na schön, ist ja dein Webspace… Ich bin ja ein Freund der vertikalen Kategorisierungen, also nicht Hoch- und Tiefliteratur, sondern schön genrefreies, von Super bis pfui übergreifendes Krimiverständnis, mit gegenseitigen Beziehungen etc. Das Gleiche geht auch bei der Rezeption. Es gibt Leser, die lesen Chandler wie Schund. Es gibt Leser, die lesen Chandler wie ein Gedicht. Der Krimi scheint mir anfälliger für solche Vertikalrezeptionen als die „Normalliteratur“. Ich werd mal drüber nachdenken und dann 200 Seiten in deinen Blog hauen. So kann man die Konkurrenz natürlich auch in die Knie zwingen; gute Idee; gleich Chef Walter sagen…
bye
dpr
Hallo dpr,
ja mach‘ mal 😉 Ich freu‘ mich drauf. Zumal ich Deinen Ideen sehr interessant finde. So kommt ich auch mal zu gescheitem Content…
Viele Grüße
Ludger
Lieber dpr,
sehr humorlos, indeed, mich daran zu erinnern, dass ich das in der Tat demnächst mal alles formulieren muss. I`ll do … ächzzz
Lieber Ludger,
Gebrabbel und Gedöns gab`s schon immer, wird es immer geben, geht auch wieder weg, bzw. who the fuck cares? Dito übrigens Schafsromane (puu, was hatten wir schon alles für Unfug), die ich gar nicht so schlimm finde (als Texte vermutlich schon, aber als Phänomene, jo mei …). Gefährlicher ist der ganze Talmi-Quack (Stichwort: D. Leon), der wirklich Flurschaden anrichtet. Ausserdem ist „die Kritik“ oder die Auseinandersetzung über KL doch besser geworden – wir diskutieren hier, es gibt in der Tat die Liste (und damit eben angeschlossene Plattformen), eine ganze Menge mehr Leute schreiben Vernünftiges (muss einem ja nicht immer passen) resp. Diskutables. Subdiskutables kriegst Du nicht weg, dagegen anzurennen ist wie sich zu beschweren, dass Wasser nass ist. Wichtig ist, dass man sein eigenes Zeug – eben auch über einen interessanten Gegenstand nachdenken, laut – machen kann – mit etlichem Publikum – und das geht doch. Nur: Die Couchpotato-analogen LeserInnen von D. Brown
oder D. Leon kriegst Du nicht – aber warum auch? Ein pädagogischer Eros zur Verbesserung der Krimi-Welt geht mir ab. Wie sagte Ross Thomas immer: Man muss halt ein bisschen cleverer sein, dann kriegt man seine Sachen und Ideen schon unter die Leute, ohne sich was zu vergeben.
Jetzt aber Schluß, schließlich muss ich auch noch gerade mein Büro umziehen …
Best
TW
TW schreibt: „Gefährlicher ist der ganze Talmi-Quack (Stichwort: D. Leon), der wirklich Flurschaden anrichtet.“
Man kann die Perspektive verschieben. Mich interessiert das Angebot, das Leon macht und auf das die Leser mit massenhaften Kaufentscheidungen und Produkttreue reagieren. Nur Stichworte:
Peter-Prinzip: Leons Brunetti repräsentiert die Angst des Angestellten/Beamten, in seiner Hierarchieposition notwendig zu versagen. Gleichzeitig zeigt er Möglichkeiten, diese Angst zu unterdrücken (mit Peter gesagt: seinem Prinzip zu entkommen): Reichtum, der für Brunetti ‚real‘ ist, aber für die (meisten) Leser märchenhaft. Brunetti kann sich die eskapistische Lektüre, die er ständig betreibt, im Wortsinne leisten — und damit wird sie gleichgültig, ungefährlich, aber gleichzeitig ein (unverächtliches) Reflexionsangebot.
Entsexualisierung als Preis für eine wohltätige mütterliche Ordnung, in der alle Formen der Ersatzbefriedigung (vor allem Essen und Lesen) nicht nur zulässig, sondern geboten sind — also auch die Ablehnung des Reflexionsangebotes.
Leons Texte immunisieren sich mit dem Hase-Igel-Schema gegen Kritik: Sie sind immer schon da, wenn der Kritiker ankommt. Der konsequent-nervige Antimodernismus Brunettis wäre das Beispiel dafür, weil er mit Reichtum, Mutterbindung und Dummheit verbunden ist.
Womöglich kann man diesem Spiel entkommen, wenn man Leons Texte als Jeremiaden sieht, wenn man also den Genre-Wechsel, den sie vollziehen, mitmacht und ideologiekritisch zu Ende denkt. (Dann könnte auch noch etwas für die Verbesserung der Krimi-Welt abfallen.)
„Best“: J. L.
Guten Morgen, J.L.,
interessanter Ansatz. Könnte es nicht aber sein, dass du aus den Texten das herausliest, was du vorher hineingelegt hast? Das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern nur die Feststellung eines Phänomens, das wohl schon jeder an sich beobachtet hat. Natürlich kann ich auch Konsalik als Beleg für das Ende der Dialektik im demokratischen common sense lesen… Und ich gebe ja zu, dass mich manch schlechter Roman über sein Versagen hinwegtröstet, wenn ich dieses Versagen quasi thematisiere, generalisiere und „vergesellschafte“.
Was TW wohl meint (er möge mich korrigieren, wenn ich mich irre), ist der Rückschritt im Formalen, auch in der Verwendung von Versatzstücken, wie sie dem Krimi durchaus gut zu Gesicht stehen, aber man muss es schon können. Und Leon kann es nicht. Schreiben kann sie auch nicht. Spannung aufbauen auch nicht. Was wir bekommen, ist dann vielleicht, wenn ich deiner Argumentation folge, „Realitätshaltigkeit“ mit den Mitteln von vorgestern, und die auch noch miserabel gehandhabt, einen Topf voll Quark, wenn wir hineinsehen, aber wenn wir selbst im Topf sitzen (also unsere Intellektualität dazugemischt haben, sähen ist es plötzlich leckerer Diskurs, in dem wir waten. So gesehen, sind Leons Texte keine Jeremiaden, inspirieren aber durchaus zu Klageliedern von Seiten des Lesers.
bye
dpr
Lieber Ludger,
ach, wär`s doch wenigstens nur so, bei D. Leon – da bist Du wirklich brillanter – die Lady hätte keine Ahnung, von was Du da redest. Irgendwann – nein, nicht so bald – setz ich mich mal hin und analysiere anhand der Dame, was da passiert ist – es hat eine ganze Menge mit den Kontexten, mit erfolgreichen Strategien, mit unseren Medien und in der Tat mit Bedürfnissenlagen des pp Publikums zu tun – nur deswegen interessiert mich D. Leon.
Lieber dpr – ja, genauso so ….
More later,
best
TW
Sorry, lieber JL, was vermutlich nicht Judger Lenke heisst und sorry, lieber Ludger … ältere Menschen sind manchmal etwas verwirrt …
Zerknirscht
TW
… ältere Menschen sind manchmal etwas verwirrt …
Oh leck! Ich lese gerade „TW, 1954 geboren…“ – ein Jährchen älter als ich! Geht das wirklich so schnell mit dem Zerfall? Noch merk ich nichts…
Ein Vorschlag: Da Ludger ja heute abend die Quasselbude hier dichtmacht, werde ich provisorisch eine Ersatzquasselbude zum Thema im Detektivblog eröffnen, wo bei Bedarf weiterräsonniert werden kann. Okay? So gegen 4 „mache ich den Thread auf“, wie man in der IT-Branche sagt.
bye
dpr
… jaja, es geht rasend bergab, Lebenszeit wird zum Thema, was man alles nicht weiss … Nu …
Okay – mit der neuen Quasselbude, ich fürchte nur, ich muss mich aus technischen Gründen erst mal verabschieden, too much, im Moment. Wg. eventl. anderer Dinge bin ich über meine E-mail zu erreichen ….
Bis denne
TW
da sich die Damen und Herren hier an ihren Kuerzeln erkennen, luefte ich eben meines: Joachim Linder (nur: damit ist auch niemandem geholfen).
TW schreibt (und ich vermute, trotz ‚Ludger‘ in der Anrede, auf meinen Einwurf reagierend): „ach, wär`s doch wenigstens nur so, bei D. Leon“. Lieber Herr Woertche (auch so ’ne Vermutung), es ist schon so, wenn man (mir faellt, als Nicht-Krimi-Kenner, dies leicht) einmal und versuchsweise die These wagt, dass Leon ueberhaupt keine Krimis schreibt (und ihre Leser damit ueberhaupt nicht enttaeuscht).
Das geht von der Ueberlegung aus, dass das Genre, das so 200 Jahre lang als Inklusions- und Innovatinsmaschine funktioniert hat (ganz gegenläufig zur Strafjustiz), diese Kapazität langsam aber sicher verliert. Kein großer Schaden, nur muss jetzt von Mal zu Mal die Genrezugehörigkeit begründet werden (tendenziell auf allen Seiten: bei den Produzenten, den Rezipienten, den Kritikern, den Buchhändlern usw.). Das, so meine Behauptung, funktioniert bei Leon nur noch so mühsam, daß man’s überhaupt bleben lassen kann.
Dann kann man einen anderes Genre suchen, dem man die Texte zurechnen kann (wenn man will und wenn man dies für fruchtbar hält): Dafür bietet sich in der Tat die Jeremiade an, die ja in den USA noch ihr Leben fristet: Die Welt ist schlecht und sie wird verdammt werden, wenn sie sich nicht Gott zuwendet. (Leon ersetzt ‚Gott‘ durch eine bestimmte Literatur, ein bestimmtes Erzählen: das macht sie in der Tat verstaubt).
Dafür wäre ich nun beweispflichtig: ein Stück weit hab‘ ich’s schon gemacht, aber der Text ist zu lang, um ihn hier einzukleben.
Beste Gruesse von J. L.
Hallo in die Runde
ganz Off-Topic: Da gibt es eine spannende Diskussion und ich bin gleich weg und für fast drei Wochen offline und muss wegen so blöder Poker-Spam die Kommentarfunktion auf „moderiert“ stellen. So ein Mist und Tschuldigung. Also übergebe ich die Diskussion in die bewährten Hände des guten dpr.
Ich bin gespannt, was ich in drei Wochen dann beim Hinternet lesen werde.
Viele Grüße & bis in drei Wochen
Ludger
Hallo Herr Linder,
(ich hätt wissen müssen, wer JL ist – Schande!) Allerdings! Beweispflichtig! Schauen Sie in zwei, drei Minuten mal in Ihre Mail?
bye
dpr
So. Ich hab jetzt mal den neuen →Diskursladen eröffnet. Sobald Ludger „Reisende soll man nicht aufhalten“ Menke die Kommentarfunktion deaktiviert hat, gehts dort weiter.
dpr
Alle Briefe bis Nr. 31 gelesen. So öde wie das Genre um das es angeblich geht. Ich wäre nicht so vergrätzt, wenn ich mir nicht immer noch vor jeder Reise 2-3 Krimis o.ä. Unterhaltungsware einpacken täte, um zu sehen, was der Markt bietet. Daß die jeweils neuesten oder nicht aus Europa/USA stammenden Krimis besser seien, ist ein alter Hut. Ich halte nichts von Leuten, die ihren Lieblingsautor mit der Behauptung verteidigen, ich hätte das falsche Buch gelesen. Die Feststellung, es würden mehr Krimis gelesen, als literarische Werke, ist beknackt. Mit dem Argument kann man auch sagen, die Hitparade der Volksmusik sei besser als Alban Berg. Leute, die zur Unterhaltung lesen, mögen das tun. Aber sie sollen von mir nicht verlangen, daß ich ihre perversen Gelüste lobe. Es ist keine Sünde doof zu sein, aber eine Schande, sich dessen auch noch zu brüsten.
Chotjewitz
Niemand zwingt sie, lieber Herr Chotjewitz, Kriminalromane zu lesen und auch nicht die öden Kommentare hier. Was mich denn doch interessieren würde, warum Sie zum Beispiel Giuseppe Fava oder Leonardo Sciascia übersetzt haben und ob dies auch kriminelle Unterhaltungsware ist?
Herzliche Grüße
Ludger
Ach, lieber Chotjewitz,
Typen wie Sie waren es, die mir irgendwann im Laufe der Zeit den Spaß an angeblich „anspruchsvoller Literatur“ genommen haben. Tun Sie mir den Gefallen und nehmen nie mehr den Namen Arno Schmidt in den Mund? Oder hämmern ihn in die Tastatur? Das wäre dann eine eklige Vorstellung weniger.
bye
dpr
Die Feststellung, es würden mehr Krimis gelesen, als literarische Werke, ist beknackt.
Und Fakt.
Beknackt wäre eher die Feststellung, dass Leute noch mal auf sich aufmerksam machen wollen, für die sich kein Schwein mehr interessiert, wohl auch deshalb, weil sie ihre großkotzig formulierten ästhetischen Vorstellungen niemals verwirklichen konnten. Das ist halt eine Frage des Könnens, Herr Ch., manch ein Unterhaltungsschreiber hat Kleines im Kopf und vermag es ganz groß umzusetzen.
BTW: Kommas setzen können Se auch nicht.