Ehre, wem Ehre gebührt
vom Krimiblogger
Gabriele Brinkmann hat es geschafft. Ihr sogenannter „Ehrenmord“-Krimi ist weiterhin Gesprächsthema. Mittlerweile hat sich – mit reichlich Pressegetöse – der → Leda-Verlag aus Leer des Buches angenommen und wird es unter dem geänderten Titel „Ehre, wem Ehre…“ veröffentlichen. Ursprünglich hieß der Roman „Wem Ehre gebührt“ – ein Titel, der durchaus zu Komplikationen hätte führen können, da es bereits eine „Tatort“-Folge mit gleichem Titel gibt (siehe → hier). Nun also soll der Roman am kommenden Montag in den Buchhandlungen stehen. Hat die Verlags- und Bücherwelt also endlich wieder neue Helden? Hat sich die Freiheit des Wortes durchgesetzt? Scheint so. Merkwürdig nur, dass die Verlegerin in der Presse gleich auch → verkünden lässt, dass aus Gründen der Vernunft die Polizei am Verlagssitz in Leer und am Wohnort der Autorin Gabriele Brinkmann in Bochum verständigt wurde. Versierte Krimileser dürfen sich wundern: Weil man Verlag und Autorin schützen will (vor wem eigentlich?), kündigt man in der Öffentlichkeit an, dass man die Polizei informiert habe. Echter Personenschutz sieht irgendwie anders, in der Regel nämlich diskreter, aus. Aber Frau Brinkmann, die ihr Buch unter dem Pseudonym „W. W. Domsky“ veröffentlicht, hat die gewünschte Aufmerksamkeit.
Dumm nur, wenn man durch solche fragwürdigen bis hysterischen Presseaktionen auch bestimmte Geister ruft, die man in Bochum oder Leer vielleicht nicht unbedingt sehen möchte. Das islamophobische Blog „Politically Incorrect“, das in seinen Artikeln, vor allem aber in den Kommentaren seiner Leser, den Hass auf Muslime schürt, → hat sich des Themas angenommen. Dort freut man sich:
„Der aus Feigheit und vorauseilendem Gehorsam im Droste-Verlag nicht erschienene “Ehrenmordâ€-Krimi wird nun von einem anderen Verlag veröffentlicht. “
Als Reaktion auf die kurze Meldung kann man dort zum Beispiel den Kommentar von „Antiburka“ lesen:
„Na mal sehen ,ob die Mohammedaner in einigen Monaten der Vorbereitung zu einem Ihrer “Volksfesteâ€â€¦schon genug Flaggen vor Ort haben werden. (…)
Kein Koran in der EU.
Keine “religiösâ€bedingten Morde
Gleichberechtigung von Frau und Mann
Keine Moscheen,keine Hasshütten
Macht ihnen klar das es hier nicht erwünscht ist.
Wir brauchen keine Mohammedaner,oder müssen wir uns in Euren Ländern aushalten lassen?
Müssen wir unsere Heimat verlassen?
Ehrlose Gesellen diese Mahammedaner.“
Gabriele Brinkmann hat es also tatsächlich geschafft. Sie ist dort angekommen, wo sie vermutlich nicht hinkommen wollte. Oder vielleicht doch? Ob sie ihre politisch so sensiblen Kollegen und „Freiheit-der-Kunst-„-Schreier vom „Syndikat“ aus dieser Ecke wieder raus holen? Politische Unterhaltungsschriftsteller haben die da ja genug.
Kommentare
Jetzt ist der kleine, tapfere Verlag wieder zurück von der Frankfurter Buchmesse, die Verlegerin sitzt mit roten Ohren vor dem Bildschirm. So viel Lob macht verlegen. Erst mal natürlich grundsätzlich. Aber erst recht, wenn es von der falschen Seite kommt.
Hier noch mal klipp und klar, liebe Leser: Der Kriminalroman „Ehre, wem Ehre …“ ist NICHT gegen Türken gerichtet. Er ist NICHT antiislamisch. Er ist ein Kriminalroman, nicht mehr und nicht weniger. Er ist gesellschaftskritisch und er ist sehr spannend (finde ich, das muss und kann jetzt jeder Krimileser selbst überprüfen).
Und noch was klipp und klar – auch in Richtung eines benachbarten Blogs 😉
Nein, der Verlag hat KEINEN Polizeischutz beantragt, weder diskret noch indiskret. Im Vorfeld wollte natürlich fast jeder Journalist von mir wissen: „Habt ihr denn keine Angst?“
Ich habe dann versucht klarzumachen, dass ich Angst für unbegründet halte – aus den oben genannten Gründen.
Ein kurzes Telefongespräch mit der Polizei am Verlagsstandort fand allerdings tatsächlich statt. Wir hätten es nicht korrekt gefunden, wenn die Polizei aus der Presse von den Diskussionen über das Buch erfahren hätte.
Ansonsten hoffe ich, dass die Aufregung sich bald legt. Wir haben nämlich etwas ganz Normales getan. Ein Krimiverlag hat sich entschieden, einen guten Kriminalroman zu veröffentlichen. Und jetzt, liebe Leser, tut bitte auch etwas ganz Normales. Lest diesen Kriminalroman und entsch3idet selbst, ob ihr ihn gut findet, So wie ihr es mit jedem anderen Kriminalroman auch tut.
Sehr geehrte Frau Gerdes,
sollte Ihre Bemerkung “auch in Richtung eines benachbarten Blogs 😉 “ in irgendeiner Weise eine Nähe (Nachbarschaft) meinerseits zu dem oben erwähnten Blog suggerieren wollen, so verbitte ich mir das! Ich stehe mit diesem zitierten Blog, seinen Autoren und seinen Kommentatoren in keinerlei Beziehung und distanziere mich ausdrücklich von den Hasstriaden, die dort gepflegt werden.
Des Weiteren bin ich schier entsetzt ob der Naivität Ihrer Zeilen. Sie mögen als Verlag, der das Buch nun veröffentlicht, nicht unmittelbar verantwortlich sein für den Popanz und diesen medialen Unsinn, den Frau Brinkmann mit ihrer ungehobelten und stupiden Kampagne los getreten hat, in der sie sich zu einem “Opfer“ eines “feigen Verlegers“, der den „Schwanz einzieht“, stilisiert hat. Aber Sie möchten als Verlag natürlich davon profitieren – in dem sie nämlich das Buch verkaufen. Offenbar mit einer Startauflage von 3.000 Exemplaren, was für einen Regionalkrimi – wir wissen es beide – schon recht hoch ist. Mit ihrer allzu naiven Hoffnung, “dass sich die Aufregung bald legt“ ist es allerdings nicht mehr getan. Da wurden Geister geweckt, die man nicht so schnell mehr los wird. Die Verantwortung dafür trägt vor allem Ihre Autorin.
Zwar mag es sein, dass sich eine Autorin nicht immer aussuchen kann, von wem sie Applaus kommt. Aber sie darf auch nicht darüber verwundert sein, wenn der Applaus aus einer falschen Ecke kommt, wenn sie genau und bewusst die Vorurteile in eben jener falschen Ecke bedient und forciert. Wenn jemand gleich “Zensur“ schreit und sich in maßlosen Populismus ergeht, ohne wenigstens die möglichen Folgen im Vorfeld zu reflektieren ist, sollte keine Bücher – gerade auch keine unterhaltenden Bücher – veröffentlichen.
Wer als Autorin politisch und moralisch so unsensibel und polternd nach Aufmerksamkeit heischt, die darf sich auch nicht wundern, dass sie in ein mediales Umfeld von “PI“ bis zur “Jungen Freiheit“ gerät und dort als “Freiheitskämpferin“ (oder wahlweise als “kleiner, tapferer Verlag“ ) stilisiert wird. Wer all das tut, nur um ein paar Bücher mehr zu verkaufen, verliert als Autorin (und auch als Verlag) jegliche Glaubwürdigkeit.
Haben Sie die Rezensionsexemplare an “PI“ und “Junge Freiheit“ schon raus geschickt?
Ich finde es grundsätzlich sehr gut, das dieses Thema auch in Form eine Krimis behandelt wird.