Der Doktor und die lieben Maden
vom Krimiblogger
Simon Beckett: Die Chemie des Todes
Haben Sie es gemerkt? Am letzten Freitag gab es eine weltweite Buchpremiere. Noch vor der offiziellen Veröffentlichung in Großbritannien Anfang März ist seit dem 17. Februar das neue Buch von Simon Beckett „Die Chemie des Todes“ in den deutschen Buchhandlungen lieferbar. Dass eine Übersetzung noch vor dem Original erscheint, wenn auch in einem sehr kurzen, zeitlichen Abstand, ist ein seltenes Ereignis in der deutschen Verlagswelt und wird normalerweise mit ziemlich viel Werbeaufwand begleitet. Mancher erinnert sich vielleicht noch an das Tamtam, als 1996 der sechsbändige Fortsetzungsroman „The Green Mile“ von Stephen King weltweit gleichzeitig veröffentlicht wurde. Nun ist Simon Beckett nicht Stephen King: Bislang ist der britische Autor, der in seiner Heimat vier Romane veröffentlicht hat, bei uns nicht aufgefallen. „Die Chemie des Todes“ ist sein fünfter Roman und ein schönes Beispiel dafür, wie mit schlechtem Marketing ein schlechter Roman unter die Leserschaft gejubelt werden soll.
Becketts Buch kommt inhaltlich aus dem Baukasten „Forensiker vs. Serienmörder“: Ich-Erzähler Dr. David Hunter war einst Englands renommiertester forensischer Anthropologe. Nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner Tochter zieht er sich als Arzt in den kleinen Ort Manham in Devonshire zurück. Drei Jahre lebt er dort, ohne dass seine neuen Nachbarn über seine berufliche Vergangenheit etwas wissen. Im Dorf bleibt er ein Außenseiter. Dann jedoch wird die verweste Leiche der Schriftstellerin Sally Palmer entdeckt. Dem Opfer wurden zwei Schwanenflügel angesteckt. Zunächst gerät Hunter unter Verdacht, die Schriftstellerin ermordet zu haben. Als jedoch die Polizei erfährt, dass Hunter einst ein anerkannter Rechtsmediziner war, spannt sie ihn in ihre Ermittlungen und Nachforschungen ein.
Die anderen Dorfbewohner erfahren nichts über seine heimliche Unterstützung der Polizeiarbeit und so kommen Gerüchte auf: Warum holt ihn der ermittelnde Inspektor immer wieder in seiner Praxis ab? Besonders dem konservativen Dorfpfarrer Scarsdale ist Hunter ein Dorn im Auge, und so schürt der Geistliche in seinen Predigten eine Atmosphäre der Angst und der Schuld. Die Paranoia steigert sich als eine zweite Frau aus dem Dorf verschwindet. Mittlerweile ist es Hunter gelungen den Todeszeitpunkt des ersten Opfers halbwegs einzugrenzen. Danach hielt der Täter sein Opfer drei Tage am Leben und folterte es, bevor er es ermordete. Hält sich der Serienmörder an sein Muster, so bliebe auch dem neuen Opfer nicht mehr viel Zeit zum Überleben. Die Suche nach der Frau in den nahe gelegenen Wäldern und Wiesen wird durch aufgestellte Fallen erschwert, die vermutlich der Mörder gelegt hat. Dann wird eine zweite Leiche gefunden, allerdings von einem jungen Mann. Der Fall wird komplizierter.
Flickwerk und falsche Fährten
Beckett mischt seinen Forensik-Thriller mit der düsteren Atmosphäre eines kleinen, englischen Dorfes und einer tränenreichen Liebesgeschichte. Ein bekanntes Design: Ländliche Idylle hinter der sich so manche Geheimnisse, Obsessionen und Rachegelüste verbergen. Dazu der ambivalente Held Hunter, zerrissen zwischen der Trauer um seine tote Frau und Tochter und einer aufkeimenden Liebe zu einer jungen Lehrerin aus dem Ort. Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Der Serienkiller schnappt sich auch noch die junge Lehrerin und Hunter muss endlich handeln – auch gegen den Willen der Polizei – um seine neue Geliebte aus den Klauen der Bestie zu befreien. Ein platter Plot, erzählt in einem platten Stil.
Da nützen auch die ersten beiden Seiten des Romans nichts, in denen Beckett ein Stilleben der Verwesung entwirft. Nüchtern beschreibt er, was so geschieht, wenn man stirbt:
»Kaum ist das Leben aus dem Körper gewichen, wird er zu einem gigantischen Festschmaus für andere Organismen. Zuerst für Bakterien, dann für Insekten. Fliegen. Aus den gelegten Eiern schlüpfen Larven, die sich an der nahrreichen Substanz laben und dann abwandern. Sie verlassen die Leiche in Reih und Glied und folgen einander in einer ordentlichen Linie, die sich immer nach Süden bewegt. Manchmal nach Südosten oder Südwesten, aber niemals nach Norden. Niemand weiß, warum.«
Das ist billige Effekthascherei, die Beckett glücklicherweise nur noch einmal im Buch anwendet. Billig sind auch die penetrant eingebauten Cliffhanger, mit denen der Autor versucht, seine platte Erzählung zusammen zu kleben. Sätze wie »Ohne darüber nachzudenken, traf ich eine Entscheidung, die nicht nur die kommenden Wochen bestimmen sollte, sondern die mein Leben und das Leben anderer verändern sollte.« oder »Damals wusste ich es noch nicht, aber das sollte sich bald auf eine Weise bewahrheiten, die ich am wenigsten erwartet hätte.« oder »In den kommenden Tagen sollte ich an diesen Nachmittag als einen letzten Silberstreif am Horizont zurückdenken, bevor der Sturm losbrach.« sind nichts als schlechtes und kitschiges Flickwerk, deren Aufgabe es ist, der abgedroschenen Handlung so etwas wie Spannung zu verleihen.
Ein schlecht konstruierter und geschriebener Roman also, der weder dem Forensik-Thema noch dem Serienkiller-Motiv wirklich etwas Neues abgewinnt. Dazu kommt ein miserables Marketing: Wenn es schon eine solche Premiere gibt, dann darf man als Verlag auch darauf hinweisen – selbst wenn das Buch grottenschlecht ist. Unglücklich ist ebenfalls die Wahl des Buchtitels, denn das Wort „Chemie“ führt offenbar einige potentielle Leser auf eine falsche Fährte. Die vermuten nämlich ein Sachbuch dahinter. Bleibt die schlichte Gestaltung des Schutzumschlags, die auf den ersten Blick raffiniert erscheint. Schwarzer Rand, schwarze Schrift, weißer Hintergrund. Das erinnert an eine Todesanzeige oder an einen Trauerbrief, der einem mitteilt, dass jemand gestorben ist. Eine unangenehme Assoziation, die zwischen den vielen bunten Covern auf den Neuerscheinungstischen zudem untergeht. Was bei diesem Buch kein Verlust ist.
Simon Beckett: Die Chemie des Todes : Thriller / Deutsch von Andree Hesse. – Reinbeck bei Hamburg : Wunderlich, 2006
ISBN-13: 978-3-8052-0811-6
ISBN-10: 3-8052-0811-1Originalausgabe: Simon Beckett: The Chemistry of Death. – London : Bantam, 2006 (Offiziell lieferbar ab 1. März 2006)
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Links
→ Homepage von Simon Beckett
→ Homepage des Forensic Anthropology Center der University of Tennessee, der sogenannten „Body Farm“. Beckett hat hier vor Ort für sein Buch recherchiert.
Kommentare
Lieber Ludger,
wie gut, dass Du auch schlechte Krimis so ausführlich vorstellst. Wo hat der Autor wohl die Schwanenflügel her, mit denen das Opfer verziert wird? Vielleicht aus David Peaces „1974“? Vom Verwesungsprozess fasziniert zeigt sich übrigens auch so manche Figur in Stephen Booths letztem Roman „The Dead Place“. Nicht gerade ein großer Wurf, aber solide Krimikost, wenn auch, wie viele Bücher heutzutage, viel zu dick.
Herzlich
Joachim
Stimme Dir voll und ganz zu, Ludger. Für alle Mediziner und Diabetiker wie mich übrigens ganz interessant ist die Szene, wo Jenny gefangen gehalten wird (~ Seite 300) und wo sie dringend Insulin braucht. Völliger Stuss – ein Diabetiker braucht nur Insulin, wenn er einen zu hohen Blutzucker hat und den hat er in der Regel nur durch Aufnahme von Energie (Zucker/Kohlenhydrate), was bei einer Gefangenschaft beim Psychopathen eher unwahrscheinlich ist.
Die „Lethargie“, die Beckett da beschreibt, ist eine Unterzuckerung, die nur durch Sport, Alkohol oder Insulin hervorgerufen wird. Alles fehlt der armen Jenny zu diesem Zeitpunkt.
Und selbst wenn Jenny durch den hohen Stress (durch Todesangst) einen etwas höheren Blutzucker als normal hat – sie ist weit vom sog. Zuckerkoma entfernt und könnte diesen Zustand rein was den Zucker betrifft ein paar Tage durchhalten.
Von jemandem, der sich mit Forensik-Thrillern beschäftigt, hätte ich mehr Recherche erwartet, als dass er Klischees (Diabetiker brauchen Insulin – Quatsch, im „normalen Notfall“ brauchen wir das Gegenteil, Zucker!) zu Spannungszwecken missbraucht.
Lieber Joachim,
schlecht geklaut hat der gute Simon Beckett also auch noch. An Peace hatte ich beim Schreiben zwar nicht gedacht, bzw. er war mir nicht präsent, aber jetzt, wo Du es sagst: stimmt! Ich hätte mal in die alte Besprechung schauen sollen.
Vielleicht lag aber auch auf der „Body Farm“ so eine Leiche rum, weil die Wissenschaftler dort wissen wollten, wie eine Leiche mit angenähten Schwanenflügel verwest. Mr. Beckett hat da ja recherchiert.
„The Dead Place“ staubt hier, wie zig andere englischsprachige Bücher, im Stapel ein. Ich komme ja zu nichts…
Liebe Grüße
Ludger
Lieber Lars,
beim Thema Diabetes hat er also auch noch gepatzt. Wenn ich das richtig verstehe, hätte Jenny etwas Essbares gebraucht, oder? Im Gespräch mit Hunter erzählt sie ja einmal, dass sie Diabetes Typ I hat, durch richtige Ernährung und in ihrem Fall durch eine niedrige Dosis Insulin ihre Erkrankung in den Griff bekommen kann.
Schon merkwürdig, dass solche Fehler niemanden auffallen, wenn schon nicht dem Autor dann doch zumindest dem Lektorat.
Liebe Grüße
Ludger
Ich bin auch Typ I-Diabetiker, deswegen haben sich mir bei dieser Schilderung mehr als nur die Nackenhaare gesträubt. Von einem, der vorgibt, medizinisch fundiert zu schreiben, kann ich erwarten, dass er wenigstens die Zusammenhänge einer Allerwelts-Krankheit auf die Kette kriegt. Aber nun ja, ich habe eh nur die ersten vier Seiten und die Kapitel mit Jenny in Gefangengeschaft gelesen – das reichte.
P.S.: An 1974 musste ich auch denken.
P.P.S.: 1977 ist nochmal besser. Freut Euch drauf und lasst dafür alle anderen Titel liegen. 1977 ist ein Meilenstein.
1980 und 1983 sind auch klasse. Ich will sie alle vier diesen Sommer noch mal -und diesmal hintereinander weg- lesen. Ich gestehe ich bin Wiederholungstäterin 😉
Gruß
barb
Ich hab’s gerade hinter mir – nonstop – und zurück bleibt eine gewisse Ambivalenz. Einerseits ist es ein durchaus spannendes Buch, da kann man nicht meckern und da gibt es weitaus schlechtere. Andererseits stimmt es schon, dass es weit, weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Beckett hat es nicht verstanden, auch nur einen der Protagonisten wirklich herauszuarbeiten und z.B Hunter aufgrund seiner Fähigkeiten „ermitteln“ zu lassen, bzw. ihm den technischen, forensischen Part zu überlassen. Stattdessen stolpert dieser viel zu lange ahnungslos durch die Gemeinde und dann auch noch in die Klischeefalle „unschuldige sommersprossige Lehrerin“. Dass er sein privates Trauma mit sich herumschleppt, macht das Ganze auch nicht besser, denn inzwischen scheint es für alle Krimi-Heros irgendwie zwingend zu sein, dramatische persönliche Verluste zu erleiden. Das in Schreibkursen empfohlene Muster des gebrochenen Helden – langweilig und ätzend. Außerdem ärgerlich, dass der gewiefte Leser ohnehin schon nach wenigen Seiten weiß, wer der böse, böse Bube ist – was wiederum den guten Hunter noch unglaubwürdiger macht. Also, für mich ist hier ein überaus spannender Ansatz reichlich vergeigt worden. Wahrscheinlich genügt es einfach nicht, im Internet und sonstwo über „Potter’s Field“ zu lesen und daraus dann einen simplen „Whodunnit“ zu stricken.
Ich habe den Roman auch grade „hinter mir“. Und die Sache mit der Diabetis ist mir derart bitter aufgestoßen, dass ich meinem Verlagsvertreter gleich ein Fax geschickt habe. Bisher leider noch keine Antwort. Ich hätte zu gerne gewusst, wie er diesen derben Schnitzer in dem von ihm angekündigten neuen Bestseller entschuldigt. Falls der gute Mann sich doch noch mal zu Wort meldet, werde ich euch unterrichten, was er dazu meint.
Zum Buch ansich: es gibt wirklich schlechtere Bücher. Der Thriller wird den Ansprüchen vieler meiner Kunden mehr als genügen und sicherlich auch gefallen. (Ja, es gibt Kunden, die an wirklich guten Krimis keinen Gefallen finden. Immerhin gibt es ja auch genug Menschen die Illuminati freiwillig lesen. ist mir auch unverständlich.) Schade fand ich es, dass die Charaktere sehr platt geblieben sind und die Story erst zum Ende hin interessanter wurde.
Die bemängelte schlichte Covergestaltung stört mich hingegen garnicht. Im Gegenteil! Die derzeit angesagten Krimis und Thriller kommen in eher finsteren Gewändern daher und „Die Chemie des Todes“ ist durch die Trauerflorerscheinung ein echter Eyecatcher.
Auch wenn der Roman nicht das Optimum war, werde ich das Anschlußbuch sicher trotzdem lesen.
Liebe krimiblogger,
hier meldet sich der verlag, bzw das deutsch lektorat von simon beckett zu wort. Nichts gegen negative kritiken zu unseren büchern – auch wenn’s weh tut, das sind wir gewohnt.
aber wenn uns zu unrecht schlamperei vorgeworfen wird, dann möchten wir uns natürlich wehren.
Es geht um die diabetes 1-erkrankung des letzten opfers, der lehrerin jenny, bzw, darum, dass sie ohne nahrungszufur angeblich nicht in einen zustand der hyperglämie geraten könne:
Also: diabetis 1 (daran leidet jenny) heißt: der körper produziert überhaupt kein insulin. therapiert werden solche patienten mit insulingaben nach dem basis-bolus pronzip. d.h. 1 teil des gegebenen insulins deckt den immer vorhandenen grundbedarf des körpers an diesem hormon ab, der 2. teil den darüber hinaus durch die mahlzeiten entstehenden bedarf. D.h.: auch wenn ein an diabetes1-erkrankter nichts zu essen bekommt, braucht er die insulindosis für den basisbedarf. Hinzu kommt, dass durch stress der blutzuckerspiegel auch ohne nahrung steigt, also zusätzlicher insulinbedarf generiert wird.
unsere arme entführte, gefolterte lehrerin kann also sehr wohl nach 1, 2 tagen ohne insulin durch hyperglämie in eine ketoaszidose geraten, wie im roman beschrieben.
herzliche grüße,
eva-marie von hippel
programmleitung wunderlich
rowohlt verlage
Liebe Frau von Hippel,
herzlichen Dank für die sachliche Klarstellung zum Thema Diabetes Typ 1. Als Nicht-Diabetiker habe ich mich da auf das Urteil eines Betroffenen verlassen. Die Auswirkungen von Stress auf einen Diabetiker Typ 1 – also in diesem Fall von der entführten Jenny – können individuell ausfallen und zumindest eine Überprüfung des Blutzuckerspiegels wäre für die arme Jenny dringlichst erforderlich.
Herzliche Grüße
Ludger Menke
Um klarzustellen: Eine gewöhnliche Basis/Bolus-Therapie besteht wie richtig beschrieben aus einer Langzeitbehandlung mit lang anhaltendem Insulin und einer mit schnell wirkendem Insulin, das bedarfsmäßig injiziert wird (die sog. ITC, Intensivierte konventionelle Insulintherapie). Da kenne ich mich aus, ich mache das seit drei Jahren täglich (auch als Typ-1-Diabetiker). Und die „Basis“, also das Langzeit-Insulin, wirkt mindestens 24h. So lange verfügt ein Diabetiker mindestens über eine Grundversorgung an Insulin.
Frau von Hippel, wir hatten ja heute schon darüber telefoniert. Das Problem ist nicht, dass das, was Mr. Beckett beschreibt, nicht so eintreten *kann*. Das kann schon passieren, aber nicht unbedingt im Normalfall eines gut eingestellten Diabetikers. Und alles andere hätte einer genaueren Schilderung bedurft.
Dazu kommt: Mr. Beckett schildert die Symptome falsch. Bevor Jenny diesen für ihren „Insulin-Mangel typischen“ Zustand erreichen kann, setzen Geruch nach Aceton im Atem, Durst, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen ein. Über diese Symptome geht Mr. Beckett hinweg, er fängt direkt da an, wo die Ketoazidose aufhört – beim Koma.
siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Diabetisches_Koma
Wenn Jenny allerdings tatsächlich so weit *wäre*, diesen „Dämmerungszustand“ zu erreichen – wie kann es sein, dass sie den über Stunden(!) aufrecht erhalten kann? Wenn´s einmal soweit ist, geht´s ganz schnell bergab.
Nein, ich bleibe dabei. Des Insulin-Mangels alleiniger Zweck in „Die Chemie des Todes“ ist die Erzeugung von Spannung. Wie realistisch das ist und wie genau Mr. Beckett recherchiert hat ist mir so lange herzlich egal, wie ich als an Diabetes erkrankter Leser aus jahrelanger Erfahrung weiß, dass ich in Jennys Situation mit 100%iger Sicherheit andere Sorgen haben würde, als an meine nächste Insulin-Injektion zu denken.
By the way: Wenn Jenny wirklich schon so weit ist, die sich zuerst andeutenden Symptome nicht zu bemerken und direkt ins Vorkoma-Stadium überzugehen, hilft ihr auch kein Insulin alleine mehr weiter. Aber das weiß Jenny sicherlich genau so gut wie Mr. Beckett.
Nichts für ungut,
Lars Schafft
Schön, dass nun irgendwer ein wenig Licht in das Diabetis-Dunkel gebracht hat. Auch wenn nach wie vor Unklarheiten bestehen. Denn mein Vetreter hat mein Fax leider nicht beantwortet….
Hallo in die Runde,
also ich bin jetzt erst recht verwirrt. Wie Lars schon richtig feststellt, dient die Diabeteserkrankung von Jenny dem Autor vor allem dazu, noch einen Tacken mehr Spannung in die Geschichte zu bringen, die Dramatik noch zu erhöhen. Wobei: Eigentlich reicht es ja schon, dass sich die arme Jenny in den Klauen des Mörders befindet. Wie sich ihre Diabeteserkrankung unter Stress auf ihren körperlichen Zustand auswirkt und ob das vom Autor nun „realistisch“ ist, bleibt für mich allerdings unklar.
Herzliche Grüße
Ludger
Komischer zufall, ich suchte eigentlich nur ein Cover um das Buch auf einer Seite vorzustellen, die Kritik wiedderum finde ich etwas überzogen, den ich habe das Buch auch gelesen, und bin über den veriss doch leicht verdutzt. Ist der Schwerpunkt den auf Glaubwürdigkeit oder Unterhaltung eines Buches ausgelegt?
Ich fand alles sehr eingängig geschrieben, und die ständigen Besuche Hunters in der Gemeinde, Kombiniert mit den fast überlesbaren Anspielungen haben mich paranoid immer neue (und ab und an absurde) Theorien aufstellen lassen.
Es ist sicher nicht der Thriler Nummer 1, aber ich bin nicht angetan zu sagen das er „schlecht“ ist.
Ist der Schwerpunkt den auf Glaubwürdigkeit oder Unterhaltung eines Buches ausgelegt?
Eine interessante Frage. Ich denke, Glaubwürdigkeit und Unterhaltung sollten sich nicht zwangsläufig ausschließen, im Gegenteil. Ein Kriminalroman oder ein Thriller, der unterhalten will, muss schon in sich selbst stimmig sein, sonst unterhält er mich nicht – weil er mich dann eher verärgert.
Viele Grüße
Ludger
[…] Der Roman ist auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel “Die Chemie des Todes” erschienen. Eine Besprechung zum Buch finden Sie hier. […]
Hmmm. Die medizinischen Details sind doch eigentlich irrelevant für den Wert des Romans als unterhaltende Lektüre: Hätte der Autor eine andere Krankheit gewählt, um den Zeitdruck zu verdeutlichen, wär’s doch auch recht. Oder? Schliesslich ist es kein Fachbuch für angehende Ärzte.
Was mich in der Buchhandlung überhaupt dazu bewogen hat, „Die Chemie des Todes“ anzufassen: Das absolut unübliche Cover. Schlichte Gestaltung, ohne die bei Thrillern übliche Fotomontage, einer Imitation des „Sakrileg“-Stils oder den Ausschnitt aus einem Ölgemälde, daher aufmerksamkeitserregend.
Vielleicht hätte man das komplette Buch lesen sollen?
Wenn ich an das Buch zurückdenke zeigte Jenny durchaus auch die anderen Symptome wie Durst, Müdigkeit u.s.w. Und sie ist nicht ganz plötzlich ins Koma gefallen.
Ich fand das Buch recht gelungen, was aber vielleicht auch daran liegen mag, dass ich kein Fan klassischer Krimis bin. 😉
Kritik soll Kritik bleiben und ist jedermanns Recht. Aber muss man so über das Ziel hinausschießen?
Ich fass es nicht, dass ich hier jetzt echt meinen Senf dazugeben musste… Normalerweise hab ich besseres zu tun. „Du“ nicht auch?
Also ich muß mal den Leuten hier recht geben, die den Roman verteidigen. Ich als angehender Mediziner finde die Schilderung durchaus laubwürdig denn (und das kann ich nach sechs Jahren medizinischer Erfahrung behaupten) dieser im Buch beschriebene Fall KANN OHNE WEITERES eintreten. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht die höchste aber es ist dennoch möglich.
Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit nicht geringer als die Wahrscheinlichkeit dass es in einem kleinen englischen Dorf eine Mordserie gibt. Also ist die Glaubwürdigkeit unumstritten. Zumindest im Universitätsklinikum Heidelberg, denn wir Mediziner haben den Roman hier alle gelesen und keiner fand den Part überzogen unglaubwürdig.
Und wie mary schon schrieb. Die relevanten Vorsymptome sind durchaus alle korrekt beschrieben worden. Meines Erachtens auch von durchaus ausführlicher Natur.
Ich finde das Buch überdurchschnittlich gut wobei ich den Nachfolger Kalte Asche nochmal sehr viel besser fand. Kalte Asche ist für mich ein Erster Klasse Krimi.
Ich finde, das Buch ist sehr gut zu lesen. Spannend,interessant und auch das Ende gefällt mir recht gut.Ich frage mich ,wieviel Langeweile man haben muss ,um das Buch so dermaßen auseinander zu pflücken. Geht mir doch sonst wo vorbei,ob Symtome wie Übelkeit ,Schwindel vorkamen oder nicht? Wenn ich was über Diabetis wissen will,dann lese ich kein Thriller,sondern ein Medizinbuch.
Ich finde, das Buch ist sehr gut zu lesen. Spannend,interessant und auch das Ende gefällt mir recht gut.Ich frage mich ,wieviel Langeweile man haben muss ,um das Buch so dermaßen auseinander zu pflücken. Geht mir doch sonst wo vorbei,ob Symtome wie Übelkeit ,Schwindel vorkamen oder nicht? Wenn ich was über Diabetis wissen will,dann lese ich kein Thriller,sondern ein Medizinbuch.
Lieber Ludgar,
eigentlich wollte ich zu dieser eigenartigen Insulindiskussion keine Aussage abgeben, da ich aber mich morgen über diese Diskussion im Zusammenhang mit der Realitätsfrage ein wenig mokiere, wäre es unfähr, nicht doch etwas zu schreiben.
Völliger Stuss – ein Diabetiker braucht nur Insulin, wenn er einen zu hohen Blutzucker hat und den hat er in der Regel nur durch Aufnahme von Energie (Zucker/Kohlenhydrate), was bei einer Gefangenschaft beim Psychopathen eher unwahrscheinlich ist.
So wie ich das verstanden habe, liegt die Diabetikerschulung beim guten Lars schon ein wenig zurück. Er sollte über eine Auffrischung nachdenken.
Der Bluckzuckerspiegel ist tatsächlich Triebfeder des Insulinbedarf. Er ist selber Spielball hormoneller Kräfte. Es gibt Hormone die als Gegenspieler des Insulins wirken (sog. Antagonisten) und den Blutzuckerspiegel erhöhen. Zwei der wichtigsten Gegenspieler sind Adrenalin und Cortisol.
Und beide Hormone sind nolens volens Streßhormone. [Tatsächlich ist die Erstmanifestation eines Diabetes in Stresssituationen sogar relativ häufig.] Und wenn die Gefangenschaft bei einem Psychopathen kein Stress bedeutet, was dann ?
Die Symptomatik eines diabetischen Komas, so hat man mir im Studium beigebracht, ist nicht immer charakteristisch und eine der wichtigste Fehldiagnosen des Komas durch Überzucker (hyperglycämisch) ist das Koma durch Unterzucker(hypoglycämisch).
Den „Insulintrick“ in der Gefangenschaft habe ich auch schon in einem anderen Krimi gelesen – ich finde ihn legitim.
Beste Grüße
bernd
* Lässt sich alles ergoogeln und somit überprüfen.
[…] Mutmaßungen über Dinge angestellt, von denen offensichtlich sowieso keiner etwas versteht (-> hier). Wie zahlreiche Diskussionen bei Crimespace zeigen, scheinen Autoren darauf mit einer […]
[…] Wikipedia + Rezensiert wurde ”Die Chemie des Todes” bereits bei Literaturschock, beim Krimiblog und natürlich auf der Krimi-Couch […]
Hallo Ihr lieben „Chemie des Todes“- Leser!
Es ist sehr interessant die Kritiken über diesen Thriller, den ich persönlich klasse finde,zu lesen.
Mein Kommentar dazu ist, dass die Leute, die kein Diabethes haben froh sein können, nicht darunter zu leiden und die, die es haben einem Leid tun können.Und wer sich über diesen Roman so negativ ausgelassen hat, sollte mal versuchen eine Top-Roman zu schreiben….damit alle gefesselt sein können über dieses so perfekte Buch, dass dann wohl bestimmt ein Bestseller werden müsste.
Jetzt bin ich gerade mit „Kalte Asche durch“ und finde ihn ebenfalls Klasse.Nun bin ich überaus gespannt ,was die Thriller-Forensiker für gute Arbeit leisten, und wieder einen Grund zum bemängeln finden.
Es könnte spannend werden!;0)
Beste Grüße
Andrea