Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Liebes Krimiblog,

ja, Du wurdest von mir vernachlässigt. Das Adjektiv „sträflich“ spare ich mir mal, klingt immer so komisch bei Krimiblogs. Stoisch hast Du immer wieder auf neue Einträge gewartet. Ohne zu murren hast Du nach wochenlanger Abstinenz immer wieder mal Bloghäppchen von mir aufgenommen. Das finde ich sehr nett von Dir. – Was? Wo ich mich rumgetrieben habe? Also hör‘ mal, ich hab‘ zwei Volontärinnen groß gezogen. Das war … ganz schön. Schön, anstrengend und zeitraubend.

Gut, und ich gebe es zu, ich war auf ruheloser Wanderschaft. Das Netz ist einfach zu groß. Aber guck mal, ich habe Dir ja auch was mitgebracht. Du hast jetzt ein → mobiles Outfit, damit man Dich auch vom Handy aus ansehen kann. Selbst auf Smartphones machst Du, dank eines → hübschen Plugins, jetzt eine gute Figur. Tja, und bei Facebook hast DU deine eigene Seite. → www.facebook.com/krimiblog heißt die. Sowas hat nicht jedes Blog. Da stelle ich Dir jeden Tag – von montags bis freitags – einen kurzen Krimitipp des Tages vor. „Ungelesen, angelesen, quergelesen“. Schau‘ doch mal vorbei, vielleicht ist ja auch was für Dich dabei. Ach, und Fan werden kann man übrigens auch davon.

Brief an Michael Kelly, Privatdetektiv, Chicago

Winterberg, im März 2010

Sehr geehrter Mr. Kelly,

zunächst möchte ich Ihnen mein Beileid zum Tode ihrer langjährigen Freundin Nicole aussprechen. Ihre Ermordung, deren Zeuge ich während der Lektüre Ihres ersten Falles “Preis der Schuld“ wurde, hat mich gerührt, so wie mich auch die gesamte Lektüre überrascht hat. Versprachen doch Klappentext und Pressestimmen einen “Raymond Chander für das 21. Jahrhundert“, einen Privatdetektiv in der Tradition von Sam Spade und Philip Marlowe. Gewiss, diese Tradition will ich Ihnen nicht absprechen, schließlich sind Sie Privatdetektiv in Amerikas Windy City, dort, wo auch zum Beispiel ihr weiblicher Gegenpart V. I. Warshawski ihrem Job nachgeht. Dennoch sind Sie ein wenig anders: Sie lesen Aischylos und Homer, die griechische Mythologie mit ihren blutigen Fehden ist Ihnen nicht unbekannt. Selbstverständlich tauchte bei mir während der Lektüre ihrer Geschichte einmal mehr die Frage auf, inwieweit griechische Dramen und Epen immer auch schon Kriminalerzählungen sind und ob wir letztlich nicht immer wieder in der Kriminalliteratur diese Erzählformen durch deklinieren. Die Verknüpfung, die Ihr geistiger Vater Michael Harvey da herstellt, ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz.
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Briefe an Romanfiguren

“Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde“ – dieses Zitat von Jean Paul ist bekannt. Es führte mich zu einer Überlegung: Wenn Autoren uns Lesern dicke Briefe schreiben, dann könnten wir Leser doch auch zurückschreiben. Allerdings: Wohin soll ich meine Briefe schicken? Wo wohnen sie denn, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller? Da ich ernsthaft keine Lust habe, Telefonbücher und Adressverzeichnisse zu durchstöbern – und wer ist da schon zu finden? – und die Verlage kaum die Anschriften ihrer Autoren herausgeben (bei einigen Autorinnen und Autoren durchaus berechtigt), habe ich mir eine andere Lösung überlegt. Ich schreibe nicht an die Autoren, ich schreibe an die Romanfiguren. In der Regel weiß ich, wo die wohnen, nämlich im Buch. Veröffentlichen werde ich diese Briefe → hier im Krimiblog, was das Porto spart und außerdem können Sie, wenn Sie mögen, mitlesen.

P.S.: Einen ersten Brief → finden Sie hier.

Baustellenbesuch

Baustellen finde ich eigentlich langweilig. Diese → hier ist hingegen sehr spannend. Robert Schekulin, geschätzer Krimibuchhändler aus Freiburg und Neuübersetzer von → Joseph Hansen, hebt seine Archiv-Schätze und baut nach und nach ein → „Krimi-ABC“ auf. Die Idee dahinter:

„Ein Autoren-Alphabet, mit Büchern und Autoren, die leider Geheimtipp geblieben sind und/oder vom deutschsprachigen Markt wieder verschwunden sind. Das heißt: Bücher / Autoren, zu denen man mit Google oder auf den üblichen Krimi-Websites (krimi-couch etc.) kaum etwas findet. „

Schön, dass er nicht beim Buchstaben A beginnt, sondern beim Buchstaben H. Da finden sich nämlich Autoren wie Hugo Hamilton, Steve Hamilton und „sein“ Joseph Hansen (bitte nach unten scrollen). → Schauen Sie mal vorbei.

Barry Forshaw über seine Stieg-Larsson-Biografie

Der britische Krimikritiker, Journalist und Herausgeber der Zeitschrift „Crime Time“ → Barry Forshaw veröffentlicht im April 2010 seine Biografie über den schwedischen Krimiautor Stieg Larsson. Forshaw, der erst kürzlich die Enzyklopädie „British Crime Writing“ herausgegeben hat, beschreibt in einem zweiteiligen Videobeitrag für „Beyond Books“ die Arbeit an seiner Biografie „The Man Who Left Too Soon: The Biography of Stieg Larsson“. Hier die Videos:
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Blogtipp: mord & totschlag

Es ist ein Blog! Krimiautor Ullrich Wegerich („Berliner Blut“, „Berliner Macht“) ist unter die Blogger gegangen. Unter www.ullrichwegerich.de gibt es jetzt Neuigkeiten, Rezensionen und Links zum Thema Krimi. Reinklicken.

Krimiautor Dick Francis gestorben

Der britische Krimiautor Dick Francis ist am Sonntag im Alter von 89 Jahren auf Grand Cayman gestorben. Dies teilte sein Sohn Felix mit. Francis wurde auch bei uns durch seine Romane, die im Pferdesportmilieu spielen, bekannt. Er war selbst als Jockey aktiv, startet für den Stall der „Queen Mum“ bis er 1957 nach einem Sturz das Reiten aufgeben musste. Als Schriftsteller veröffentlichte er mehr als 40 Romane, die in über 20 Sprachen übersetzt wurden. Nach Angaben seiner Familie starb er an Altersschwäche. Wie die BBC mitteilt, nahm auch das britische Königshaus die Nachricht vom Tod des Autors mit Trauer auf.

Links:
→ Meldung bei der BBC (engl.)
→ Nachruf bei der BBC (engl.)
→ Nachruf bei „The Guardian“ (engl.)
→ Nachruf bei „Times Online“ (engl.)
→ Nachruf bei „Telegraph“ (engl.)
→ Nachruf bei „Daily Mail“, mit zahlreichen Fotos (engl.)
→ Meldung der dpa
→ Dick Francis in der Wikipedia
→ Artikel bei Sarah Weinman mit vielen weiteren Links (engl.)

Im Dunkeln

„Der britische Krimiautor David Peace befragt für die Frankfurter Rundschau seinen amerikanischen Kollegen James Ellroy darüber, wie er recherchiert und warum er froh ist, keine Familie zu haben.“

Klingt gut. Stimmt aber nicht. Die Frankfurter Rundschau leistet sich keineswegs den renommierten Autor David Peace → als Interviewer. Der hat James Ellroy bereits Anfang Januar 2010 für The Guardian → interviewt. Die FR hat das Interview, das den schönen Titel „Ich liege im Dunkeln und denke nach“ trägt, lediglich übersetzen lassen und offenbar die Lizenz für den Nachdruck gekauft. Eine Quellenangabe für das englische Original fehlt – selbstverständlich – bei der FR. Qualitätsjournalismus eben.

Die Frau mit den 5 Elefanten

Swetlana Geier "Die Frau mit den 5 Elefanten"

Swetlana Geier: Die Frau mit den 5 Elefanten

Gerade habe ich die neuen Kinofilme, die in dieser Woche starten, fürs Internet vorbereitet und bin dabei über dieses – vermutlich – wunderbare Fundstück gestolpert. Vadim Jendreyko porträtiert die Dostojewskij-Übersetzerin → Swetlana Geier. Der Film startet am kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos. Das ist nun wirklich mal spannend: Eine Kinodokumentation über das Übersetzen, über die Übersetzerin und die große Liebe zur Literatur und zur Sprache.
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Blogschau: Krisenzeit & Sonnenschein

Zum Start in die neue Woche ein Blogtipp: → „Krisenzeit und Sonnenschein. Blog für eine neue Realität.“ nennt sich das elektronische Tagebuch, das schon seit 2006 gibt und das hiermit ausdrücklich zur Lektüre empfohlen wird. Aktuell zum Beispiel die → Rezension zu Angelos Petrallas Roman „Nazi Paradise“. Gutes Lesen.