Ermittlungen trotz Erkältung

vom Krimiblogger

ErmittlungenDas richtig fiese an grippalen Infekten ist nicht die laufende Nase, der störische, krächzende Husten, der brummende Kopf, nein, richtig gemein ist, dass Onkel Doktor einen krank schreibt, man ein paar Tage zu Hause im Bett liegt und vor lauter Schnupfen, Husten, Krächzen nicht lesen kann. Nichts will wirklich in den Kopf, der ist einfach nur verstopft. Ich verschlafe also ganze Tage im düsteren Dämmerzustand und kein gedrucktes Wort dringt zu mir vor. Allerhöchstens ein wenig Radio oder Fernsehen. Zumindest das Tagesprogramm des TV ist allerdings so grauenvoll, dass ich nur noch kränklicher werde. Wie schön waren die Kindertage, als das Fernsehen erst um 17 Uhr begann, morgens gab es nur Sesamstraße und Bildungsfernsehen. Wenn ich krank war, durfte ich im Wohnzimmer vor dem dunkel-hölzernen Musikschrank sitzen und meinen Lieblings-Hörspiel-Platten lauschen: Robinson Crusoe, in einer schaurigen Einspielung mit Friedrich Schoenfelder als Erzähler, oder Gullivers Reisen, von denen ich leider nicht mehr weiß, wer sie gesprochen hat.

Natürlich: Es gab in meinem Kinderleben auch weniger literarische Gesellen – zum Beispiel Hörspiele und Comics von Fix und Foxi (unvergesslich ist mir die Geschichte mit dem Käsekuchen, in den die Rosinen mit einer Pistole geschossen wurden).

Als Erwachsener zwinge ich mich doch, wieder ein Buch zu lesen. Zum Beispiel Juan José Saers „Ermittlungen“. Ein Krimi (wenn ich den Roman so nennen will), der auf und mit zwei Ebenen spielt: Die eigentliche Krimihandlung in Paris, wo ein brutaler Killer bereits 27 alte Frauen um die Ecke gebracht hat und Kommissar Morvan im Dunkeln tappt sowie die Ebene des Autors Pichón, der zwei Freunden eben diese Geschichte aus Paris erzählt. Keine leichte Lektüre für einen verschnupften Kopf, den Saers Sätze können schon mal eine halbe Seite einnehmen. Noch habe ich Hoffnung, dass sich die Anstrengung lohnt.