TagesSatz
vom Krimiblogger
„mit dem bloggen und dem redaktionellen schreiben verhält es sich eben so, dass die einen es aus freude machen und die anderen um kohle zu schäffeln. und also werden wenige der journalisten jemals erfahren, worum es beim bloggen wirklich geht.“
claus bei → blogbar
Kommentare
Hallo Ludger,
hm… aus Freude? Wenn ich mir so das Gezänke um dieses ominöse Preisbloggen bei der „Zeit“ betrachte, hab ich da doch meine Zweifel. Weiß nicht, wer sich da mehr blamiert hat, die Preisstifter oder die potentiellen Preisträger (oder eben Nicht-Preisträger). Macht es wirklich Freude, sich darüber zu streiten, ob es nun DAS oder DER Blog heißen muss? Ist es wirklich etwas anderes als saudumm, das Bloggen an sich als Angelegenheit von „jungen Leuten“ zu reklamieren und jeden über 30 als „Opa“ zu titulieren? Also ich sehe das inzwischen nüchterner mit der „Freude“. Jedenfalls bei einigen. Und dass gut gemeint nicht immer gut gemacht ist…
bye
dpr
Hallo, lieber dpr,
gut, die Nabelschau mancher Blogger, die Selbstbeweihräucherung, finde ich auch ärgerlich. „Echte“ Journalisten sind allerdings da noch schlimmer. Wer monatlich den „Journalisten“ + diverse Blättchen des DJVs liest, wird wissen, wovon ich rede: 2 % wichtige Berufsinformation + Stellenanzeigen, die restlichen 98% Content entfallen auf unwichtige Personalien und Möchtegern-Selbstkritik.
Das Preisbloggen der ZEIT, naja, ungefähr so wichtig wie der Glauser-Preis. Aber das kann ja noch werden…
Wer reklamiert das Bloggen denn als Jungspund-Angelegenheit? Bestimmt wieder irgendwelche Marketing-Futzis, vermutlich die überflüssigste Berufsgruppe, die es gibt. Die müssen so etwas sagen, sonst haben sie gar nichts zu sagen und keiner würde sie wahrnehmen.
Über das „Opa“ ab 30 habe ich mich schon gewöhnt. In der schwulen Szene ist das täglich Brot. Ansonsten:
Freude am Bloggen, Freude durchs Bloggen, Freude mit Bloggen – immer! Das lasse ich mir so schnell nicht nehmen.
Liebe Grüße
Ludger
Na, Ludger,
dass du dir die Freude am Bloggen nicht nehmen lässt, hoffe ich doch schwer! Was mich ärgert, ist wieder dieses Modegesülze, das um das Bloggen herum gemacht wird. „Ist 2005 das Jahr des Blogs?“ etc. und diese vielleicht beginnende Schickimickisierung, dieses Sichabschotten von den „Opas“ und „Gerontologenblättern“ (um mal einige Ausdrücke aus der Preisbloggerei zu zitieren). Vielleicht hab ich auch nur das generelle Problem, dass mir Menschen, die ZU ALLEM eine Meinung in die Welt blasen müssen, suspekt sind. Aber okay, sollen sie. Ich muss ja auch nicht ALLES lesen. Beim Thema „Journalisten“ sind wir uns, wie meistens, natürlich einig…
bye
dpr
Hallo Ludger,
„Wer reklamiert das Bloggen denn als Jungspund-Angelegenheit?“
natürlich gibt es da eine gewaltige Alters- und Sozialschere.
Die allerallerallermeisten situierten Post30er die ich kenne, wissen noch nicht einmal etwas mit dem Wort blog anzufangen. Wenn´s gut ist träumen die von den kulturellen Werten von früher.
Mit besten Grüßen
bernd
Hallo Bernd,
„Wenn´s gut ist träumen die von den kulturellen Werten von früher.“ – Das finde ich eine schöne Formulierung.
Ich bin da gespalten – liegt es am Desinteresse der etwas älteren Leute oder am Jugendwahn dieser Gesellschaft? Schwer zu sagen, allerdings denke ich, den derzeitigen Jugendkult können wir uns nicht mehr lange leisten, dafür werden zu viele älter.
Viele Grüße
Ludger
Nun, meine Wenigkeit ist 44 Jahre alt. Somit gehöre ich vermutlich zu einer – allerdings nicht sehr – kleinen Minderheit der Blogger – Gemeinschaft. Die Diskussionen im Zeit – Blog um das Preisbloggen habe ich mit Kopfschütteln verfolgt und meinen Senf ab und an dazugegeben. Mir scheint, es gibt immer bestimmte Gruppen, die Zeiterscheinungen und moden für sich allein gepachtet haben wollen, die beginnen abstrakte Standards zu definieren, die neben der Prägung gleichzeitig Macht – und Einflußstrukturen generieren und zementieren wollen (was die Zeit bzw. Herr von Randow ja ebenfalls versucht und damit a) das ganze Projekt gefährdet und b) die -abstruse und oft polemische – Diskussion erst losgetreten haben. Ich war eigentlich ganz froh, in die Nominierungsphase gekommen zu sein, denn das hat viele Leser auf meine Seite gespült, von denen vielleicht einige ja hängen bleiben. Die Diskussion um die Selbstverliebtheit der Blogger halte ich für recht überflüssig, denn bei jedem, der sich dezidiert in der Öffentlichkeit präsentiert, setze ich ein bestimmtes und bestimmendes Maß an Narzißmus und Exhibitionismus voraus, schon deshalb, weil eine Existenz außerhalb einer größeren Öffentlichkeit ja durchaus vorstellbar, lebbar ist. Und ich selbst : ich möchte gelesen werden, gelobt werden, gemocht werden – als Person und als Blogger. Als letzterer versuche ich unentwegt, dafür auch Gründe zu schaffen. 😉 LG rollblau
Hallo rollblau (darf ich „Jungchen“ zu dir sagen?),
Selbstverliebtheit, geliebt werden wollen: logo. Wer aber so alt ist wie wir (also schon mehr gesehen hat als die Ecken seiner Eierschalen), der weiß auch, dass sich dieser Egozentrismus nach nichts mehr sehnt als nach Gemeinschaft („community“ heißt das jetzt wohl), nach Nivellierung, Uniform etc. Man ist nicht mehr nur Blogger, weil man bloggen will, sondern weil das eigene, nach außen drängende Ich auf den Wellen einer Mode, eines Trends transportiert werden möchte. Wäre ich Psychologe, würde mich das brennend interessieren.
bye
dpr
Hallo dpr, das sehe ich für mich nun recht pragmatisch : Für mich sind weblogs die Möglichkeit, aus meiner Lektüre einen bestimmten zusätzlichen Wert zu erzeugen – unabhängig von meinen mangelnden html, php – Kenntnissen. Bevor ich auf Webloganbieter stieß, die mir kostenfrei die für mich optimale Umsetzung boten, war ich am Überlegen, ob ich das, was ich derzeit als „Weblog“ abliefere, nicht als msn – Group laufen lasse. Meine leichten Vorbehalte gegenüber msn und eine eventuell fehlende Öffentlichkeit haben aber dagegen gesprochen. Die Präsenz in einer Community (direkt bei blogigo oder als Blogger generell) hat mehrere Aspekte. Für mich ist das Veröffentlichen aus Programmier – und finanziellen Gründen an einen Anbieter gebunden, hat darüber hinaus auch den Vorteil, zumindest auch mal erste Interessenten und damit eine bestimmte Wahrnehmungsmöglichkeit zu schaffen, die Existenz als Blogger allgemein schafft darüberhinaus noch ein gewisses Maß an Austausch – so wie hier… 😉 Allerdings bewege ich mich selten von meinem Interessensbereich Literatur fort…. LG rollblau
Klar, rollblau,
hinsichtlich der pragmatischen Seite gebe ich dir völlig Recht. Was mir bei „Community“ in letzter Zeit so ein bisschen auffällt (ohne es verallgemeinern zu wollen!), sind diese fast putzigen Normierungsphantasien. Das ist so, als würde ich unseren Ludger aus der Blogger-Community verbannen wollen, weil ein echter Blog nicht so grafisch herausgeputzt sein darf oder weil er das Amazon-Banner verwendet, um „so richtig abzukassieren“. Solche pueril-juvenilen Geschichten. War ja auch mal jung. Da hat man allen, die die Haare nicht lang trugen, von vornherein misstraut. Oder Tony Marshall hörten statt Television.
bye
dpr
Das hatte ich schon in meinem ersten Beitrag geschrieben : Normierung bedeutet für mich auch immer, daß eine Interessensgruppe eine Macht – und Gestaltungsposition reklamieren und zementieren will. Ich denke aber nicht, daß das funktionieren wird, da die Sanktionierungsmöglichkeiten fehlen. Gelesen werden nämlich alle Blogs, egal, ob sie irgendwelchen Kriterien entsprechen oder nicht. Da hilft die blinde Gerechtigkeit der Suchmaschinen. 😉 Allerdings glaube ich nicht, daß „abweichendes Verhalten“ jemals prämiert wird… Was aber auch nicht sein muß. 😉 LG rollblau