Die tägliche Dosis Mord und Totschlag
vom Krimiblogger
Deutsche Krimiblogs – leider immer noch ein trauriges Kapitel im Internet. Dabei mögen Krimileserinnen und Krimileser fast nichts so sehr, wie die tägliche Dosis Mord und Totschlag. Portale zum Thema gibt es mittlerweile einige, doch wo bleiben die Stimmen von klugen Krimileserinnen und Krimilesern?
Neu sind deutschsprachige Krimiblogs nicht: Schon vor über sieben Jahren pflegte der Freiburger Krimibuchhändler Robert Schekulin ein → Krimitagebuch im Internet. „Angelesen, halb gelesen, ganz gelesen“ – so lautete das Motto von Roberts Notizen, in denen er kenntnisreich, humorvoll und mit viel Liebe zum Krimi über seine Leseerfahrungen berichtete. Über Permalinks und Trackbacks – Begriffe, die heute zum Wortschatz jedes Bloggers gehören – machte man sich damals noch nicht allzu viel Gedanken. Robert stellte seine Notizen einmal monatlich gesammelt ins Netz und wurde (hoffentlich) gelesen. Seit über einem Jahr gab es dann leider keine Aktualisierungen mehr im Krimitagebuch. Ein – wie ich finde – herber und trauriger Verlust, denn die kleine, deutschsprachige Krimiszene ist nicht gerade gesegnet mit klugen Leuten, die interessant über das Genre schreiben können. Robert gehört für mich eindeutig dazu, schade, dass er dazu nicht mehr die Zeit findet, seine Leseerfahrungen im Tagebuch uns mitzuteilen.
Dafür trat Anfang dieses Jahres ein neues, regelmäßig gepflegtes Krimiblog in mein Leben → „Watching the detectives“ heißt die Rubrik, die wochentäglich von Dieter Paul Rudolph beim Hinternet gepflegt wird. Dazu kommen seit kurzem auch Rezensionen, bislang vor allem englischer und amerikanischer Originalausgaben, von Dr. Bernd Kochanowski. Für dieses Blog gilt: Tägliche Lektüre ist Pflicht und Lust zugleich.
Ein weiteres, relativ junges → Krimitagebuch stammt von dem Hamburger Journalisten und Krimikritiker Tobias Gohlis. Als Vorsitzender der KrimiWelt- Jury berichtet er über Begegnungen mit Autoren oder kommentiert aktuelle Entwicklungen in der Krimiszene. Dies alles ist nachzulesen bei Arte. Leider auch nur ein- oder zweimal im Monat aktualisiert.
Gerne würde ich hier jetzt noch viel mehr deutschsprachige Blogs aufführen, die sich hauptsächlich mit Kriminalliteratur beschäftigen – leider gibt es die aber (noch) nicht. Natürlich: Einige Krimiautorinnen und –autoren führen Blogs, auch einige gute Bücherblogs äußern sich gelegentlich zur Kriminalliteratur. Aber: Blogs, die sich aus Kritiker- und Lesersicht schwerpunktmäßig mit Krimis beschäftigen, fehlen.
Dabei wären gerade Blogs für Krimileserinnen und –leser eine ideale Plattform: Sei es, um die tägliche Krimilektüre einfach wie in einem Notiz- oder Lesetagebuch festzuhalten, sei es, um spontane Gedanken zu Krimis, Krimiautor/innen, Krimiverlagen oder Krimiveranstaltungen nieder zu schreiben, sei es, um ganz einfach Krimirezensionen zu veröffentlichen oder um Grundsätzliches zum Thema Kriminalliteratur zu sagen. Denn Blogs haben einen großen Vorteil gegenüber den großen, gut gepflegten Krimirezensionsportalen: Sie können wunderbar subjektiv und provozierend sein. Sei müssen auf keine möglichen Werbekunden Rücksicht nehmen, sie können spontan, witzig, traurig, elegant oder knackig kurz sein.
Die zehnte, positive Rezension zu Fred Vargas neuem Knüller „Der vierzehnte Stein“ haut mich nicht wirklich vom Hocker. Spätestens bei der sechsten Besprechung habe ich eigentlich schon alles erfahren, was das Buch so wertvoll macht, über die achte Besprechung fliege ich nur noch drüber und bei der zehnten muss ich mir die Hand vor den Mund halten. Dazu kommt bei manchen Rezensenten, das haarkleine Nacherzählen der Handlung. Würde ich ständig alle Krimirezensionen im deutschsprachigen Internet vollständig lesen, bräuchte ich eigentlich keine Krimis mehr lesen. Letztlich machen Krimiportale alle das Gleiche, natürlich mit gewissen Unterschieden und Gewichtungen. Hier findet man fundierte Besprechungen, dort ausführliche Bibliographien, und bei dem dritten Portal gibt es reichlich Interviews mit deutschen Krimiautor/innen. Schön – immerhin mehr, als es vor ein paar Jahren gab. Aber ist das wirklich schon alles? Wo bleibt die Vielfalt?
Blogs, von einzelnen Leserinnen und Lesern, aber auch von Verlagsmenschen, Kritiker/innen oder Krimbuchhändler/innen geschrieben, würden viel mehr Farbe ins Krimispektrum bringen, davon bin ich überzeugt. Warum berichtet nicht eine Lektorin über ihre tägliche Arbeit? Was erlebt ein Krimibuchhändler in seinem Geschäft? Wo hat die Krimileserin mit ihrem Agatha-Christie-Schmöker wieder mal schiefe Blicke geerntet? Wer hat Tipps, wie man an vergriffene Ed McBain-Bücher herankommt und was hat er bei der Suche so erlebt? Wer liest vor allem englische/französische/schwedische/italienische/spanische – also originalsprachliche – Krimis und kann uns Einblicke in fremde Krimilandschaften bieten? Wer hat sich auf bestimmte Krimiautor/innen spezialisiert und kann darüber bericht. Dazu vielleicht noch ein wenig Gossip aus der Szene – oder sind Krimimenschen furchtbare Langeweiler? Es muss doch mehr geben als Krimi lesen, Krimi besprechen, Krimi-Besprechung lesen – nächster Krimi bitte.
Ganz bewusst habe ich auf die Autor/innen verzichtet. Die schreiben sowieso und wissen, wie und wo sie sich zu äußern haben (oder auch nicht). Mir geht es um die Leute, die sonst nie oder nur wenig zu Worte kommen. Ich würde mich freuen, wenn ich hier in Zukunft noch mehr Krimiblogs – vor allem von Leser/innen – verlinken könnte. Technisch ist ein Blog einfach einzurichten, auch ohne große Kenntnisse von HTML & Co. Was dann noch fehlt, ist die Disziplin, es täglich oder doch regelmäßig zu pflegen. Aber wer hat nicht Spaß an der täglichen Dosis Mord und Totschlag?
P.S.: Ebenfalls nicht in die Überlegung mit Einbezogen habe ich die geschätzten Alligatorpapiere. Die sind in einem gewissen Sinne zwar auch ein Blog, weil werktäglich aktualisiert, bieten allerdings vorrangig die Information, wer welches Buch wo rezensiert hat, mit entsprechender Verlinkung. In diesem Sinne gehören die Alligatorpapiere wohl eher zu den „Urblogs“, also Blogs, die vor allem als Linksammlung dienten.
Kommentare
Hallo Ludger,
du hast natürlich das Nachtbuch vergessen („Für dieses Blog gilt: Tägliche Lektüre ist Pflicht und Lust zugleich.“)
Aber mal ernsthaft: Technisch gesehen ist es wirklich kein Problem, ein Blog zu führen. Schwieriger, eins mit vernünftigem Inhalt zu füllen. Ich bemühe mich ja, meine Detektive täglich zu pflegen, aber genau das ist wahrscheinlich für viele abschreckend, und ich kanns verstehen. Und zwei-, dreimal die Woche bloggen sollte man schon, denke ich.
Warum sollten sich also nicht Leute zusammenschließen, um gemeinsam ein Blog zu machen? „Watching the detectives“ (eigentlich ein Blog im Blog) steht grundsätzlich jedermann offen, der etwas zu sagen hat. Meine Erfahrung ist die, dass man zwar gerne mitliest, aber nicht so gerne mitschreibt (seien es Beiträge oder einfache Kommentare). Finde ich irgendwie schade, denn mich würde schon mal interessieren, was diejenigen, deren Stimme man normalerweise nicht hört, so zu sagen haben.
Ich bin meinerseits Interessierten, die einen eigenen Blog aufziehen wollen, gerne bei technischen Fragen behilflich. Damit es ein enges, entspanntes Blognetz für Krimis gibt, abseits von jeglicher Rivalität.
bye
dpr
Hallo dpr,
selbstverständlich spricht auch nichts gegen Blogs, die von mehreren Leuten geführt werden. Ich selbst bin – zumindest beim Thema Krimi – doch recht individualistisch veranlagt, aber wenn es Leute gibt, die zusammen ein Blog schreiben möchten, gerne.
Worum es mir vor allem geht, sind Leute, die zwar viel und regelmäßig Krimis lesen, aber sich nur gelegentlich mal in einem Forum zu Wort melden. Bei manchen merkt man, da ist jemand, der Ahnung hat und von dem ich gerne mehr lesen möchte. (Das Gegenteil gibt es in Foren allerdings leider auch zur Genüge….)
Blogs bieten weiterhin die Möglichkeit, sich einfach mal auszuprobieren. Damit meine ich jetzt nicht eine Selbsterfahrungtherapie bei ökologisch angebauten Matetee, sondern einfach mal mit der eigenen Sprache, mit dem eigenen Wissen über Krimis, mit der eigenen Lektüreerfahrung zu spielen, auszuprobieren. Ich glaube, es gibt noch einige Leute da draußen, die Spannendes zum Thema Krimi schreiben könnten.
Liebe Grüße
Ludger
Ludger,
so sehr ich Deine o.g. geschilderte Meinung verstehen kann – aber:
Wir haben kaliber38.de, krimi-forum.de, krimizeit.de, schwedenkrimi.de, alligatorpapiere.de, die Blogs von dpr und Dir und last but not least noch ein Seitchen von mir. Alle mehr oder minder auf etwas anderes fokussiert, wie Du schon richtig erkannt hast – genau das ist Vielfalt (vor allem, wenn Du das mit mit der „Krimi-Szene“ international vergleichst).
By the way: Du hast mit dem „Bücherfreund“ ja selbst jahrelang ein Portal inklusive Forum betrieben und bist seit einiger Zeit aufs Bloggen umgestiegen. Ist es da schon an der Zeit, mit dem Finger auf die so „langweiligen, einfältigen“ Portale zu zeigen?
Zu Fred Vargas: Jo, zehn Rezensionen, im Tenor alle gut. So what? Wie groß ist die Gruppe derer, die wie Du alle zehn Rezensionen zum Titel tatsächlich gelesen hat? Und soll ein Journalist/Redakteur/whatever auf die Veröffentlichung verzichten, nur weil er zeitlich damit keinen Platz auf dem Treppchen bekommt? Nein, das wäre nicht fair, weder dem Autor, noch dem Verlag noch der eigenen Leserschaft gegenüber.
Ein paar mehr Blogs on topic – nix dagegen. Aber Bloggen erfordert schon eine gewissen Form der Egozentrik, ein Schreiben-Können, Zeit haben und eine eigene, sehr subjektive Meinung. Letzterer Punkt widerspräche allerdings den von Dir so oft eingeforderten „Richtlinien“ für eine Krimi-Kritik. Und was wir nicht vergessen dürfen: Ein Großteil der Blogs ist ein Mischmasch aus Langeweile und überbordender, alltäglicher Normalität. Mein Optimismus hält sich deswegen in Grenzen.
Gruß,
Lars
Lieber Lars,
ich verstehe nicht, warum Du Dich jetzt so angegriffen fühlst? Ich habe nicht gesagt, dass ich die großen Krimiportale, die Du aufgezählt hast, langweilig oder gar einfältig finde. Überhaupt nicht. Aber es sind halt Portale, die eine relativ breite Leserschicht abdecken wollen, möchten oder können. Es gibt aber auch die kleinen, feinen Stimmen, die da immer wieder untergehen, Leute, die sich eben, was weiß ich, mit Noir richtig gut auskennen, der nächste mit sämtlichen Sachen, die mit Conan Doyle irgendwie in Verbindung stehen, der Dritte hat Ahnung von kriminalistischer Sekundärliteratur usw.
Natürlich gibt es dies alles irgendwo auch auf den Portalen – aber was ich mit meinem Eintrag eigentlich nur erreichen wollte, ist, dass diese Menschen vielleicht einmal darüber nachdenken, ob sie mit ihren speziellen Kenntnissen nicht ein Blog bestreiten wollen. War ja erstmal nur eine Überlegung. Vielfalt kann ja wachsen und gedeihen.
Schön, dass Du den „Bücherfreund“ erwähnst, war aber nie ein wirkliches Portal, weil ich das als Solist so gar nicht fahren konnte. Ein Blog schon. Ja, und Egozentrik mag dazu gehören, die gehört aber auch zum Betreiben eines Portals. Ich möchte gelesen werden, finde ich auch nicht verwerflich (rollblau hat das sehr schön erklärt) und wenn es fünf bis fünfzig Leute gibt, die das regelmäßig tun, ist doch ok. Ich habe mit dem Blog – auch wenn andere glauben, dass sei jetzt wieder nur so ein Zeitgeist/Mode-Ding – eine interessante Form im Internet gefunden. Ich finde das wirklich spannend, was sich da tut und bin neugierig, wohin sich das entwickelt. Mein Kommentar war einfach nur als Anregung für manche Krimileser/innen oder eben auch Verlagsmenschen gedacht, dies selbst einmal auszuprobieren.
Gut auch, dass Du nochmal auf Foren zu sprechen kommst. Fünf Jahre lang habe ich das betrieben, war eine interessante Erfahrung, ich habe viel gelernt. Meine persönliche Entwicklung hat mich aber dazu gebracht, dass ich es für mich nicht mehr brauche, ein Forum zu moderieren oder zu betreiben. Mal ganz abgesehen von den Inhalten die mir zu dünn und nebensächlich geworden sind. Hey, ich hab‘ nichts dagegen, wenn Leute sich übers Wetter austauschen oder über die neusten CDs oder Computerspiele – ich brauche das aber nicht und muss es erst recht nicht als Betreiber eines Krimiforums unterstützen. Nur: Wenn diese oberflächlichen Diskussionen nicht statt finden, findet in einem Forum oft kaum noch etwas statt, dass ist jedenfalls meine Erfahrung. Schließlich gehört auch jede Menge Zeit und Kraft dazu, ein solches Forum zu betreiben. Ganz ohne Häme: Bei wievielen Threads bei Dir auf der Krimi-Couch bist Du wirklich mit dem Herzen dabei, wieviele interessieren Dich davon, oder welche empfindest Du als krimirelevant? Klar, Du bietest das nur an und musst nicht zu Allem und Jedem etwas sagen – bist ein perfekter Gastgeber. Wunderbar. Ich möchte das aber einfach nicht mehr sein. Deswegen zeige ich aber nicht dem Finger auf irgend eine Seite, erst recht nicht auf die Krimi-Couch;-) .
„Letzterer Punkt widerspräche allerdings den von Dir so oft eingeforderten “Richtlinien†für eine Krimi-Kritik.“
Nein, ganz im Gegentteil: Durch solche Versuche, wie sie etwa der gute dpr unternimmt, entwickeln sich vielleicht solche „Richtlinien“.
Subjektive Meinung muss und kann der Anfang sein. Hier liegt doch das Problem: Die meisten Krimileser bleiben, wenn sie sich überhaupt soetwas wie eine halbwegs fundierte Meinung machen, dabei stehen. Würden sie diese zum Beispiel einfach mal aufschreiben – zum Beispiel in einem Blog – und dies über eine gewisse Zeit tun, dazu vielleicht noch hin und wieder eine Rückmeldung bekommen, würden sie sich an anderen Meinungen reiben, ich denke, es könnte durchaus etwas in Bewegung kommen. Es geht mir vor allem um Entwicklung. Foren und Portale könnten das auch, machen aber oftmals alle irgendwie das Gleiche.
Ich weiß nicht, welche Blogs du so liest, aber meine täglichen Blogstreifzüge sind weder langweilig noch „normal“, ich entdecke dabei immer sehr viel Interessantes, Absurdes, Witziges, Trauriges, Bitteres, Schönes. Ab und an ist auch mal ein Fehlklick dabei, ok. Aber ich denke schon, dass es ein breites Spektrum an Blogs gibt – nur leider kaum Krimiblogs. Das sich dies vielleicht ändert, war meine Intention. Mehr nicht.
P.S.: Zum Blogschreiben muss man auch nicht wie Gohlis, Wörtche oder Noller schreiben können. Das Wichtigste ist die Lust am Thema, die sich auch jenseits von Rezensionen und Bibliografien erstrecken kann.
Oh shit, Ludger,
hab gerade die 39. Rezension zu David Peaces „1974“ ins Netz gestellt. Kannst du mir verzeihen?
Denn da hat Lars wirklich Recht, und es widerspricht auch deiner Vision von einer lebhafteren Krimibloglandschaft, wenn du quantitative Beschränkungen auferlegen willst. Je mehr Blogs, desto mehr Doubletten auch. Find ich nicht schlimm.
Völlig auf einer Linie sind wir dann aber wieder, was die Foren betrifft. Die muss es geben, keine Frage, und man findet darin die ganze Bandbreite von Intellekt und Nicht-Intellekt. That’s internet. Selber machen möchte ich so etwas aber auch nicht.
Einen Krimiblog zu pflegen, setzt eine Menge Enthusiasmus voraus, eine Menge Disziplin auch, denn Blog heißt für mich immer noch „Tagebuch“, und wenn ich sehe, wie viele Blogs (gerade von Autoren) feurig begonnen werden und dann allmählich eingehen, weil die Zeit oder die Lust oder der Inhalt fehlt, so ist das schon deprimierend. Nein, so’ne Art „Krimi-Folks-Blog“ könnt ich mir schon vorstellen, wo sich viele die Arbeit teilen. Ich verstehe auch nicht deinen Einwand hinsichtlich der Individualität. Warum sollen nicht fünf Individualisten ein Tagebuch führen, das dann eben fünf Tagebücher in einem sind? Und, übrigens: Die bequemste Art, sich an einem Blog zu beteiligen, ist der Kommentar. Ich hab ja schon manchmal versucht, die Leute auch ein bisschen zu provozieren, damit sie die Kommentarfunktion aktivieren, aber so richtig gelungen ist mir das bisher noch nicht. Vielleicht sollte ich mal James Ellroy einen beknackten Nichtskönner nennen, Frau Venedigkrimi literaturnobelpreisreif loben und Schillers „Geisterseher“ als den besten deutschen Krimi ausrufen. Ja, das könnte klappen. Nee, das klappt wohl auch nicht.
bye
dpr
Moin moin zusammen,
Lies noch mal bitte nach, was Du geschrieben hast. Von wegen x. Vargas-Rezension (diesen Monat fett auf der Couch) und die mangelnde Vielfalt der Portale. Angegriffen fühle ich mich dadurch nicht, aber eben kritisiert und deswegen das Feedback dazu.
Nochwas:
Wer muss das? Wer macht das? Ordentliche Portale und Magazine trennen zwischen Vermarktung und redaktionellen Inhalten. Und zu diesen ordentlichen zähle ich alle, die ich oben aufgeführt hatte.
Nebenbei: Nimm Autor XY – meinst Du, dass der in seinem Blog über Kollegen, Verleger, Lektoren herziehen kann, nur weil es ein Blog ist? Nein, eher nicht. Auch Blogs sind öffentlich und deswegen kann man vielleicht nicht alles schreiben was man will, weil man auch nicht alles sagen sollte, was einem durch den Kopf spukt.
Gerne, aber wie gesagt: Ich glaube kaum, dass Bloggen plötzlich Menschen, die vorher noch nicht publiziert und sich mit Websites beschäftigt haben, auf einmal dazu bringt.
Du erwartest hier im Blog hoffentlich keine Antwort? 😉
Ich habe etwa 20 RSS-Feeds abonniert – größtenteils aber aus dem IT-Bereich und die meisten in Englisch. Ob sich gerade ein Blog-Autor einen iPod gekauft hat, interessiert mich ähnlich viel wie Dich die Wetterberichte in manchen Foren 🙂
Gruß,
Lars
Lieber Lars, lieber dpr,
„Lies noch mal bitte nach, was Du geschrieben hast. Von wegen x. Vargas-Rezension (diesen Monat fett auf der Couch) und die mangelnde Vielfalt der Portale. Angegriffen fühle ich mich dadurch nicht, aber eben kritisiert und deswegen das Feedback dazu.“
Lars
„Denn da hat Lars wirklich Recht, und es widerspricht auch deiner Vision von einer lebhafteren Krimibloglandschaft, wenn du quantitative Beschränkungen auferlegen willst. Je mehr Blogs, desto mehr Doubletten auch. Find ich nicht schlimm.“
dpr
Was ich mit der 10. Vargas-Rezension (oder auch der 39. Rezension zu David Peace) zum Ausdruck bringen wollte, ist eine ganz einfache Reaktion eines Lesers, die, wie ich vermute, nicht so selten ist.
Da lese ich einen Teaser zu einer Rezension über Vargas oder Peace und es wird klar, der Rezensent deutet schon im Anreißer eine gute Meinung über das Buch an. Das ist aber bereits die 10. oder 39. gute Meinung, die ich dazu lesen werde. Das mache ich den Rezensenten nicht zum Vorwurf, aber meine Bereitschaft, diese positive Stimme dazu zu lesen, hält sich dann in Grenzen. Hängt natürlich auch davon ab, wer diese gute Meinung zu wem äußert. Würdes Du, lieber Lars, auf einmal Andrew Taylor in den höchsten Tönen loben, oder würdest Du, lieber dpr, ein lautstarke Lobeshymne auf Donna Leon schreiben, ich würde die jeweilige Besprechung verschlingen. Auch die erste negative Stimme, die sich zu Vargas oder Peace äußert, könnte interessant sein. Würde ich morgens zehn Tageszeitungen lesen, erfahre ich zum Thema VW-Skandal nicht zwangsläufig mehr, als wenn ich nur fünf lesen würde.
Einschränkend sei gesagt, dass sicher nicht alle Leser der Krimi-Couch auch das Krimi-Forum lesen, andere wiederum sich nur beim Hinternet rumtreiben usw. Ich stelle mir allerdings bei Besprechungen schon die Frage: Muss ich das Buch, das schon zwanzig Leute vor mir positiv besprochen haben, auch nochmal positiv besprechen? Welche Aspekte, welche Eigenheiten, welche Neuigkeiten kann ich da rein bringen, ohne den Leser zu langweilen? Oder ist nicht wirklich schon alles zu dem Buch gesagt? Fragen, die vielleicht die angekündigte „Schule der Rezensenten“ beantworten kann…
„Ich verstehe auch nicht deinen Einwand hinsichtlich der Individualität. Warum sollen nicht fünf Individualisten ein Tagebuch führen, das dann eben fünf Tagebücher in einem sind?“
dpr
Diskussionen können da schon bei Layout-Fragen los gehen und bis zu Inhalten reichen. Ich weiß nicht, wie Ihr es beim Hinternet macht (da schreiben ja auch mehrere Leute). Ich bin persönlich bin da sehr eigenwillig (und vermutlich schwierig im Umgang), gebe ich zu.
„Ich habe etwa 20 RSS-Feeds abonniert – größtenteils aber aus dem IT-Bereich und die meisten in Englisch. Ob sich gerade ein Blog-Autor einen iPod gekauft hat, interessiert mich ähnlich viel wie Dich die Wetterberichte in manchen Foren.“
Lars
Oh, ein → heikles Reizthema, zu dem ich gar nicht viel sagen möchte. Ich selbst surfe lieber als Feeds zu lesen (ich weiß, das benötigt mehr Zeit). Das ist auch ein Grund, warum es hier einen Hamburg-Blogroll gibt, durch den ich immer wieder auf zufällige Blogs gelenkt werde. Neben den regulären Blogs, die ich sowieso (mehrfach) täglich anklicke.
Viele Grüße
Ludger
Eine einfache Reaktion eines nicht einfachen Lesers. Wer liest schon Die Zeit, den Freitag, hört WDR 5 und schaut täglich auf die Alligatorpapiere? Die, die das wirklich tun, erfahren in der tausendsten Peace-Rezension, die positiv ausfällt, tatsächlich nichts neues. Aber die Gruppe schätze ich für so klein ein, dass es genügend Leser geben wird, die von Peace noch nie etwas gehört haben.
Muss bestimmt nicht, aber kann, soweit Du meinst, dass es irgendwen interessieren könnte 🙂
By the way: Ich war vorher noch nie ein großer Vargas-Fan, bin erst gar nicht bei den Büchern ans Ende gekommen. Mit diesem Hintergrundwissen wäre die Rezension vielleicht doch lesenswert 😉 – aber da ist schon wieder die Frage, ob in eine Besprechung so etwas wie „Vargas habe ich eigentlich noch nie gemocht – bis dato“ hineingehört…
Naja, man kann nicht mit jeder Besprechung Trends setzen, manchmal eiert man auch schlicht ein wenig hinterher.
Hallo Ludger,
zu Rezensionen: Ich lese gewisse nicht ALLE Rezensionen, aber ein paar schon. Und wenn ich selbst eine schreiben will und draufkomme, dass die sich nicht von einer schon gelesenen unterscheidet, dann lasse ichs halt bleiben. Dass etwa zu Vargas oder Peace nur zustimmende Rezensionen existieren – nun ja, willst du negative Rezensionen erzwingen, bloss um der Abwechselung willen (ganz nebenbei gibt es eine negative zu Vargas, die aber keine ist – siehe Watching the detectives)? Okay, ist ein weites Feld. So ist etwa positiv nicht gleich positiv. Wenn ich mir die Peace-Rezeption anschaue, gibt es schon Unterschiede, und so manches, was dort positiv gemeint ist, würde ich nicht unterschreiben, weil es einfach nicht stimmt (was nicht am Buch, sondern am Rezensenten liegt). Dass wir beide keine Rezis lesen wollen, die zu 80% aus Nacherzählung bestehen – klar.
zu Gemeinschaftsblogs: Hinternet ist ja nicht nur ein Blog, sondern eine „Internetzeitschrift“, die nun schon ins 11. Jahr geht und wo jetzt halt auch gebloggt wird. Vor kurzem haben wir noch überlegt, den Krimiblog aus dem allgemeinen herauszunehmen, es aber doch bei der Zusammenlegung belassen, weil wir nicht noch ein weiteres Schublädchen aufmachen wollten. Probleme? Hatten wir bisher noch keine. Der Chefredakteur bestimmt, und die anderen nicken ab… (ernsthaft: Wir sind ja nicht irgendwie modisch-grafisch orientiert, Geschmäcklerisches ist damit von vornherein ziemlich runtergekocht. Aber Individualisten sind wir alle, manchmal schwierig, manchmal weniger… bisher noch ohne negativen Folgen).
bye
dpr
kleiner Nachtrag:
Wenn du unbedingt eine negative Rezension zu Peace,1974 willst – gerne. Ein Rezensent, der ein gutes Buch nicht negativ und ein schlechtes nicht positiv besprechen kann, ist keiner. Man muss natürlich alles hübsch begründen können – aber das ist schieres Handwerk. Bloß: Solche Sachen mache ich nur gegen Geld, wenn überhaupt…
bye
dpr
Hallo,
nein, natürlich erwarte ich nicht, wenn es bereits 19 positive Besprechungen gibt und der zwanzigste Rezensent ebenfalls begeistert ist, dass er nun negativ darüber schreibt. Das wäre ja Quatsch. Lars hat das schon richtig ausgedrückt: kann, muss aber nicht (oder umgekehrt) 😉
Viele Grüße
Ludger
Sehr geehrter Herr Menke,
anbei erhalten Sie den Link zu der von Ihnen in Auftrag gegebenen negativen Rezension von David Peace, „1974“:
→Rezension
Wir hoffen, Ihren Wünschen genügegetan zu haben und würden uns über neue Aufträge freuen. Bitte überweisen Sie den Rechnungsbetrag von 500 € (zzgl. 16, besser 18% MWSt.) wie fernmündlich besprochen auf unser Konto.
Ihr
Kritikkontor
(Rezensionen für alle Gelegenheiten, Meinungsmache en gros et en détail)
Erstaunlich, erstaunlich. dpr, das macht mir ein wenig Angst 😉
Nee, nee, Lars,
ich bin nicht der Dr. Jekyll, der ab und zu seinen Mister Hyde schreiben lässt. Ich drehe einfach ein wenig den Kopf – und schon schaue ich anders auf das Buch. Aber ich sehe schon: „Die Schule der Rezensenten“ wird absolut nötig sein.
bye
dpr
Einverstanden. Bei David Peace wäre mir eine glaubhafte „Spiegel“-Rezension (nicht zu verwechseln mit dem Nachrichtenmagazin) vielleicht auch noch geglückt 😉
Um was geht’s hier eigentlich? Werde aus den ellenlangen Texten nicht so ganz schlau. Sollen das Informationen sein ….?
… ich würde sagen, das ist eine informative Diskussion 😉 Thema: Deutschsprachige Krimiblogs.
Krimiblog – endlich. Aber – ich bin ja an Informationen interessiert und nicht daran Seitenlange Statements zu lesen. Kurz fassen Leute !
Lieber/Liebe Ellson,
wer zu faul zum Lesen ist, sollte es bleiben lassen.
NIEMAND muss das hier lesen, wems zu lang oder langweilig ist, klicke bitte weiter. Danke!
Ludger