Marlowe lebt!

vom Krimiblogger

Edward II

‚My father is deceast, come Gaveston,‘
‚And share the kingdom with thy deerest friend.‘
Ah words that make me surfet with delight:
What greater blisse can hap to Gaveston,

Then live and be the favorit of a king?
Sweete prince I come, these these thy amorous lines,
Might have enforst me to have swum from France,
And like Leander gaspt upon the sande,
So thou wouldst smile and take me in thy armes.

Christopher Marlowe: Edward II.


Offenbar hat es der englische Dichter Christopher Marlowe (1564 – 1593) den Autorinnen (ach ja, die Damen) von historischen Krimis angetan. Gleich zwei Neuerscheinungen spekulieren – rein literarisch versteht sich – über das frühe Ende des Raufbolds und vermutlich homosexuellen Marlowe – ein Zeitgenosse von Shakespeare übrigens.

Marlowe CodeSo erschien im Januar Leslie Silberts Krimi „The Intelligencer“ unter dem deutschen Titel „Der Marlowe-Code“. Mrs. Silbert wird schon als der „neue Dan Brown“ angepriesen – was nichts Gutes erwarten lässt. Wie sich das für einen heutigen, historischen Krimi gehört, spielt der Roman gleich auf mehreren Zeitebenen. Klappentext: London 1593: Christopher Marlowe, genialer Dichter und kühner Spion, wird Opfer eines brutalen, ungeklärten Mordes.
New York 2003: Kate Morgan, Renaissance-Expertin und Ermittlerin mit Verbindungen zum Geheimdienst, übernimmt einen spektakulären Auftrag. Und erfährt am eigenen Leib, dass ein verschlüsselter Text aus dem 16. Jahrhundert tödliche Geheimnisse bergen kann…
Im Mai 1593 wurde Londons berühmtester Dichter bei einem Wirtshausstreit erstochen. War es Notwehr? Oder Mord? Ein Unfall, erklärte damals der königliche Leichenbeschauer, doch bis heute kursieren andere Gerüchte: Denn Christopher Marlowe war als Spion im Auftrag von Königin Elizabeth I. unterwegs.

Nun denn, klingt alles sehr nach Dan Brown, nach dem „Da-Vinci-Code“ nun also der „Marlowe-Code“. Demnächst dann der „Shakespeare-Code“, schön auf über 450 Seiten ausgebreitet …

Tamburlaine must die Wesentlich kürzer und knapper kommt da Louise Welshs „Tamburlaine Must Die“ daher, das im März unter dem deutschen Titel „Tamburlaine muss sterben“ bei Kunstmann mit gerade mal 120 Seiten erscheinen soll. Auch hier steht der gute Marlowe im Mittelpunkt, vielmehr seine letzten Tage. Klappentext: 1593 ist London eine aufregende, unruhige Stadt. Ein verzweifelter Ort, bedroht von Krieg und Pest. Fremde sind hier nicht willkommen, aufgespießte Köpfe grinsen von der Tower Bridge. Der Stückeschreiber, Poet und Spion Christopher Marlowe hat noch drei Tage zu leben. Drei Tage, in denen er mit gefährlichen Regierungsvertretern konfrontiert wird, die ihr eigenes Süppchen kochen, mit Doppelagenten, mit Schwarzer Magie, mit Verrat und Rachsucht. Drei Tage, in denen er den mörderischen Tamburlaine sucht, einen Killer, der seinem eigenen, äußerst gewalttätigen Theaterstück entsprungen zu sein scheint. „Tamburlaine muss sterben“ ist die abenteuerliche Geschichte eines Mannes, der Kirche und Staat herausfordert und entdeckt, dass es Schlimmeres gibt als die Verdammung.
Aha, ja. Gut. Ganz schön camp!

Als Ausgleich empfehle ich dann doch mal kein Buch, sondern einen wunderbaren Film: Derek Jarmans Adaptation von Marlowes Stück „Edward II.“ Eindrucksvoller, brisanter und aktueller.