Filmreifer Ferienthriller

vom Krimiblogger

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Helge Thielking: Destino : Tod in der Karibik

Vor vier Jahren überraschte der Bremer Autor Helge Thielking mit seinem Debüt „King of Pain“, einem durchweg gelungenen Thriller über einen Serienkiller. Jetzt ist sein zweiter Roman „Destino – Tod in der Karibik“ erschienen und Thielking hat klugerweise den Serienkiller begraben und einen Wirtschaftsthriller geschrieben, der in der internationalen Touristikbranche spielt. Auch diesmal ist ihm die Überraschung gelungen.

Unerwartetes gelingt dem Autor zum Beispiel mit der Wahl seines Schauplatzes. Wenn es um Wirtschaftsverbrechen geht, dann zaubern Schriftsteller üblicherweise Großkonzerne und Banken aus dem Hut. Die gibt es in diesem Roman zwar auch, aber Thielking, der Tourismuswirtschaft studiert hat, wählt als Arena die Branche aus, die er vermutlich am besten kennt: Ein großes Touristikunternehmen mit dem schönen Namen STO, Sun Touristik Organisation. Die junge Jette Colbert heuert dort als Produktmanagerin für die Region Karibik an. Protegiert durch ihren ehemaligen Lehrer Kurt Jacobi, einer der Chefs von STO, bekommt sie den Job und soll nun für die Kunden die schönsten Tage des Jahres planen.

Was zunächst wie ein Traumjob aussieht, entpuppt sich bald als Alptraum: In der Hotelanlage Cayo Palermas, einem Prestigeobjekt der STO in der Dominikanischen Republik, häufen sich die Vorfälle. Ein Tourist wird erschossen am Strand gefunden, zwei andere Touristen sterben bei einem Tauchunfall. Gleichzeitig bekommt die Jungmanagerin eine Paketbombe in ihr Bremer Büro geschickt, die in den Händen ihrer Assistentin explodiert. Jettes Chef Jacobi und ihr unsympathischer Vorgänger Hajo Kramer geben ihr deutlich zu verstehen, dass sie mit all dem nichts zu schaffen hat.

… und: Action!

Ungeachtet der Warnungen, sich aus diesem Thema heraus zu halten, beginnt Jette eigenen Nachforschungen. Zunächst nur im finsteren Archiv des Unternehmens, später direkt vor Ort in der Dominikanischen Republik. Schnell wird klar, dass hinter den Anschlägen militante Umweltschützer stecken, die sich „Mondo Verde“ nennen. Doch nicht nur die kämpferischen Ökos bereiten ihr Kopfzerbrechen. Da ist auch noch Cédric Cougar, ihr ehemaliger Liebhaber, der ausgerechnet die Hotelanlage Cayo Palermas leitet und ihr erneut Avancen macht. Aber wem kann sie in diesem abgekartetem Spiel um Macht, Schmiergeldern und Konzerngewinnen noch trauen?

Das Grundschema des Romans ist nicht neu – geldgeile Wirtschaftsbosse und korrupte Politiker auf der einen Seite, tapfere Einzelkämpfer auf der anderen Seite. Auch sprachlich ist Thielkings Roman kein Meisterwerk, aber der Autor hat ein gutes und sicheres Händchen für Spannung. Geschickt plaziert er überraschende Wendungen und steigert nach und nach die Handlung, die in eben einem ungewohnten Umfeld stattfindet: Einem großen Touristikunternehmen, mit all seinen Schattenseiten wie Umweltzerstörung und Ausbeutung der Armen. Auch seine Figuren sind gelungen, wenn man nicht unbedingt ausgefeilte Seelenportraits oder Tiefenpsychologie erwartet. Darum geht es dem Autor auch nicht: Eine unterhaltende, spannende und vor allem actiongeladene Geschichte – nicht mehr und nicht weniger erzählt Helge Thielking in seinem Roman.

Wie schon in „King of Pain“ wirkt vieles in Thielkings Roman filmreif, und angesichts der abwechslungsreichen Schauplätze – die biedere Kaufmannsstadt Bremen und die sonnendurchfluteten Inseln in der Karibik – dürfte das Buch ein aussichtsreicher Kandidat für eine schicke TV-Verfilmung sein. Warum auch nicht: So mancher Samstagabendkrimi ist wesentlich schlechter und vor allem langweiliger.

Thielking, Helge: Destino : Tod in der Karibik; Thriller. – München : Knaur Taschenbuch Verlag, 2006
ISBN-10: 3-426-62862-7
ISBN-13: 978-3-426-62862-1

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