Literatur-Gigant

vom Krimiblogger

Eineinhalb Stunden Lesung und Gespräch mit John Irving. Chefredakteur der Brigitte, Deutschlands heimlicher Literaturzeitschrift, kündigt den Autor als „Literatur-Giganten“ an. Nun ja. Samuel Weiss liest sehr schön lustige Ausschnitte aus „Bis ich dich finde“. Irving selbst fasst dann 500 Seiten Inhalt in 6 Minuten zusammen. Dann liest er selbst einen Abschnitt aus seinem Buch, natürlich eine der Stellen mit dem Penis-Halten. Das überwiegend weibliche Publikum lacht. Samuel Weiss trägt dann noch eine Beerdigungsszene vor. Schließlich unterhält sich Brigitte-Chefredakteur mit John Irving, dem jedes einzelne Wort langsam von den Lippen perlt. Sehr langsam, sehr gut verständlich. Sympathisch, kein schnelles Geplappere. Wer es noch nicht weiß, Irving schreibt immer erst den letzten Satz, dann das letzte Kapitel, dann arbeitet er sich langsam nach vorne. Das erste Kapitel schreibt er zum Schluss. Außerdem betont er, wie wichtig die Liebe zur Wiederholung ist. Er entwirft erst komplett die Geschichte, er will genau wissen wann was mit welcher Figur passiert. Erst wenn das Handlungsgerüst fertig steht, schreibt er neu, um sich dann nur noch auf die Sprache zu konzentrieren. Die Geschichte wird also mehrfach um- oder neugeschrieben. Bis auf den letzten Satz. Der bleibt stehen. So wie er ist.

Nach eineinhalb Stunden ist Schluss, signiert wird nicht, weil Mr. Irving noch weiter muss. Wohin nur? Ach ja, Krimiautor Ulrich Wickert war auch da.