Warten

vom Krimiblogger

Da bin ich gestern in vier Buchhandlungen und einem Antiquariat gewesen und von Raabes „Stopfkuchen“ keine Spur. In einer Buchhandlung löste meine Nachfrage Verwunderung aus: „Raabe, der wird kaum noch gedruckt, der hat doch was Antisemitisches geschrieben“. Scheint wohl tatsächlich so zu sein, sein „Hungerpastor“ soll solche Tendenzen aufweisen, schreibt auch Rolf Vollmann:

Raabe schreibt den Hungerpastor, ewige Jahrzehnte lang sein gelesenstes Buch und das, woran sein Ruhm gemessen wurde: ein schlechter, falscher Ruhm, und das nicht allein der sehr starken antisemitischen Tendenzen wegen, die man, wenn man wollte, dem Werk entnehmen konnte – wenn man wollte: Raabe war zweifellos kein Antisemit, aber seine falschen Leser wollten mit Figuren bedient werden, die, wie in Freytags Soll und Haben, Juden als verachtens- und hassenswerte Charatkere zeigten; und Raabe, leider, war jahrzehntelang ganz einverstanden mit dieser schlimmen Einvernahme. Aber der Schaden war unermeßlich; ein Autor, der den großen Ruhm mit der Chronik der Sperlingsgasse und dem Hungerpastor geerntet hatte, fand, als die Verehrer dieser Bücher ausgestorben waren, jahrzehntelang gar keine Leser mehr, keine Leser also auch für die wunderbaren späten Bücher, von denen Raabe selber genau wußte, daß sie die weit besseren waren.
Rolf Vollmann: Die wunderbaren Falschmünzer

Nun denn, der Stopfkuchen muss also bis nach Ostern warten, weil das Buch erst noch bestellt werden muss.

Unterdessen geht es in der Crime School schon in die vierte Lektion, diesemal zum Thema Nabokov und sein Buch Lolita. Geht ja wirklich zügig voran, Lolita müsste auch noch hier im Regal stehen, wenn ich es denn finden würde…. Aber so schnell bin ich mit dem Lesen nun auch nicht.