Jenseits der literarischen Luftschlösser

Der grüne ChineseDagmar Scharsich: Der grüne Chinese

Nach und nach entdeckt die Kriminalliteratur ihrer Wurzeln, besinnt sich auf ihre Geschichte. Autorinnen und Autoren wie Christie, Doyle oder Poe tauchten schon immer in Krimis über Krimis auf, sei es durch direkte oder indirekte Werkzitate, sei es durch mehr oder weniger gelungene Anspielungen auf die realen Personen der Autorinnen und Autoren. Hardboiled und Noir erleben derzeit die x-te fröhliche Wiedergeburt, was man durchaus skeptisch sehen kann. Der deutsche Krimi, dessen Tradition längst noch noch nicht aufgearbeitet und erschlossen ist, hinkt wie so oft hinterher. Um so schöner ist es, dass sich jetzt eine Autorin der deutschen Groschenromane angenommen hat. Nicht als literaturwissenschaftliche Abhandlung, nicht als soziologische Studie über das Leseverhalten des Publikums – sondern als spannender Krimi im Krimi, der sich ganz nebenbei auch mit der Problematik von Dichtung und Wahrheit in der Kriminalliteratur beschäftigt. Die Rede ist von Dagmar Scharsich, die mit “Der grüne Chinese“ ihren dritten Krimi vorgelegt hat. Was als skurrile Geschichte einer jungen Antiquarin im heutigen Berlin beginnt, entwickelt sich bald zu einem fesselnden Verschwörungsthriller im Gewand eines angeblichen Tagebuchs – verfasst zur Zeit von Kaiser Wilhelm II. – und spielt hauptsächlich auch in Berlin.