Neulich im Krimi-Camp

Liebe Lesende,

gelegentlich beschleicht mich das Gefühl, die deutsche Krimiszene gleiche mehr diesem seltsamen australischen Dschungelcamp als einer seriösen Veranstaltung. Als habe jemand das Motto „Ich bin ein Krimistar– holt mich hier raus“ ausgegeben, woraufhin sich Deutschlands Elite-Krimikritiker und mehr oder weniger prominente Krimischreiberlinge der C-Klasse im Medien- und Netzdschungel versammelt haben, um gemeinsam widerliche Prüfungen zu bestehen. Es geht freilich nicht nur um die Erfüllung von so ekelhaften Aufgaben wie „Lobhudeln Sie den blutrünstigsten Krimischreiber der Saison in die SPIEGEL-Bestsellerliste“ oder „Schleimen Sie sich bei einem Verlag so ein, dass Sie entweder…
a) …als Autor einen Vertrag über fünf Buchveröffentlichungen bekommen“
oder
b) … als Kritiker fünf Pressereisen bezahlt bekommen“. – Nein, mindestens genauso interessant sind die Lästereien, die sich die Damen und Herren so unter- und übereinander an den Kopf werfen. Bevor ich aber zu den aktuellen Abgründen der Krimizunft komme, schaue ich doch lieber auf ein positives Beispiel, das zeigt, wie sich Kritiker und Autor auch zwischenmenschlich näher kommen, voller Verständnis für einander sind und dabei reichlich heiße Luft erzeugen.