Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Monat: April, 2010

Aus dem Krimitagebuch – 12

Dennis Lehane Im Aufruhr jener TageFrühling. Sonne. Wärme. Knospen. Hamburg wärmt. Nach viel zu langer Pause wieder mal ein Krimitagebuch-Eintrag.

***

Dennis Lehane. Der große Amerika-Roman „Im Aufruhr jener Tage“. Sein „weißer Wal“. Der beginnt mit knapp 50 Seiten Baseballspiel-Beschreibung. Meine Güte, was ist das für ein komplizierter Sport. First Baseman, Second Base, Pitcher, Homerun. Sorry, aber die ersten 50 Seiten waren eine Qual – zumindest für jemanden, der gar keine Ahnung von Baseball hat. Erinnerte mich an ein Buch von Stephen Fry, – ich glaube, es war „Der Lügner“ – in dem über viele, lange Seiten ein Cricketspiel beschrieben wurde. Sport ist Mord. Auch für Bücher.

***

Diese elendige E-Book-Diskussion. Lesenswertes → Interview mit Peter Hiess und Robert Draxler zum Start der Evoler-Books. Ich darf zitieren:

“Natürlich hat Papier Zukunft. Übereifrige Trendsetter werden bald sehen, wie spannend ein Thriller ist, wenn auf dem Klo plötzlich der Akku des eBook-Readers den Geist aufgibt, oder wenn am Strand des Ferienclubs die mediterrane Sonne aufs Display scheint. Auch wenn´s ein paar Idioten noch immer nicht glauben wollen: Trotz der lässigen Lifestyle-PR ist die Disponibilität dieser Geräte eingeschränkt.“

Andere sehen das ja bekanntlich anders und → hüpfen lässig auf den Hype mit auf und hoffen auf ganz viel Geld für ganz viele Autoren. Verlage und Buchhandlungen, die seit Jahrhunderten die Buchkultur gepflegt haben, könnten zwar dabei drauf gehen, aber wen interessiert das schon? Differenzierter und fundierter ist da der → Artikel beim „New Yorker“

***

Geburtstagskind des Tages ist übrigens → Nancy Drew. Und wer nicht weiß, wer Nancy Drew ist, liest → hier schnell nach. Hopp, hopp, hopp.

***

Schöne Veranstaltung gestern in der → „Stories!“-Buchhandlung. Elisabeth Rank hat darüber → gebloggt.

***

Die Hanser-Verlage suchen den Kontakt mit ihren Lesern über → Facebook. Sehr klug, sehr richtig.

***

Stapel der unbesprochenen Werke (unvollständig):

Pablo De Santis: Das Rätsel von Paris
James Ellroy: Blut will fließen
Rolf Redlin: Bullenbeißer
Guido Rohm: Blut ist ein Fluss
Ian Rankin: Ein reines Gewissen
Hallgrímur Helgason: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Domingo Villar: Strand der Ertrunkenen
Michael Marano: Dawn Song
Christian Moerk: Darling Jim
Christian Dorph und Simon Pasternak: Der deutsche Freund
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Krischan Koch: Flucht übers Watt
Petros Markaris: Die Kinderfrau
Catherine O’Flynn: Was mit Kate geschah
Michael Robotham: Dein Wille geschehe
Dan Simmons: Drood
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes

Kein Krimi
Elisabeth Rank: Und im Zweifel für dich selbst
Manfred Büttner und Christine Lehmann: Von Arsen bis Zielfahndung

Freitags-Fernsehen

Lisa Politt
Lisa Politt auf der Bühne

Fernsehen. Jetzt. Bei Spröde TV:

Als „Herrchens Frauchen“ touren Lisa Politt und Gunter Schmidt schon seit 1984 mit ihrem politischen Kabarett durch die deutschen Lande. Seit 2003 betreibt das Duo auf dem Hamburger Steindamm das „Polittbüro“, eine kleine, feine Bühne im ehemaligen Kino „New Cinema“. Dort gibt sich nicht nur die Crème de la Crème des Polit-Kabaretts das Mikro in die Hand, Lisa Politt und Gunter Schmidt stehen auch selbst regelmäßig im Scheinwerferlicht. In ihren gnadenlos guten Texten und Tönen nehmen sie Politik, Gesellschaft und auch immer wieder das Verhältnis von Mann und Frau ins Visier.

Ihre Programme haben ihnen sogar schon Vergleiche mit der spanischen Inquisition eingebracht. Wie sie mit solcher Kritik umgehen, wie viel Arbeit eine Kabarettbühne bedeutet und ob man überhaupt von Kultur leben kann – Florian Wagensommer hat für → Spröde TV nachgefragt.

RIP Malcom McLaren / Künstler

Moment 89: Malcolm McLaren / Artists (Amex project) from Ministry Moments on Vimeo.

Das Buch ist tot, es lebe das Buch!

Der Trick ist nicht neu, dennoch ein hübsches Video zur Zukunft des Buches und der Buchverlage. Es kommt eben auch immer auf die Perspektive an.

Krimikultur

Unser Lieblingsblogger dpr → warnt – völlig zu Recht – vor dem neuen → Krimimagazin der Alligatorpapiere. Wie anständige, deutsche und österreichische Krimikultur funktioniert, zeigen die folgenden Beispiele, die mir beim morgendlichen Surfen auf den Bildschirm gekommen sind:

Springers Krimikoryphäe Hendrik Werner schreibt → einen Essay (→ hier auch im Hans-Dietrich-Genscher-Club-Remix) über scheußlich gelbe Pullover bei US-amerikanischen Krimischriftstellerdarsteller, die es mit schwedischen Aushilfskrimischriftstellerindarstellerin treiben.

Associated Press, die Fachagentur für Krimikritik, → veröffentlicht unter dem Titel „Literatur & Lesen – Vitrine Krimi Mädchenmörder aus Europa“ eine sogenannte Buchrezension, ohne den Titel des besprochenen Buches zu nennen. Und weil das so schön ist, kuscheln sich die Rezensentinnen in die → „Leseecke“, um sich dort gegenseitig noch mehr aufregende Krimineuerscheinungen zu zeigen. Hardcore-Lesben-Pornos sind Kinderfilme dagegen!

Im → „Soester Anzeiger“ muss ich lesen, dass Jörg Juretzka den Krimi „Rotzig & Rotzig“ schreibt. Wieso „schreibt“? Ich hab‘ das Buch doch schon im Regal stehen – oder sollte das ein unfertiges Exemplar sein? Völlig erschüttert hat mich dann dieses Geständnis: „Juretzka ist Krimiautor durch und durch, obwohl er gern in andere Genres gehen würde.“ Na, dann mal viel Glück, hoffentlich findet Herr Juretzka auch die Türen zu diesen merkwürdigen Genres.

Auch in Österreich ist man munter dabei: „Krimis zum Verschlingen“ ist ein appetitanregender Artikel über die Hobbybauchtänzerin und Hobbykrimischreiberin Lisa Lercher betitelt. Dort findet sich unter anderem folgende Weisheit: „Seit neun Jahren schreibt die 45-Jährige, die in der Abteilung für Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Familienministerium arbeitet und sich beim Bauchtanzen Energie holt, auch Kriminalromane. „Viele, die Fachliteratur schreiben, wollen einmal Belletristik schreiben. Krimis sind leicht, habe ich mir gedacht, man braucht einen Täter, Opfer und ein Motiv“, bringt es Lercher auf den Punkt.“

Frohe Ostern!