Krimikultur
vom Krimiblogger
Unser Lieblingsblogger dpr → warnt – völlig zu Recht – vor dem neuen → Krimimagazin der Alligatorpapiere. Wie anständige, deutsche und österreichische Krimikultur funktioniert, zeigen die folgenden Beispiele, die mir beim morgendlichen Surfen auf den Bildschirm gekommen sind:
Springers Krimikoryphäe Hendrik Werner schreibt → einen Essay (→ hier auch im Hans-Dietrich-Genscher-Club-Remix) über scheußlich gelbe Pullover bei US-amerikanischen Krimischriftstellerdarsteller, die es mit schwedischen Aushilfskrimischriftstellerindarstellerin treiben.
Associated Press, die Fachagentur für Krimikritik, → veröffentlicht unter dem Titel „Literatur & Lesen – Vitrine Krimi Mädchenmörder aus Europa“ eine sogenannte Buchrezension, ohne den Titel des besprochenen Buches zu nennen. Und weil das so schön ist, kuscheln sich die Rezensentinnen in die → „Leseecke“, um sich dort gegenseitig noch mehr aufregende Krimineuerscheinungen zu zeigen. Hardcore-Lesben-Pornos sind Kinderfilme dagegen!
Im → „Soester Anzeiger“ muss ich lesen, dass Jörg Juretzka den Krimi „Rotzig & Rotzig“ schreibt. Wieso „schreibt“? Ich hab‘ das Buch doch schon im Regal stehen – oder sollte das ein unfertiges Exemplar sein? Völlig erschüttert hat mich dann dieses Geständnis: „Juretzka ist Krimiautor durch und durch, obwohl er gern in andere Genres gehen würde.“ Na, dann mal viel Glück, hoffentlich findet Herr Juretzka auch die Türen zu diesen merkwürdigen Genres.
Auch in Österreich ist man munter dabei: → „Krimis zum Verschlingen“ ist ein appetitanregender Artikel über die Hobbybauchtänzerin und Hobbykrimischreiberin Lisa Lercher betitelt. Dort findet sich unter anderem folgende Weisheit: „Seit neun Jahren schreibt die 45-Jährige, die in der Abteilung für Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Familienministerium arbeitet und sich beim Bauchtanzen Energie holt, auch Kriminalromane. „Viele, die Fachliteratur schreiben, wollen einmal Belletristik schreiben. Krimis sind leicht, habe ich mir gedacht, man braucht einen Täter, Opfer und ein Motiv“, bringt es Lercher auf den Punkt.“
Frohe Ostern!
Kommentare
Lieber Ludger,
Deine kleine Auswahl zeigt, dass der verdiente publizistische Einsatz fürs besinnungslose Krimischmökern Früchte trägt. Oh wunderbare Lesewelt…
Schöne Ostertage (aber erst kommt Karfreitag)
Joachim
Ein löblicher Pott Pürree bedenkenswerten Krimischaffens! So hart können die Ostereier gar nicht gekocht werden, die man da an diverse Köpfe werfen möchte.
bye
dpr
Besinnungsloses Krimischmökern ist ja hin und wieder eine feine Sache, nur die Früchte sollte man in der Regel für sich behalten. Wie bei einem hemmungslosen Besäufnis.
Hoch die Tassen!
Ludger
Man lernt nie aus: die „Rezensorin“ empfiehlt „verschlingen“, andernorts wird eine „sehr gelungene Paarung“ konstatiert. Und ich visualisiere einen Porno mit Typhus und Cholera in den Hauptrollen,die es wild miteinander treiben. Vergebliche Liebesmüh‘, am Ende kommt doch nur Dünnschiss dabei raus…