KrimiWelt-Bestenliste für August 2008
vom Krimiblogger
Während Jury-Vorsitzender Tobias Gohlis in seinem → Krimitagebuch den Anfang des Romans „Grabesgrün“ von Tana French als „hysterisches Geblubber“ bezeichnete, sind viele seiner Kolleginnen und Kollegen wohl anderer Auffassung. Sie wählten den Debütroman auf Rang 3 der aktuellen KrimiWelt-Bestenliste. Da fragt man sich einmal mehr wo sie nur sind, die qualitativen Warnsysteme?
Egal, es gibt ja auch Erfreuliches: Garry Disher und Leonardo Padura sind auf der Liste jeweils mit ihren deutschen Neuerscheinungen vertreten, außerdem ein älterer Herr mit dem Namen Richard Stark (auch unter seinem bürgerlichen Namen Donald E. Westlake bekannt). Weiterhin neu dabei: Wolfgang Schorlau mit dem vierten Fall für Detektiv Dengler. Wenn es sein muss. Hier gibt es die ganze Liste.
Die KrimiWelt-Bestenliste ist eine Kooperation von ARTE, Nordwest Radio und Die Welt.
1. John Harvey: Schlaf nicht zu lange (Vormonat Rang 6)
Nottingham: Nur ein Freundschaftsdienst. Ex-Inspektor Frank Elder sucht nach einer verschwundenen Bekannten. Und stößt auf die Muster seines ersten ungelösten Falls. Zwei Frauen erwürgt, aufgebahrt. Bei Harvey, dem großen britischen Erzähler, verstehen wir: Tod ist Elend. Und Leben? Sehnsucht.
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2. Jenny Siler: Portugiesische Eröffnung (Vormonat Rang 4)
Lissabon/Beirut: Nach sechs Jahren Knast bevorzugt Fälscherin Nicole Blake die sichere Seite. Bis sie doch für die CIA in Lissabon ihren früheren Geliebten sucht und im Malstrom landet. Geheimdienstoperationen und Privatvendetta. Überleben im Weltbürgerkrieg: davon erzählt Siler. Einsame Klasse.
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3. Tana French: Grabesgrün (Neu!)
Knocknaree bei Dublin: 1984 sind zwei Kinder im Wald verschwunden, Ryan überlebte geschockt. 20 Jahre später wird an gleicher Stelle ein Mädchen ermordet. Ryan, inzwischen Detective, ist immer noch ahnungdslos. Kollegin Cassie kann nicht helfen: Der Wald ist grabesgrün. Überbordend fabulierendes Debüt.
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4. Colin Cotterill: Dr. Siri und seine Toten (Vormonat Rang 5)
Vientiane: 1976. In Laos haben gerade die Kommunisten gesiegt. Statt Revolutionspensionär wird Dr.Siri Paiboun Leichenbeschauer. Fehlen ihm Chemikalien, senden die Toten selbst die Signale. Der 72jährige lernt Maigret: furchtlos fragen. Er hat alles hinter sich. Witzig, gewieft, irregulär: der neue Laote.
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5. Garry Disher: Niederschlag (Neu!)
Melbourne/Hobart: „Buschbandit“ Ray möchte Onkel Wyatt beeindrucken. Wyatt ist einer der letzten autonomen Ganster und klamm. Sicherheit geht vor. Ray denkt, kühn drauflos sei besser. Vorläufig letzter, schnörkellos harter Roman über einen aussterbenden Beruf und seinen besten Mann: Wyatt.
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6. Matti Rönkä: Bruderland (Vormonat Rang 1)
Helsinki/St.Petersburg: Viktor Kärppä, Grenzgänger zwischen Suomi und Rossija, in der Zwickmühle. Den eigenen Leuten, den Russlandfinnen, will er helfen, gezwickt von Drogenfahndung und russischer Mafia. So wirre ist die Welt, dass selbst ein Elitesoldat und Leistungssportler kaum klarkommt.
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7. Rex Miller: Fettsack (Vormonat Rang 9)
Chicago: Er stinkt. Er frisst Menschenherzen, haust in der Kloake und ahnt jede Gefahr. „Fettsack“ Bunkowski, 500 Pfund, ist der Überkannibale unter den Serienkillern. Neu übersetzt. Und für super befunden. 1987 erstgeschrieben: Die Horrorfresse der USA ist Fettsack, home made. Miller heavy.
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7. Richard Stark: Fragen Sie den Papagei (Neu!)
Pooley, Massachusetts: Parker ist auf der Flucht. Ein Einheimischer nimmt ihn unter die Fittiche. Er braucht den Fachmann, um seine Ex-Arbeitgeber zu berauben. Groteske Profi-und-Amateur-Geschichte. Comeback von Altmeister Stark mit einem der coolsten Verbrecher der Krimigeschichte. Jubel.
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8. Wolfgang Schorlau: Brennende Kälte (Neu!)
Stuttgart/Mannheim/Altglashütten: Detektiv Dengler sucht einen verschwundenen Soldaten. In süddeutschen Städten liegen gegrillte Leichen. Dengler plagt ein Kindheitstrauma. Sein vierter Fall bringt ihn an den Rand des Todes und hinter eine Geheimoperation der Rüstungsindustrie. Aktuelle Waffenkunde.
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9. Leonardo Padura: Der Nebel von gestern (Neu!)
Havanna: Mario Conde, Antiquar, stößt in einer Privatbibliothek auf das Bild einer Bolero- Sängerin. Die „Königin der Nacht“ verzauberte die Männer und verschwand 1961. Der Ex-Polizist sucht Spuren und Zeugen – eine Reise durch fünfzig Jahre Kuba. Padura: melancholischer, faszinierender denn je.
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Nicht mehr dabei in diesem Monat sind:
Allan Guthrie: Abschied ohne Küsse (Vormonat Rang 2)
Magdalen Nabb: Vita Nuova (Vormonat Rang 3)
Matt Beynon Rees: Der Verräter von Bethlehem (Vormonat Rang 7)
Stuart MacBride: Der erste Tropfen Blut (Vormonat Rang 8)
Michael Chabon: Die Vereinigung jiddischer Polizisten (Vormonat Rang 9)
Alle weiteren Infos gibt es bei unserem Lieblingssender → arte unter der Internetadresse → www.arte.tv/krimiwelt
Kommentare
„Hysterisches Geblubber“ ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, aber insipides Geblubber würde ich auch dazu sagen. Aber nach einigen Seiten bessert sich das doch erheblich. Weit bin ich noch nicht gekommen, weil auf der Arbeit, wo ich es lese, zu viel los ist. Aber auch seinem Einwand, dass da ein riesiges Psycholoch im Roman ist, das mit den Mutmaßungen über den Kindesmissbrauch nur notdürftig gestopft ist, muss ich zustimmen.
Mir hat „Grabesgrün“ ausgezeichnet gefallen. Was sonst Grund genug für einen Verriss bieten würde, jenes scheinbar ziellose Herumtändeln und vor sich hin Blubbern, ist bei French wohl ausgewogenes Stilmittel und macht den Schluss um so beeindruckender. Auch das notdürftige Stopfen des Loches, um das Thema Kindesmussbrauch hat bei „Grabesgrün“ seine Berechtigung: denn nichts anders tun die Ermittler – notdürftig Löcher stopfen. Ich empfehle übrigens als ergänzende „Lektüre“ Takeshi Kitanos „Sonatine“. Nur so…
„Kindesmissbrauch“ natürlich. Es ist heiß, meine Finger rutschen permanent auf der Tastatur aus. Werde Sekundenkleber benutzen. Keine gute Idee………………………….
Zu „Grabesgrün“ werde ich voraussichtlich nächste Woche was schreiben können. Mir geht es momentan ähnlich wie Georg, ich komme nicht vorwärts.
Und auch Platz 1 der aktuellen Liste bleibt bei mir im Visier, dazu in den nächsten Tagen hoffentlich mehr.
Liebe Grüße
Ludger