Alles besser

vom Krimiblogger

Nein, ich habe nicht mit geschrieben, habe keinen Laptop dabei gehabt und das mit dem Twittern haben mir die Kollegen beigebracht. So ungefähr 150 davon waren heute in Hamburg. → “Besser online“. Ja klar, besser online – wer braucht noch Zeitungen, Radiosender oder das Fernsehen? Und wo hängst Du schon wieder rum? Siehste! Jedenfalls gibt es mal wieder viele Trends: Videos zum Beispiel, die auch immer gerne als “Bewegtbild-Content“ (was natürlich Quatsch ist, weil ein Bild alleine kann gar nicht bewegt sein – selbst ein Daumenkino braucht mehrere Bilder, um bewegt zu sein) genannt werden. Okay, Video ins Internet stellen, das mache ich seit knapp zehn Jahren. Wenn man nach zehn Jahren also immer noch trendy ist, dann ist mir das auch recht. Dennoch war der Workshop “Besser bewegt“ für mich der interessanteste Teil der Tagung. Der → Videopunk war zum Beispiel da und nicht nur, dass er Sauerländer ist, er hat auch von seiner Arbeit erzählt. Gute Sachen, die der da macht. Klasse zum Beispiel finde ich sein → Videopunk-Manifest. Damit gehe ich Montag in die Redaktion und erfinde das Fernsehen neu! Weil Fernsehen im Internet ist nicht wie Fernsehen im Fernsehen. Aber das Fernsehen im Fernsehen sollte vielleicht mal mehr wie Fernsehen im Internet sein. Ja, und ich werde jetzt nicht irgendeinen blöden Bezug zu dem älteren Herren herstellen, der von Fernsehen vermutlich soviel Ahnung hat, wie E. Heidenreich von Literatur.

Gucken wir uns lieber noch einen Trend an: Google-Bashing. Die große Datenkrake, der Monopolist, der Geheimniskrämer. Nun hat der recht smarte Pressesprecher nicht gerade dazu beigetragen, die Vorurteile gegen die Maschine mit dem Suchschlitz (das ist mal echter Web-Jargon: Suchschlitz!) irgendwie zu entkräften. Wer als letztes Argument immer wieder sagt, dass ja niemand gezwungen sei, Google zu benutzen, der scheint ein merkwürdiges Verständnis von seiner Arbeit zu haben. Ohje, ich mach‘ mal lieber Schluss mit dem Thema, sonst saust mein Page-Rank wieder in den Keller.

Ganz oben hingegen waren all die Alphamännchen, die es sich am Vormittag auf dem Podium bequem gemacht hatten. Neben dem smarten Menschen von der großen Maschine mit dem Schlitz gaben sich auch noch die jeweiligen Chefredakteure von bild.de, spiegel.de, focus.de und tagesschau.de die Ehre (Nö, verlinke ich jetzt nicht, kennt Ihr ja eh alle). Glücklicherweise saß auch noch eine schlagfertige Dame zwischen den Herren, die alle irgendwie “Light“, äh nee, “Leit…“ waren. Ob nun Leitmedium oder Leitwolf – wer bin ich, dass zu sagen? Die Frage: “Mehr Klicks – mehr Qualität?“ wurde erwartungsgemäß nicht beantwortet. Dafür klopfte man sich auf die Schulter, weil man zum Beispiel Kommentare der Leser doch so ernst nähme. Was völlig fehlte war das lustige Spielchen Journalisten vs. Blogger – obwohl sogar ein paar A-Blogger anwesend waren. Der Herr → ix zum Beispiel, aber der ist ja schon längst kein Blogger mehr. Jedenfalls schienen Blogger, A-Blogger, Medienblogger, the writer formerly known as blogger (twfkab) und andere Nicht-Journalisten sich gut mit den Journalisten zu verstehen. Das ist doch auch mal was. Womöglich geht das Hamburger Treffen als der Blog-Frieden von 2008 in die Blogosphären-Geschichte ein… Ja, gut, ich höre ja schon auf.

Den Workshop mit dem lustigen Titel “Besser geregelt“ schenke ich Euch. Das kann man alles auch ganz gut bei dem anderen → A-Blogger nachlesen. Selbiger durfte dann auch das Abschlusswort vortragen. Sein trauriges Fazit: Weil Internet den Zeitungsverlegern und Fernsehchefs nicht genügend Geld einbringt, wird an der journalistischen Qualität gespart. Was ja leider stimmt. Journalismus wird gerade im Online-Bereich meistens simuliert. Stimmt auch.

Hab‘ ich noch den ein oder anderen Trend vergessen? Ach ja, da war noch SEO, Geo-Tagging, Tagging überhaupt und Flip Ultra. Das wird der Renner, dieses kleine, schnuckelige Ding, das ohne große Anstrengungen Videos aufnehmen kann. Krimiblogging hingegen war leider nicht unter den Trends vertreten. Also bleibe ich ganz untrendy, unsmart und unsexy und blogge demnächst wieder über Krimis. Besser is‘ das.

P.S.: Notizen kann man übrigens auch → hier nachlesen → hier nachlesen.
P.P.S.: Viel ausführlicher wird → hier über die Tagung berichtet.
P.P.P.S.: Und weil es mittlerweile nach Mitternacht ist, müsste ich eigentlich oben “gestern“ schreiben, nur bin ich fürs Gestern gerade zu faul.