Criminale in Farbe – Folge 7 – Blaues Blut

vom Krimiblogger

Schloss AlmeWir trafen uns am Büchertisch. „Aus welchem Roman wird den hier gelesen“ fragte mich der Reporter der Lokalzeitung. „Wie heißen die? Wie schreibt man Chaplet? Malachy Hyde sind zwei? Moment, ich muss das mal mitschreiben…“ Auf meine Nachfrage, ob er keine Pressemappe erhalten habe, kam die lapidare Antwort: „Ach, die haben mich vor ‘ner halben Stunde angerufen. Fahr’ da mal hin, Fritz, und schreib’ uns 60 Zeilen.“ Hilfsbereit gab ich dem guten Mann meine Pressemappe, damit er die Autorinnen auch mit richtigem Namen veröffentlicht. „Haben Sie schon mal etwas von den Autorinnen gelesen?“ meine etwas naive Frage, weil ich ja immer davon ausgehe, dass sich Journalisten auf Pressetermine vorbereiten. Aber in 30 Minuten ist das wohl nicht zu schaffen. Kollege Reporter schaute mich etwas verdutzt an, fing an zu lachen und meinte: „Ich lese nur Jerry Cotton und Sauerland-Krimis.“

Anne Chaplet und das Autorinnen-Duo Malachy Hyde war dem guten Mann also vollkommen fremd, dafür kannte er die anwesenden Lokalmatadoren: Den netten Buchhändler, der die rund 30 Gäste mit Wein bewirtete. Natürlich auch den Graf und die Gräfin, auf deren Privatschloss in Alme die Lesung „Mörderisches im Schloss“ am frühen Freitagabend statt fand. Alte Mauern, 1790 erbaut, mit eigener Land- und Baumwirtschaft drum herum, einem schönen Hof und einem im schlichten Stil umgestalteten Stall, in dem die Leser und Leserinnen auf die drei Autorinnen trafen. Hier also lasen zunächst Ilka Stitz und Karola Hagemann, die zusammen das Duo Malachy Hyde bilden, aus ihrem Roman „Wisse, dass Du sterblich bist“. Ein historischer Kriminalroman, angesiedelt im alten Pergamon, der zur Zeit von Marcus Antonius spielt. Dieser römische Feldherr bildet auch das historische Gerüst der Erzählung. Nach einer guten halbe Stunde las dann Anne Chaplet – alias Cora Stephan – aus ihrem letzten Roman „Russisch Blut“, der in einem alten Schloss im Osten Deutschlands spielt. Eine Lesung, die zwischen Heiterkeit und Ernst schwankte, schließlich bietet die Autorin in ihrem Roman zum Teil harte Kost. Zwar gebe es reale Vorbilder, zum Beispiel das Schloss Blankenburg, aber es ist halt ein Roman, betonte Anne Chaplet mehrfach.

Nach der Lesung entwickelte sich dann ein Gespräch, natürlich mit den üblichen Fragen (Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Kann man davon leben?). Geduldig und freundlich gingen alle drei Autorinnen auf die Fragen ein, lieferten sich ab und zu auch ein kleines Zwischengespräch, wodurch sich die Atmosphäre deutlich auflockerte. Nach gut eineinhalb Stunden war die Lesung auch schon vorbei. Leser, Leserinnen (die waren in der Mehrzahl) und Autorinnen hatten offenbar ihren Spaß gehabt. Nur der Zeitungsreporter, der war nicht mehr da.

Eindrücke
Karola Hagemann, Ilka Stizt, Anne Chaplet und Hausherrin
Gruppenfoto mit echtem blauem Blut: Die Autorinnen Karola Hagemann, Ilka Stitz und Anne Chaplet (vordere Reihe), Buchhändler und das Grafenehepaar (hintere Reihe)

Statue
Er musste draußen auf dem Hof bleiben.

Stallungen
Was ereignete sich hinter diesen Mauern?