Blick in die Fremde

vom Krimiblogger

Crime Time 37 In der englischen und amerikanischen Krimiszene scheint es ein verstärktes Interesse am Blick über den Tellerand zu geben. Darüber berichten die Alligatorpapiere (die wiederum auf einen Artikel von Sarah Weinman aufmerksam machen) und auch dpr beim Hinternet. Vor „übertriebenem Optimismus“ warnt uns dpr. Mit Blick auf deutschsprachige Krimiautor/innen sicher zu Recht. Schon im letzten Jahr widmet die englische Krimizeitschrift Crime Time ihre 37. Ausgabe dem Thema „Crime in Translation“. Durchgängig wurde dort das Fehlen fremdsprachiger Krimis auf dem englischen Buchmarkt beklagt. Als Grund führt Woody Haut in seinem Artikel an:

„That we get so few crime novels in translation – save perhaps for the more literary end of the market – has, I think, something to do with the position of English as the dominant language in today’s world, an the way foreign languages are regarded.“

Woody Haut: Crime Fiction in Translation – Crime Time 37, 2004.

Weiter unten heißt es:

„So the limited number of crime novels in translated fiction might not be less a matter of market forces and the economics of publishing than part of a particular mindset, one that would like to see America retain its position as the dominant culture and English the dominant language.

Woody Haut: Crime Fiction in Translation – Crime Time 37, 2004.

Nicht also nur der Markt und die Nachfrage bestimmen das weitgehende Fehlen ausländischer Krimis in den USA und England – es ist auch eine recht egozentrische Weltsicht, die dahinter vermutet wird.

Dennoch haben es einige ausländische Autor/innen mit ihren Büchern auf die Insel und in die Staaten geschafft. Deutschesprachige Autor/innen finden sich allerdings nur wenige: Ingrid Noll, Jakob Arjouni (beides übrigens Diogenes-Autor/innen), Frank Goyke, Pike Biermann oder zum Beispiel Buddy Giovinazzo (Potsdamer Platz). Ansonsten konzentrieren sich die Engländer – folgt man der „Crime Time“ – aktuell auf die Skandinavier. Henning Mankell natürlich, aber auch Karin Fossum, Kjell Westo oder Indridason Arnaldur. Aus Frankreich sind gerade Fred Vargas, Jean-Claude Izzo, Boris Vian und Jean-Paul Manchette gut vertreten. Weitere Namen, die im Heft mit Übersetzungen auftauchen sind zum Beispiel: Tim Krabbé (Niederlande), Andrei Kurkov (Ukraine), Boris Akunin (Russland), Paco Ignacio Taibo II (Mexiko), Masako Togawa (Japan), Wang Shuo (China), Leonardo Sciascia (Italien) und Carlo Emilio Gadda (Italien). Eine reichlich bunte Mischung.