Leise lesbische Leidenschaft

vom Krimiblogger

Salz und sein Preis
In seiner Besprechung zur Neuübersetzung von Patricia Highsmiths Roman „Salz und sein Preis“ (bislang unter dem Titel „Carol – Roman einer ungewöhnlichen Liebe“) schreibt Tilmann Krause in der Welt:

„Was Patricia Highsmith hier vorlegt, ist also nicht mehr und nicht weniger als eine Art éducation sentimentale unter Frauen. Das war und ist noch immer mutig und originell. Die eigentliche Liebesgeschichte bleibt erstaunlich gezügelt, ja unterkühlt. Auch das hat Seltenheitswert in einer Zeit, in der Autoren meinen, in Sachen Leidenschaftlichkeit alles aussprechen zu müssen. Eindringlicher sind Bücher wie dieses, das Gefühle mit großer Behutsamkeit beschreibt. „

Tilmann Krause: Therese und Carol tun es. Welt, 11. Juni 2005

Zweifellos zählt Highsmiths Roman über eine lesbischen Liebe zu den wichtigen, belletristischen Werken, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Etwas bemüht wirkt da der Versuch von Krause, Highsmiths Buch in Relation zu schwulen Romanen zu stellen. Streitbar bleibt auch Krauses Bemerkung, das alte Europa habe schon in den zwanziger Jahren „psychologische Romane“ zu diesem Thema aufzuweisen, während in Amerika die Uhren anders gingen und erst der zweite Weltkrieg eine Öffnung gegenüber dem Thema Homosexualität brachte. Als Beispiele führt er Gides Roman „Die Falschmünzer“ an, der 1925 erschienen ist und E. M. Forsters „Maurice“. Gerade aber „Maurice“ zeigt die Beschränktheit, die es auch im alten, ach so offenen Europa gab: Der Roman entstand zwar in den Jahren 1913 und 1914, durfte aber auf Anweisung seines Autors erst nach seinem Tod veröffentlicht werden. Dementsprechend wurde „Maurice“ erst 1971 das erstemal gedruckt.