Spießerwelt vs. Thrillerkultur

vom Krimiblogger

Der von mir sehr geschätzte Tobias Gohlis hat es auf den Punkt gebracht: In seinem Krimitagebuch (ein leider viel zu selten aktualisierter Lichtblick im sonst so trüben Tapsen des deutschsprachigen Feuilleton in den niederen Gefilden des Kriminalromans) vermerkt er am 15. Mai 2005 in seinem Eintrag „Journalisten über Journalisten“:

„Geradezu töricht ist die Vorstellung, Krimis würden schon dadurch gut, dass in ihnen etwas aufgedeckt wird, das bisher nicht gesagt, verschwiegen oder – höchstes Glück! – gar unterdrückt wurde. Zum Beispiel DIE WAHRHEIT. Journalisten, die eigentlich wissen müssten, wie Wahrheit gemacht wird, und deshalb hin und wieder von der Berufskrankheit des Selbstekels befallen werden, laufen besonders gerne in die Krimifalle. „

Tobias Gohlis „Journalisten über Journalisten“, Krimitagebuch, 15. Mai 2005

Eine solche Krimifalle entdeckt er dann in dem hochgelobten Roman „Risse im Ruhm“ von Hans-Hermann Sprado und stellt einen Vergleich zu Anna Blundys Roman „Verdammt heiß“ auf. Ergebnis: „deutsche Spießerwelt und britische Thrillerkultur“.