Deutscher Krimipreis 2005

vom Krimiblogger

Astrid Paprotta: Die ungeschminkte Wahrheit
Die ungeschminkte Wahrheit
Wie die Alligatorpapiere berichten, ist zum 21. mal der Deutsche Krimipreis vergeben worden. Eine feine Entscheidung: der erste Platz geht an Astrid Paprotta für ihren dritten Krimi „Die ungeschminkte Wahrheit“. Eine Reihe von Morden an Obdachlosen, die als Leichen grell geschminkt werden, hält Kommissarin Ina Henkel auf Trab. Henkel ist noch immer traumatisiert von ihrem letzten Fall, den Paprotta in ihrem famosen „Sterntaucher“ beschrieben hat. Dieser Roman endet damit, das Henkel einen Kollegen erschießt. Dieses Trauma durchzieht auch den dritten Krimi, in dem die Autorin einmal mehr in die hintersten Ecken der Seelen ihrer Protagonisten kriecht. Unbarmherzig, brutal und psychologisch scharf gezeichnet. In der Tat Figuren aus Fleisch und Blut – wie es Paprotta auf ihrer Homepage nennt. Vor allem sind sie aber weit jenseits der bekannten Klischees, gebrochene Seelen, das große, kleine Drama des Alltags, an dem man immer wieder verzweifeln kann, das aber niemanden interessiert. Bei Paprotta wird’s interessant und spannend.
Wenn Ekkehard Knörer den Roman mit einer „gelungenen ‚Tatort‘-Folge vergleicht, tut er in meinen Augen der Autorin unrecht. Nicht nur, weil es sehr wenige gelungene Tatort-Krimis gibt (wenn überhaupt erinnern mich die Paprotta-Krimis an die letzten Tatorte vom HR, mit Andrea Sawatzki), sondern weil Paprotta wie keine andere deutsche Krimiautorin Seelen zeichnen kann. Glückwunsch also zum DKP!

Astrid Paprotta: Die ungeschminkte Wahrheit/ Kriminalroman. – Original-Ausgabe. – München : Piper, 2004.
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