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vom Krimiblogger

Das blutige ErbePeter Robinson: Das blutige Erbe

Solide konstruierte und spannende Krimis – dafür steht der britisch-kanadische Autor Peter Robinson. Obwohl schon 1997 in Großbritannien, Kanada und in den USA (dort unter einem anderen Titel) im Original erschien, erreicht sein Roman „Dead Right“ erst jetzt in einer Übersetzung die deutschen Leserinnen und Leser. Das mag daran liegen, das „Dead Right“ – oder „Das blutige Erbe“, wie der neunte Roman innerhalb der Inspektor-Banks-Serie heißt – ein eher schwächerer Roman ist.

Beginnt man einen Banks-Krimi zu lesen, dann freut man sich in der Regel, einen alten Bekannten wieder zu treffen. Alan Banks ist ein durchaus sympathischer Ermittler, fürsorglicher Vater und leider recht egoistischer Ehemann. Auch in diesem Fall nimmt das Privatleben einen gewissen Raum ein. Im Mittelpunkt steht jedoch der Mord an dem jungen Jason Fox. In einer Seitengasse im idyllischen Ort Eastvale wird seine entstellte Leiche gefunden. Fox ist Opfer eines brutalen Schlägers geworden. Die ersten Spuren führen Banks und seine Kollegin Susan Gay ins rechtsextreme Milieu. Fox war bekennender Neonazi und stieg innerhalb einer verqueren rechten Truppe gerade zu dessen Führer auf. Die Aussage eines Zeugen, der von einer Kneipenpöbelei zwischen Fox und einem Pakistani berichtet, bringt Banks dazu, drei ausländische Jugendliche als mutmassliche Täter festzunehmen. Eine Festnahme, die auf keine Gegenliebe bei Banks Vorgesetzten Riddle stößt. Dieser befürchte Rassenunruhen im friedlichen Eastvale.

Da die forensischen Spuren den Verdacht gegen die drei Jugendliche nicht erhärtet, muss Banks sie wieder laufen lassen. Seine Ermittlungen konzentrieren sich schließlich auf die Albion-Liga, bei der das Opfer Mitglied war. Anführer dieser rechten Truppe, einem Ableger der British National Party, ist Neville Motcomb. Vordergründig gute Kumpels, schien es zwischen Motcomb und Fox Streit zu geben. Motcomb fürchtet um sein Ansehen und seine Macht innerhalb der Rechten. Denn während er die rechtsextremistischen Parolen als Deckmäntelchen für seine sonstigen kriminellen Aktivitäten nutze, war Fox ein überzeugter Nazi. Eine Einstellung, die vor allem seiner Familie zu schaffen macht.

Dummköpfe und Verführer

Als Motcomb zur Beerdigung von Fox mit einer ganzen Truppe Nazis aufmarschiert, platzt Fox’ Großvater der Kragen. Er, der Kriegsverteran, der im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen kämpfte, geht auf der Beerdigung seines Enkels auf die Nazis los. Ein Wutausbruch, der dem alten und herzkranken Mann das Leben kostet. Doch all dies bringt Banks bei seinen Ermittlungen nicht weiter. Erst eine mysteriöse Einladung nach Amsterdam, der Banks Folge leistet, scheint Licht ins Dunkel zu bringen.

So stimmig Landschaft und Plot im neunten Fall für Alan Banks auch sind, wirklich gut ist „Das blutige Erbe“ nicht. Gerade bei den Figuren hat Peter Robinson wenig Sorgfalt walten lassen. Ich kann verstehen, dass es nicht gerade schön ist, wenn man sich als Autor in die Köpfe rechter Idioten herein versetzen soll. Notwendig ist es dennoch, will man sie lebendig darstellen. Hier aber hapert es, denn außer ein paar Klischeevorstellungen der rechten Nasen – auf der einen Seite die Dummköpfe, die dem männlichen Herdentrieb folgen, auf der anderen Seite die klugen Vordenker und Verführer, die geschickt die Dummköpfe beeinflussen können – bietet Robinson nicht viel. Insgesamt bleiben die Figuren – außer Banks und seine Frau Sandra, mit der es heftig Krach gibt – eher blass.

Ehrenwert ist sicher, das Robinson seinen Banks politisch korrekte Ansichten → sagen und denken lässt, aber weniger Betonung auf diese Korrektheit hätte dem Roman und auch der Figur gut getan. Wir wissen doch, das Banks – trotz seiner privaten Probleme – ein netter Mensch ist und rechte Idioten verabscheut. Robinsons deutliche Betonung dieser Eigenschaften verzerren und überzeichnen dieses Bild eher. Schade, denn der Autor kann es sonst wirklich gut. Diesmal ist es nur ein durchschnittlicher, wenn auch spannender Krimi geworden. Die späteren Romane, vor allem „Wenn die Dunkelheit fällt“ zeigen, das Peter Robinson es besser kann. Den alten, jungen Banks wieder getroffen zu haben, war dennoch schön.

Peter Robinson: Das blutige Erbe / Aus dem Englischen von Andree Hesse. – Berlin : Ullstein, 2005
ISBN 3-548-26157-4
ISBN-13 978-3-548-26157-7

Originaltitel: Peter Robinson: Dead Right, 1997 (US-Titel: Blood At The Root)

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