Deutscher Krimi Preis 2009

vom Krimiblogger

Er ist so wunderbar anachronistisch und verstaubt, der Deutsche Krimi Preis. Nicht, weil sein Abkürzung DKP uns an alte Kommunisten erinnert, nein, er kommt so herrlich unaufgeregt und zeitfern daher. „Der Deutsche Krimi Preis ist nicht dotiert. Eine öffentliche Preis-Verleihung findet in diesem Jahr nicht statt. Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Leser, Hörer und Zuschauer mit den Preisträgern bekannt machen.“ heißt es da in der Pressemitteilung. Daran könnten sich all diese hektischen und hysterischen Marketing-Fuzzies und Krimi-Event-Manager mal ein Beispiel nehmen. Wer braucht schon einen Preis, der mit 11.111 Euro dotiert ist und der demnächst mit viel Tamtam in der beliebten und bekannten Literaturmetropole Unna vergeben wird? Oder jenes Gemauschel, das schon seit Jahren den Namen von Friedrich Glauser in den Dreck zieht. Nein, so ist es doch viel ruhiger und bescheidener. Passt auch besser zur deutschen Krimikultur.

Da taucht dann morgen oder übermorgen oder in der nächsten Wochenendbeilage in der Zeitung Ihres Vertrauens eine kurze Meldung auf, wer ihn denn nun gewonnen hat, den undotierten DKP. Die Verlage Eichborn, Aufbau, Piper, Zsolnay, Rotbuch und Rütten & Loening freuen sich, weil sie Aufbabber für ihre Bücher drucken können: „Deutscher Krimi Preis 2009“. So vergessen wir Leserinnen und Leser wenigstens für ein paar Monate nicht, welche Autorinnen und Autoren „literarisch gekonnt & inhaltlich originell dem Genre neue Impulse geben.“ (Ich finde es übrigens stilistisch richtig klasse, in Pressemeldungen über Literatur mit dem kaufmännischen Und-Zeichen zu arbeiten.)

Hier also die Gewinner (sind diesmal nur Kerle):

National
1. Platz: Linus Reichlin: Die Sehnsucht der Atome
2. Platz: Bernhard Jaumann: Die Augen der Medusa
3. Platz: Heinrich Steinfest: Mariaschwarz

International
1. Platz: Richard Stark: Fragen Sie den Papagei (Original: Ask the Parrot) Deutsch von Dirk van Gunsteren
2. Platz: Jerome Charyn: Citizen Sidel (Original: Citizen Sidel) Deutsch von Jürgen Bürger
3. Platz: Deon Meyer: Weißer Schatten (Original: Onsigbaar / Blood Safari) Deutsch von Ulrich Hoffmann