Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Schlagwort: Platzpatrone

Von Sesselpupsern, Blockwärtern und Maulhelden

Es gibt Blogger, die beziehen das, was sie Wissen nennen, vor allem aus dem Internet. Deshalb schreiben sie vor allem auch über das, was sie in anderen Blogs oder auf anderen Internetseiten lesen. Die schmieren ihre virtuellen Kladden voll mit wiedergekäutem „Wissen“, kritzeln sinnlose Statistiken ins Netz und verfügen über eine Formulierungsgabe, die man begrenzt nennen muss. Sie schreiben über „internationale“ Krimis und erklären der Welt in hölzernen Worten die US-amerikanische Verlagswelt – vermutlich ohne je einen Verlagsmitarbeiter persönlich getroffen zu haben. Mitarbeiter aus der Presseabteilung, Lektoren oder Vertriebskollegen kennen sie, wenn überhaupt, aus dem Internet. Bücher lassen sie sich von amazon.de schicken. Auf Buchmessen, Tagungen oder Festivals trifft man diese Blogger natürlich nicht an. Hintergrundgespräche, das Plaudern am Messestand, das „philosophieren“ über „den Markt“, die Klagen über wirtschaftliche Zwänge und Not, das gemütliche Beisammensein, das „komm’ lass uns einen Kaffee trinken“, die gemeinsame Zigarette, der Spaziergang durch den Park mit einem Verlagschef – all das kennen sie nicht. Schließlich müsste man dazu den bequemen Sessel verlassen.

Das Zentralorgan der Krimikritik

Ich hatte es ernsthaft in Erwägung gezogen. Einen “Verein“ für Krimikultur – warum eigentlich nicht. Vergiss für einen Moment, was so in den letzten Monaten passiert ist. Schließlich geht es um Krimikultur. Dafür hample ich schließlich auch schon seit über zehn Jahren im Netz herum. Mal mehr, mal weniger. Doch dann trifft mich → dieser Text wie ein Faustschlag:

Kriminelles Altpapier vom „Stern“

Ein Krimi-Special legt in dieser Woche der „Stern“ auf. In der Beilage zum aktuellen Heft findet sich unter anderem ein Porträt des italienischen Autors Massimo Carlotto, der Selbstversuch des Schriftstellers Frank Schulz, der sich erstmals im Genre ausprobieren möchte (und scheitert), sowie reichlich Kurzrezensionen zu aktuellen Krimis und Thrillern. Zumindest das, was man in der „Stern“-Kulturredaktion wohl unter Krimirezensionen versteht. Natürlich gibt es nur die „besten Thriller des Frühjahrs“ und ein Satz wie „Ein paar Klischees weniger wären hier aber mehr gewesen“ ist vermutlich der kritischste im ganzen Heft. Bei Formulierungen wie „Angereichert mit einem Hauch von Verwesung“ möchte man dann doch vor Fremdscham in den Boden versinken. Das hat dann das Niveau der „Focus“-Mordkommission.

„Sittenwidrig hässlicher Titel“

Hat der Pendragon-Verlag mit dem aktuellen Krimi „Tödlicher Hermannslauf“ seiner Autorin Renée Pleyter die Markenrechte des Sportvereins TSVE 1890 Bielefeld verletzt? Mit dieser Frage darf sich das Landgericht Bielefeld in Kürze beschäftigen, denn → laut einer Meldung in der Online-Ausgabe der Zeitung „Neue Westfälische“ fühlt sich der Sportverein um sein Markenrecht betrogen. Günter Entgelmeier, 1. Vorsitzender des Vereins behauptet gegenüber der „NW“:

Sterbt doch endlich!

Wieviel Zynismus und Menschenverachtung gehört eigentlich zur Einstellungsvoraussetzung für die Online-Redaktion der „Welt“? Oder warum findet man dort jetzt → eine Bildergalerie über jung verstorbene Rockstars, in der zwischen Kurt Cobain, Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Sid Vicious auch Pete Doherty und Amy Winehouse gezeigt werden? Alle unter der Überschrift „Jung gestorben“.

Es ist so widerlich.

Kein Trost, nirgends

Nein, zu diesem → Unsinn kann und will ich nichts mehr sagen. Habe ich schon getan. Es passt einfach sehr gut ins Bild. Trostlos und armselig.

Ein verschwundener Name

Die Stadt Unna scheint etwas verloren zu haben. In der → Pressemitteilung zur Verleihung des „Europäischen Preises für Kriminalliteratur“ am 2. März 2009 taucht ein Name nicht mehr auf. Genau, es der Name „Ripper-Award“. Wo mag er nur hin sein, dieser Preisname, der uns an einen sympathischen Serienschlächter erinnern soll?

Deutscher Krimi Preis 2009

Er ist so wunderbar anachronistisch und verstaubt, der Deutsche Krimi Preis. Nicht, weil sein Abkürzung DKP uns an alte Kommunisten erinnert, nein, er kommt so herrlich unaufgeregt und zeitfern daher. „Der Deutsche Krimi Preis ist nicht dotiert. Eine öffentliche Preis-Verleihung findet in diesem Jahr nicht statt. Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Leser, Hörer und Zuschauer mit den Preisträgern bekannt machen.“ heißt es da in der Pressemitteilung. Daran könnten sich all diese hektischen und hysterischen Marketing-Fuzzies und Krimi-Event-Manager mal ein Beispiel nehmen. Wer braucht schon einen Preis, der mit 11.111 Euro dotiert ist und der demnächst mit viel Tamtam in der beliebten und bekannten Literaturmetropole Unna vergeben wird? Oder jenes Gemauschel, dass schon seit Jahren den Namen von Friedrich Glauser in den Dreck zieht. Nein, so ist es doch viel ruhiger und bescheidener. Passt auch besser zur deutschen Krimikultur.

Och, nö…

nicht schon wieder so ein völlig inhaltsleerer und dummer Text über Regionalkrimis und Donna Leon und Allgäu-Albernheiten und „Heimat ohne Tümelei“ und Barbara Krohn. → Das ist alles so furchtbar, da muss man mal ein paar Zitate raushauen:

And the RIPPER kills…

Henning Mankell. Damit ist dieses Schmierentheater erstmal erledigt. Naja, und jemand der so ein verklärtes Verhältnis zu Mao Zedong hat, der nimmt auch einen RIPPER an.