Aus dem Krimitagebuch – 9

vom Krimiblogger

Das Stalin-Epigramm von Robert LittellEin verlesenes Wochenende. Allerdings einige angenehme Unterbrechungen, wie etwa unser gemütliches Hausfest, mitten im Heiligen Georg. Entspannung.

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„Das Stalin-Epigramm“ von Robert Littell gelesen. Gelesen? Verschlungen. Ein Roman mit absoluter Sogwirkung, ein Nicht-los-lassen-können, eine Platizität der Personen – der realen wie der fiktiven – , die mir so schon lange nicht mehr zwischen zwei Buchdeckeln begegnet ist. Ossip Mandelstams mutiger, naiver, Versuch, gegen Stalin aufzubegehren, mit nichts anderem, als dem Wort. Die Macht des Wortes gegen die Macht des Bösen. Dazu ein feines, kluges Porträt der russischen Literaten – Anna Achmatowa, Boris Pasternak, der opportunistische Maxim Gorki. Nadeschda Mandelstams „Das Jahrhundert der Wölfe“ sollte man als Ergänzung lesen. Leider momentan vergriffen, Neuausgabe ist aber angekündigt, hoffentlich erscheint sie bald.

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Was liegt noch auf dem Schreibtisch? Der neue Peter Robinson „Im Sommer des Todes“, klingt nach gewohnter, solider Unterhaltung, ähnlich wie Charles Todds Neuauflage „Englisches Requiem“, das nun unter dem Titel „Flügel aus Feuer“ vorliegt. James Sallis hat auch einen neuen Roman (und eine neue Reihe) am Start „Dunkle Schuld“. Wer denkt sich eigenlich solche schwachsinnigen Buchtitel aus? Das klingt heftigst nach Schmonzette – und das liefert Sallis ja nun überhaupt nicht. Norbert Zähringers „Einer von vielen“ macht neugierig, vermutlich kein Kriminalroman.

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Im Netz habe ich den literarischen „Krimi-Kalender 2010“ von ars vivendi entdeckt. 20,95 Euro soll der kosten. 53 Wochenblätter, vierfarbig, mit 53 Kurzkrimis steht in der Verlagsanzeige. Das muss ich erst im Laden sehen, bevor ich dafür über 20 Euro hinlege.

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Was ich neulich schon mal getwittert habe, hier noch mal ausführlich. Robert Schekulin ist zurück im Netz. Sein legendäres Krimitagebuch hat mich Jahre lang begleitet, bevor überhaupt jemand an krimi-couch, krimi-forum oder wtd dachte. Schekulin ist auch ein profunder Kenner der französischen Kriminalliteratur und vor allem so wunderbar bodenständig, was seine Betrachtung und Kritik von Kriminalliteratur betrifft. Schön, dass er wieder da ist – hier kann man ihn lesen.

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Stapel der unbesprochenen Werke:
Christian Moerk: Darling Jim
Christian Dorph und Simon Pasternak: Der deutsche Freund
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Krischan Koch: Flucht übers Watt
Petros Markaris: Die Kinderfrau
Catherine O’Flynn: Was mit Kate geschah
Michael Robotham: Dein Wille geschehe
Dan Simmons: Drood
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes