Platzpatrone: Ani nur mit Ausweis
vom Krimiblogger
Darüber könnte man jetzt einen zotigen Witz reißen: Der Friedrich Ani schreibt mittlerweile so schlechte Krimis, dass seine Lesungen nur noch unter Polizeischutz stattfinden können. Oder warum liest er aus seinem Roman „Idylle der Hyänen“ während der Vattenfall-Lesetage im Hamburger Polizeipräsidium?
Man könnte die Wahl des Lesungsortes aber auch als abschreckende Maßnahme auffassen: Schließlich kommt man als normaler Bürger nur mit Personalausweis ins Polizeipräsidium. Wer Karten für diese Veranstaltung buchen möchte, erhält auf der Vattenfall-Internetseite folgenden Hinweis:
„Einlass nur mit gültigem Personalausweis. Außerdem werden die vollständige Adresse sowie Telefonnummer benötigt. Aus dem Grund können Karten für diese Veranstaltung nur einzeln gebucht werden.„
Ich hätte mir Herrn Ani sehr gerne angehört. Wirklich. Aber: Ich bin nicht bereit für eine öffentliche Lesung meinen Personalausweis vorzuzeigen und ich möchte auch nicht meine vollständige Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Wenn ich zu einer Lesung gehen möchte, möchte ich das möglichst unbewacht tun. Ohne Ausweis-, Adress- und Telefonnummernkontrolle. Wir sind doch hier nicht bei Orwell.
Kommentare
tja, lieber Herr Menke, gibt es noch ein Land auf dieser Erde, in dem Krimi-Autoren und -Schauspieler zu Ehrenkommissaren ernannt werden? Beste Grüße!
Ein interessanter Rechercheansatz, lieber JL. Ich glaube in Kuba gab es das mal, und es war nicht Leonardo Padura, der da eine zweifelhafte Ehrung bekam. Heikles Thema: die Nähe deutschsprachiger Krimiautoren zur Polizei.
Beste Grüße
Ludger
außergewönhliche Orte erfordern eben manchmal außergwöhnliche Maßnahmen…
Naja, mir wären dann „gewöhnliche“ Orte ohne Kontrolle der Staatsorgane lieber…
Ludger
Ich verstehe sehr, daß jemand nicht gern zu einer Lesung in ein Polizeipräsidium geht, wo er auch noch seinen Ausweis vorzeigen muß und beinah erkennungsdienstlich erfaßt wird etc. Wenn ich vorher gewußt hätte, wo die Veranstaltung stattfindet, wäre ich nicht gekommen, um zu lesen. Und zwar nicht, weil ich etwas gegen Polizeipräsidien habe (das wäre albern bei einem Autor, in dessen Büchern solche Häuser vorkommen), sondern weil ein Kriminalschriftsteller Distanz halten sollte zu den Vollzugsbeamten der wirklichen Realität. Niemals darf er zu einem „embedded writer“ werden.
Aber: Veranstalter lieben solche „ungewöhnlichen“ Orte, und viele Leser eben auch.
Wir sehen uns: Friedrich Ani
Lieber Friedrich Ani,
sehen Sie, jetzt bin ich in meine eigene Falle getappt. Denn im Internet braucht es keinen Personalausweis und ich kann natürlich nicht wissen, ob der Kommentar wirklich von Ihnen stammt. Jedenfalls klingt er sinnvoll und nachvollziehbar. Und vielleicht sehen wir uns dann ja doch noch in Hamburg.
Herzliche Grüße
Ludger Menke
Wenn ich schon mal einen Kommentar schreibe, dann ist er auch von mir.