Verführung von Rezensenten

vom Krimiblogger

Liebe Krimiautoren und -innen,

wir wissen alle: Die Beziehung zwischen Autoren und Rezensenten ist angespannt. Sie als Autoren fühlen sich missverstanden und in Ihrer Künstlerseele verletzt. Rezensenten behandeln Sie ungerecht oder beachten Sie gar nicht? Das krimiblog kann Ihnen helfen: Hier die ultimativen Tipps, wie Sie als Autor Ihre Rezensenten becircen und um den Finger wickeln können. Wenn Sie diese Hinweise befolgen, werden Ihnen unzählige gute Besprechungen sicher sein.

  • Kündigen Sie dem Rezensenten die Zusendung eines Rezensionsexemplars an, schicken es aber nie los. Sollte der Rezensent nachfragen, weisen Sie ihn darauf hin, dass sein Exemplar vermutlich irgendwo in der Bürokratie der Verlagspressestelle untergegangen ist oder vom Postboten geklaut wurde. Oder stellen Sie Mutmaßungen über die bösen Nachbarn des Rezensenten an (schließlich ist er Rezensent und ein Miesepeter). So motiviert wird der Rezensent sofort bereit sein, Ihr neues Buch sogar zu kaufen.
  • Machen Sie den Rezensenten neugierig auf Ihr Buch, in dem Sie ihm mitteilen, was andere, große Rezensenten über Ihr Werk bereits geschrieben haben. Schicken Sie ihm möglichst vollständige Rezension anderer Kritiker, damit er weiß, was er von Ihrem Buch zu halten hat.
  • Weisen Sie den Rezensenten mindestens drei Monate nach dem Erscheinen Ihres Buches darauf hin. Bei Online-Medien sollten Sie sechs Monate warten, bevor Sie Kontakt zum Rezensenten aufnehmen. Geben Sie ihm das Gefühl, dass er Sie und Ihr Buch ganz groß raus bringen kann (wenn es sonst schon niemand tut).
  • Wollen Sie den Rezensenten per E-Mail kontaktieren, sollten Sie sich entweder ganz kurz oder ganz ausführlich bei ihm melden.
  • Die kurze Variante geht ungefähr so: „Mein Buch mit dem Titel „….“ ist erschienen – sollten Sie unbedingt besprechen“. Vermeiden Sie hier unbedingt weitere Informationen wie eine kurze Inhaltsangabe, Angaben zu Ihrer Person oder bibliographische Angaben.
  • Die ausführliche Variante besteht aus einer E-Mail mit Anhängen, die mindestens 10 MB Datenmenge umfassen – je größer, desto besser. Fügen Sie unbedingt eine Coverabbildung Ihres Buches in Druckqualität bei, dazu fünf Fotos mit Selbstportraits, die selbstverständlich auch in Druckqualität vorliegen und die bei Verwendung im Print- oder Online-Bereich Geld kosten oder zumindest komplizierte Nachforschungen nach dem Copyright erfordern. Dazu fügen Sie wahlweise eine schicke Power-Point-Präsentation bei oder einen Videofilm mit einem Kurzportrait über Ihre Person. Verzichten Sie aber auch hier auf Inhaltsangaben zum Buch.
  • Pöbeln Sie den Rezensenten ruhig mal ein wenig an. Schließlich kritisiert er ja auch Ihre Bücher (vielleicht). Fragen Sie ihn doch zum Beispiel mal, warum er schon seit zehn Jahren für dieses Käseblatt schreibt und immer noch nicht den Sprung zur überregionalen Tageszeitung geschafft hat. Besonders hart sollten Sie Online-Schreiber ran nehmen. Machen Sie ihnen deutlich, was für Nullen sie sind, weil sie für „Online“ schreiben – Sie als Autor hingegen echte Bücher veröffentlichen und auf eine zwanzigjährige Karriere in Funk, Fernsehen und Zeitung zurückblicken können. Krimi schreiben Sie ja nur so nebenbei, gell?
  • Kündigen Sie sich selbst als den „neuen Reginald Hill“ oder die „deutsche Sara Paretsky“ an. Keine Bescheidenheit – Übertreibung und Selbstüberschätzung werden von Rezensenten goutiert.
  • Grundsätzlich sollten Sie als Autor Krimis schreiben, wie sie schon Agatha Christie oder Raymond Chandler geschrieben haben. Neues schreckt Rezensenten nur ab. Ausnahme sind topaktuelle Zeitgeistthemen, die Sie in Ihren Krimis ganz neu verarbeiten.
  • Leisten Sie ruhig etwas Nachhilfe in Sachen Kriminalliteraturgeschichte. Rezensenten, insbesondere diejenigen, die sich seit Jahren mit Kriminalliteratur beschäftigen, brauchen unbedingt Informationen darüber, was ein „Whodunnit“ ist und wer Arthur Conan Doyle war.
  • Der Rezensent reagiert nicht und veröffentlicht trotz Zusendung eines Rezensionsexemplars keine Besprechung? Na, dann machen Sie den Jungs und Mädels mal richtig Dampf: Drohen Sie mit der Mafia oder dem „Syndikat“, sollte die Besprechung Ihres Romans nicht innerhalb von zwei Tagen erfolgen.
  • Vermeiden Sie Hinweise auf Sperrfristen oder Veröffentlichungstermine. Rezensenten nutzen keine Kalender und an Sperrfristen halten sie sich sowieso nicht.