„Gut, und was soll das heißen?“

vom Krimiblogger

Es wirkt auf mich schon befremdlich, wenn professionelle Rezensenten und Rezensentinnen zu der Allzweckwaffe „nicht nacherzählbarer Plot“ greifen. So wie Katharina Granzin in der taz-Kolumne „Crime Scene“, in der sie die neuen Romane von Sara Paretsky und Fred Vargas bespricht. Granzins Ausführungen zu Vargas Roman „Die dritte Jungfrau“ sind – freundlich formuliert – so allgemein gehalten, dass ich mich schon frage, ob die Rezensentin das Buch überhaupt gelesen hat. Während Granzin über Paretskys Roman wenigsten mit ein paar Sätzen Fragmente aus dem Inhalt referiert, hätte sie ihre Ausführungen zum Krimi „Die dritte Jungfrau“ auch schon zu „Fiehe weit und schnell“ oder „Der vierzehnte Stein“ schreiben können. Zudem stellt sich die Frage, warum andere Rezensenten den Plot von Vargas neuem Roman durchaus nacherzählen.

Besonders peinlich wird es zum Schluss:

» Dabei ist es nicht einmal besondere psychologische Tiefenschärfe, die Vargas‘ Charaktere auszeichnet. Es ist eher ein sehr konsequentes, in sich geschlossenes System der literarischen Typisierung, das die Glaubwürdigkeit der Figuren nicht im Verhältnis zur außerliterarischen Wirklichkeit entwickelt, sondern sich nur auf den eigenen Maßstab bezieht.

Gut, und was soll das heißen? Ein Vargas-Roman lässt sich nicht nacherzählen. Muss man selbst lesen. «

Ja, was soll das heißen? Schön, dass Rezensentinnen wie Frau Granzin so selbstkritisch mit ihren eigenen Besprechungen umgehen und zwar in der Besprechung selbst. Fred Vargas muss man nicht lesen, weil das Lesen von Kriminalromanen keine Tätigkeit ist, die sich befehlen lässt, erst recht nicht bei den wunderbaren Romanen von Fred Vargas. Besprechungen von Frau Granzin braucht man hingegen nicht zu lesen.

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