Krimifestival-Ticker: Der Bürgermeister und das liebe Geld

vom Krimiblogger

Lokalpolitiker sind vielbeschäftigte Menschen und jagen von einem Termin zum nächsten. Daher haben wir auch Verständnis dafür, dass der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) die etwa 250 versammelten Krimifans im Münchener Literaturhaus zur Eröffnung des Krimifestival erst einmal warten ließ. Als der Bürgermeister nach einer guten halben Stunde immer noch nicht erschienen war, gab Angela Eßer, Mitorganisatorin des Festivals, beherzt selbst den Startschuss.

Neben vielen lobenden Worten – Dank an das Kulturreferat, an die Verlage und an alle Veranstalter – gab es von Eßer auch kritische und klare Worte zur finanziellen Ausstattung des Festivals. Während Veranstaltungen wie „Mord am Hellweg“ oder die „Criminale“ mit einem Budget von etwa einer halben Millionen Euro planen könnten, sei das Münchener Krimifestival davon weit entfernt. Das diese Veranstaltungsreihe überhaupt möglich sei, läge vor allem an der finanziellen Unterstützung durch die Verlage sowie der ehrenamtlichen Arbeit der drei Organisatoren, zu denen neben Angela Eßer auch Sabine Thomas und Andreas Hoh gehören. Schön, dass in diesem Moment auch der Bürgermeister endlich eintraf und die Forderung nach mehr Geld gleich zu Ohren bekam.

Der ergriff dann auch das Wort – was er vermutlich besser gelassen hätte, denn von nun an wurde es peinlich. Nicht nur, dass er mehrfach die Veranstaltung als „Criminale“ bezeichnete – die ja bekanntlich erst im April in der Pfalz stattfindet – nein, er entblödete sich auch nicht, die Bitte nach stärkerer finanzieller Unterstützung ins Lächerliche zu ziehen. Solche Forderungen und Bitten könnte man ja stellen, mit mehr Geld solle man aber besser nicht rechnen. Und schließlich gäbe es ja auch reichlich Verlage in München, die von dem Krimifestival profitieren würden.

Erleichterung ging durch die Reihen, als Herr Ude seinen Vortrag zu Ende brachte und der US-amerikanische Krimiautor John Katzenbach zu Wort kam. Im Wechsel mit dem Schauspieler Rainer Strecker las Katzenbach aus seinem aktuellen Roman „Das Opfer“ – ein Psychothriller über einen Stalker. Mehr dazu gibt es nächste Woche im Interview mit John Katzenbach – hier im Krimiblog. Nach einer gut einstündigen Lesung ging die Eröffnungsveranstaltung mit einer kleinen Verlosung zu Ende. Abgesehen von dem peinlichen Auftritt des Bürgermeisters ein gelungener Startschuss für ein Festival, dass durchaus mehr Unterstützung verdient – auch finanziell.

Der Ausblick auf heute: Am Nachmittag darf ich diesen Herren treffen und nach seinem Blogeintrag bin ich mehr als gespannt auf Mr. Vittachi. Nicht der einzige Blogger, dem ich heute begegnen werde, denn auch auf das Treffen mit diesem Blogger-Kollegen freue ich mich.

Mehr dazu dann morgen.