Mief im Namen des Krimivolkes

vom Krimiblogger

Wenn es nach den Krimipreisen im deutschsprachigen Raum geht, scheint es um den Krimi hierzulande gar nicht schlecht zu stehen. Ob → „Deutscher Krimipreis„, → „Krimi-Blitz“ oder → „Glauser“ – Auszeichnungen für Krimiautoren gibt es reichlich. Nun soll es einen „neuen“ Krimipreis geben: Mimi. Wie die Werbepostille → „Wort und Totschlag“ – ein Kundenmagazin von rund 300 Buchhandlungen – auf ihrer Homepage mitteilt, soll es im nächsten Jahr den Krimipreis „Mimi“ (wieder) geben. Zwischen 1990 und 1992 wurde dieser Preis, benannt nach der berühmten Figur aus Bill Ramseys Gassenhauer → „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, schon einmal vergeben. Jetzt also wird die „Mimi“ wiederbelebt:

„Die MIMI wird als einziger Krimipreis in Deutschland nicht von einer Jury vergeben, sondern in Form einer demokratischen Wahl. Die große Gemeinde der Krimi Begeisterten bestimmt den „Krimi des Jahres“ selbst!“

In drei Schritten soll der Preisträger ermittelt werden: Erst bestimmt eine Jury aus „erfahrenen BuchhändlerInnen“ eine 30 Titel umfassende Longlist, daraus wählt dann das gemeine Krimivolk zehn Favoriten und dann wird im dritten Schritt aus diesen Favoriten der Erstplazierte gewählt. Das der „Mimi“-Krimipreis der einzige Publikumspreis in Deutschland sei, stimmt so nicht: Der bereits erwähnte → „Krimi-Blitz“, veranstaltet von den Machern der → „Krimi-Couch“, wurde in den letzten Jahren ebenfalls vom gemeinen Lesevolk bestimmt.

Noch schlimmer jedoch ist die Namenswahl: Muss man heute wirklich noch einen Krimipreis nach einem angestaubten Schlager aus den 1960er Jahren benennen? Die Mimi und ihr Krimi – das ist Mief aus den letzten 45 Jahren, den der heutige Kriminalroman nun wirklich nicht braucht. Das ist weder Retro noch Nostalgie, sondern einfach nur furchtbares Marketing.