Glauser – Folge 7 – Die Auflösung

vom Krimiblogger

Danke für’s miträtseln, danke für diese wunderschöne Textcollage und ihre Interpretation. Hier kommt nun die Auflösung:


Text Nr. 1: Martin Arz: Das geschenkte Mädchen. Ein Fall für Pfeffer. Leda Verlag.

„Damit hatte er nicht gerechnet. Gewiss, man konnte ihm alles Mögliche vorwerfen – Habgier, Gerissenheit, Besserwisserei zum Beispiel. All das hätte ihm sogar geschmeichelt und wäre Balsam für seine Eitelkeit gewesen. Aber eins hatte er sich noch nie vorhalten lassen müssen: Naivität. Nein, naiv war Sönke Westphal noch nie gewesen. Der allerletzte Funken Naivität, den er einmal in sich gehabt haben mochte, war spätestens bei seiner Rückkehr aus Kamerun erloschen. Dachte Westphal jedenfalls bis zu diesem Augenblick, in dem er langsam vor sich hin verblutete.“


Text Nr. 2: Hildgunde Artmeier: Drachenfrau. Gmeiner Verlag.

„Sofort nach dem ersten Klingelzeichen öffnete er die Tür. »Bin gespannt, was du heute vorhast«, sagte er ohne Begrüßung, fasste sie am Arm und zog sie in die Wohnung. Die Tür fiel ins Schloss.
Als er sie an die Wand drängen und küssen wollte, drückte sie ihn von sich weg. »Lass dir Zeit. Heute habe ich was Besonderes vor. Es wird dir gefallen.«“


Text Nr. 3: Martina Borger & Maria Elisabeth Straub: Im Gehege. Diogenes Verlag.

„Vier vor halb, zum ersten Mal war er der letzte. Der Parkplatz war voll. Erst ganz hinten, neben der Bank unter der großen Kastanie, fand Jon noch einen Platz neben Kowalskis senfgelbem Passat-Kombi, dessen Heck schräg aus der Reihe herausragte. Nicht einmal anständig einparken konnte das dumme Schwein.“


Text Nr. 4: Robert Clausen: Als die Zeit im Sterben lag. Fischer Taschenbuch Verlag.

„Später würde ich die Begegnung als das sehen, was sie tatsächlich gewesen war. Der Anfang vom Ende einer Zeit, die zum Sterben verurteilt war.
Und Lenz sagte: »Philly, bist du da? Bist du tatsächlich da?«
Kein Mensch auf der Welt nannte mich noch Philly, aber vielleicht war für Lenz die Welt stehen geblieben? Wann hatte ich ihn das letzte Mal gesehen?“


Text Nr. 5: Anne Chaplet: Russisch Blut. Piper Verlag.

„Er nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und sah zu, wie ein Regentropfen in der Glut verdampfte. Ihm war warm, ein Gefühl, das von innen kam, nicht vom Wetter. Es war das Gefühl, nach einem langen Lauf endlich angekommen zu sein, die verdiente Siegerehrung vor Augen.“


Text Nr. 6: Christian von Ditfurth: Mit Blindheit geschlagen. Stachelmanns zweiter Fall. Kiepenheuer & Witsch.

„»Ziehnse die Vorhaut zurück.«
Er zog die Vorhaut zurück. Der große, hagere Uniformierte betrachtete das Glied des Gefangenen. Dann musste er sich nach vorn beugen und die Gesäßbacken auseinander ziehen. Der Uniformierte beäugte den After des Gefangenen. Dann musste der sich mit dem Gesicht an die Wand stellen.“


Text Nr. 7: Christian Schünemann: Der Frisör. Diogenes Verlag. Nominiert in der Kategorie „Debüt“

„Ich sah es Beas Gesicht an. Der Anruf war so dringend, als ginge es um Leben und Tod. Ich hörte die Stimme aus dem Telefon, hoch und schrill. Bea hatte den Hörer am Ohr und den Finger im Kalender.
»Das sieht ganz schlecht aus. Das ist unmöglich.« Bea bedauerte.“


Text Nr. 8: Thomas Kastura: Der rote Punkt. Goldmann Verlag.

„Das Ziehen in seinem Bauch ist fast verschwunden. Wenn er mit der Faust dagegenschlägt, spürt er noch ein leichtes Kribbeln. Als kröche ein Käfer in seinem Inneren umher. Als seien nicht alle Holzsplitter entfernt worden, die in der Wunde zurückgeblieben waren. Als steckten sie noch tief in ihm drin. „


Text Nr. 9: Norbert Klugmann: Rebenblut. Gmeiner Verlag.

„28 Meter in der Länge, 18 Meter breit. Der glänzende Fußboden aus bestem Parkett. Auf der Bühne standen die Requisiten bereit, links das Pult mit Mikrophon für den Auktionator, daneben die Tischreihe, auf der später die Flaschen stehen würden. Die Stuhlreihen füllten die Hälfte des Raums, auf den Plätzen lagen Ziffer-Tafeln, traditionelles Utensil der Bieter.“



Text Nr. 10: Edith Kneifl: Kinder der Medusa. Ullstein Verlag.

„Er hat sie im Visier. Was er sieht, erregt ihn.
Vollkommene Brüste, rund und fest. Eine zarte Taille. Ein knackiger Arsch. Straffe, wohlgeformte Schenkel, schlanke Waden. Die kurzgeschnittenen, strohblonden Haare vom Wind zerzaust. Das ebenmäßige Madonnengesicht zu einer hässlichen Grimasse verzerrt. Angst, Lust, Erregung und Ärger spiegeln sich in ihren Zügen wider.“


Vielen Dank Euch, mal sehen, ich grüble mal über etwas Neues nach.