KrimiWelt-Bestenliste für September 2007
vom Krimiblogger
Der August könnte der Monat des deutschsprachigen Krimis werden, mutmaßte der SPIEGEL in dieser Woche. Nun, die Jury der KrimiWelt-Bestenliste sieht das ähnlich, denn immerhin sind auf der aktuellen Liste vier deutschsprachige Krimis vertreten. Zwei davon sind allerdings schon länger dabei – der SPIEGEL hingegen nennt in seinem Artikel zahlreiche Neuerscheinungen, die erst in den letzten Tagen in die Buchhandlungen gekommen sind: Volker Kutscher, Ulrich Ritzel, Silvia Roth, Friedrich Ani, Veit Heinichen, Evelyn Grill und Bruno Preisendörfer werden vom SPIEGEL genannt, genau wie Andrea Maria Schenkels „Kalteis“ (aktuelle Nummer 1), Heinrich Steinfests „Die feine Nase der Lilli Steinbeck“ (Platz 2) und Jan Costin Wagners Roman „Das Schweigen“ (Platz 8). Nur Astrid Paprottas „Feuertod“ hatten die SPIEGEL-Autoren wohl nicht auf dem Schirm – dafür die Jury der KrimiWelt-Bestenliste.
Die KrimiWelt-Bestenliste ist eine Kooperation von ARTE, Nordwest Radio und Die Welt.
1. Andrea Maria Schenkel: Kalteis (Vormonat Platz 3)
München 1931-1939: Josef Kalteis fährt Rad, schaut in die Landschaft und nach den Weibern. Schenkel erzählt von den fünf jungen Frauen, die er umbrachte, von ihren Träumen und Hoffnungen, von Mord und Zerstückelung. „Kalteis„ folgt auf „Tannöd„: ebenso gut, genau, erschütternd.
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2. Heinrich Steinfest: Die feine Nase der Lilli Steinbeck (Neu!)
Stuttgart/Mauritius/Hawaii/Athen: Spezialermittlerin Lilli Steinbeck und der ultrafette, Kugeln abweisende Detektiv Kallimachos taumeln durchs große Spiel der Gangster/Götter. Entführer und Entführte, Schnell und Langsam, Schein und Mythos – darum geht es Steinfest dieses Mal, oder auch um die tolle weltweite Jagd.
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3. Walter Mosley: Little Scarlet (Vormonat Platz 10)
Watts, Los Angeles 1965: Aufstand. Eine schwarze Frau wird ermordet, Easy Rawlins soll ermitteln. Wasser ins Flammenmeer des Rassenkriegs. Blut ist sozial, Rasse Trauma. Ein Frantz Fanon der Kriminalliteratur, legt Walter Mosley die Wunden bloß, die generationenalter Hass geschlagen hat. Mit Würde. Easy. Grandios.
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4. Astrid Paprotta: Feuertod (Vormonat Platz 2)
Frankfurt am Main: Es ist die Geschichte vom Phönix, der aus der Asche neu ersteht, meisterhaft erzählt. Nichts geht zusammen, in jedem Satz knirscht der Zweifel, tastet das Mißtrauen, schwelt die Angst vor dem Feuer. Arme Leute müssen brennen, eine reiche Liberale brennt zuerst. Noch nie war die Paprotta so gut.
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5. Deon Meyer: Der Atem des Jägers (Neu!)
Südafrika: Als sein achtjähriger Sohn erschossen wird und die Täter entkommen, nimmt Ex-Befreiungskämpfer Thobela die Gerechtigkeit selbst in die Hand. Dem Krieger mit dem Zulu-Speer ist der alkoholkranke Benny Griessel auf der Spur. Komplexer Thriller, rasant erzählt. Südafrika: unexotisch brutal. Starkes Stück.
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6. Juan Damonte: Ciao Papá (Vormonat Platz 4)
Buenos Aires: Die Militärdiktatur tobt. Carlitos Tomassini wird 30 und hat schon Elektroden, Wasserfolter, Besenstiel und das Jesuitenkolleg hinter sich. Jetzt heißt es koksen, saufen, leben. Statt abzuhauen oder anständig zu werden, sucht Carlitos den verschleppten Sohn seiner Tante. Argentinischer Totentanz.
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7. Robert B. Parker: Der stille Schüler (Vormonat Platz 5)
Boston/Dowling: Ein aussichtloser Fall. Zwei 17-Jährige haben ein Schulmassaker veranstaltet, 5 Tote, 8 Verletzte. Private Eye Spenser gräbt unterm Kleinstadtbeton und findet einen schüchternen, ritterlichen Jungen. Und jede Masse Heuchelei. Spenser ist wieder da, einfühlsam, treu und mit gutem Punch.
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8. Jan Costin Wagner: Das Schweigen (Vormonat Platz 8)
Turku, Finnland: Dreiunddreißig Jahre liegt der unaufgeklärte Mord an einem Mädchen zurück. Da geschieht es wieder. Ein Mädchen verschwindet. Angst baut sich auf, staut sich. Ist der Täter von damals zurückgekehrt? Bricht der Augenzeuge jetzt sein Schweigen?
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9. Sergej Kusnezow: Die Hülle des Schmetterlings (Neu!)
Moskau: Kriegszustand. Bettelnde Veteranen, Geheimdienst hetzt Tschetschenen. Ein melancholischer Serienkiller schlachtet junge Frauen mit dem Skalpell. Journalistin Xenia verabredet sich mit dem Mörder zum SM-Chat. Brutal, poetisch, russisch: Bericht aus dem Innern einer kranken Gesellschaft.
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10. Michael Connelly: Der Mandant (Neu!)
Los Angeles: Steinreiche Mandanten wie Louis Roulet sind für Anwalt Micky Haller kein täglich Brot. Haller verteidigt den Sohn einer Millionärin, als ginge es um sein Leben. Bis das auf dem Spiel steht. Der ehemalige Gerichtsreporter Connelly kennt alle Courtroom-Tricks und inszeniert sie meisterhaft. Atemlos.
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Nicht mehr dabei in diesem Monat sind:
Matti Rönkä: Der Grenzgänger (Vormonat Platz 1)
Christine Lehmann: Allmachtsdackel (Vormonat Platz 6)
Gisbert Haefs: Caesar (Vormonat Platz 7)
Horst Eckert: Königsallee (Vormonat Platz 9)
Alle weiteren Infos gibt es bei unserem Lieblingssender → arte mit neuer Internetadresse → www.arte.tv/krimiwelt
Kommentare
Ein schönes Beispiel für Spiegel-Journalismus: Aus einem Fastnichts eine Meldung machen und aus dieser Meldung einen „Trend“. Hübsch.
bye
dpr
Über den Artikel „Die Stunde des Krimis“ habe ich mich geärgert, andererseits habe ich auch nichts anderes erwartet. Da schreiben fünf (!) Autoren einen achtspaltigen Artikel mit dem Informationswert einer Verlagsbroschüre. Denn letztlich ist dieses journalistische Glanzstück nichts als Werbung für die dort vorgestellten Bücher. So gut wie keine kritische Einschätzung – ob nun positiv oder negativ – dafür Fehler (nein, „Idylle der Hyänen“ war NICHT das letzte Buch von Friedrich Ani, das war „Wer lebt, stirbt“) und grenzenlose Ahnungslosigkeit („Seit sich der deutsche Krimi in den siebziger Jahren unter gesellschaftskritischer Flagge und in Taschenbuchformat erstmals erfolgreich auf dem Markt durchsetzte (mit Autoren wie Horst Bosetzky alias -ky, Richard Hey, Felix Huby, Hansjörg Martin und anderen), hat mittlerweile eine ganze Reihe von Autoren deutscher Sprache Geltung erlangt: von Jakob Arjouni über Christine Grän, Doris Gercke, Wolf Haas, Ingrid Noll bis hin zu Peter Zeindler.“).
Auch Hinweise auf die zum Teil sehr kontroversen Diskussionen zu einigen der Autoren (Ani, Heinichen) fehlen gänzlich.
Ich habe ernsthaft über eine Leserbrief nachgedacht, aber die mir bekannte Arroganz der Spiegel-Kultur-Redaktion hat mich dann doch davon abgehalten. Sollen sie in ihrer Dummheit sterben!
Ludger
Siehste. So sinds’e. Ich brauche, an Karl Kraus geschult, nur den Ausdruck „unter gesellschaftskritischer Flagge“ und dann erst recht den Satz zu lesen: „hat mittlerweile eine ganze Reihe von Autoren deutscher Sprache Geltung erlangt“, um zu wissen, dass hier Leute schreiben, die keine Ahnung haben. Nicht einmal von Sprache. Der „Spiegel“ halt.
Stimmt, lieber Georg. Sprachlich ist der Artikel ebenfalls verhunzt – wie Verlagswerbung halt.
Liebe Grüße
Ludger
Inzwischen ist der Spiegel-Artikel online.
Der Link: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,500640,00.html
Zum Artikel habt ihr das nötige gesagt.
Aber sehr gut gefallen hat mir bei Ani dieser Satz:
„Offenbar ist Mora seiner Leidenschaft erlegen, in einem Sexclub bei einer Domina, die ihn mit einem Peitschenhieb unglücklich an der Halsschlagader traf.“
Und dass das Ablästern über den Kunstbetrieb ein Qualitätskennzeichen für einen Krimi ist – ich weiß nicht.
Beim Preisendörfer wird nur über das erste Viertel gesprochen.
Ach, jetzt hab‘ ich doch etwas gesagt.
Verstehe einer die Online-Politik des Spiegels. Am Samstagabend war der Artikel kurzzeitig kostenlos zu lesen, nu‘ ist er im Bezahlarchiv versteckt. Die 50 Cent kann man aber besser investieren…
Ludger
[…] mit Kurzbeschreibung unter krimiblog.de Krimi Welt […]
[…] sich drei deutschsprachige Titel und zwei davon sind alte Bekannte. Der vom SPIEGEL beschworene Krimifrühling im Herbst ist vielleicht doch nur ein laues Lüftchen im […]
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