KrimiWelt-Bestenliste für Januar 2008
vom Krimiblogger
Eine Personalie gibt es von der Jury der KrimiWelt-Bestenliste zu vermelden. Seit diesem Monat stimmt dort als 19. Jurymitglied → Ekkehard Knörer mit über die „besten“ Krimis ab. Diese Stimme kann der Liste gut tun, Fehlurteile gab es dort in dem zu Ende gehenden Jahr 2007 reichlich. Viel verändert hat sich in der aktuellen Liste nicht, gerade mal drei neue Titel sind dort vertreten. Über die neue Nummer 1, Martin Cruz Smiths Russland-Roman „Stalins Geist“, scheint es kaum Meinungsverschiedenheiten zu geben. Auf Rang 6 findet sich als „Neueinsteiger“ Charles Todds „Zeit der Raben“ – ein Buch, das bereits seit September in den Buchhandlungen liegt (und dort vermutlich schon längst wieder verschwunden ist). Das beruhigt mich dann doch: Auch die Damen und Herren Kritiker sind nicht immer die Schnellsten und brauchen Zeit. Und mit Gianrico Carofiglios Roman „Das Gesetz der Ehre“ gibt es wieder einmal interessanten Lesestoff aus Italien. Was sich sonst so getan hat – hier die Liste in der Übersicht.
Die KrimiWelt-Bestenliste ist eine Kooperation von ARTE, Nordwest Radio und Die Welt.
1. Martin Cruz Smith: Stalins Geist (Neu!)
Moskau/Twer: Wahlkampf. In der Metro ward er gesichtet, in Twer soll er gar auf dem Felde erscheinen: Stalin. Unter Väterchen Putin sammeln sich derweil die nationalen Kräfte: Kriegsverbrecher, amerikanische Wahlkampfberater, Auftragskiller. Nur Arkadi Renko hält stand. Ein (Alb-)Traum von Politthriller.
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2. Jean-Patrick Manchette/Jean-Pierre Bastid: Lasst die Kadaver bräunen! (Vormonat Rang 5)
1971, ein Kaff im Departement Gard: Sommerfrische bei Malerin Luce. Unter den Gästen drei Gangster, 250 kg Gold im Kofferraum. Zwei Gendarmen lösen ein Massaker aus. Luce frohlockt: „Da war etwas Ästhetisch Erregendes im Gange!“ Kadaver bräunen in der Sonne. Lange erwartet. Spitze. Manchettes Roman Nr. 2. Der Urknall des Neo-Polar in Frankreich.
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3. James Sallis: Driver (Vormonat Platz 1)
Phoenix / Los Angeles: Driver ist Stuntman, immer beobachtend, immer in Bewegung. Bei Überfällen fährt er auch, sonst nichts. Bis Amateure dazwischenfunken. Da nimmt Driver den aufgezwungenen Kampf an. Bis zum Ende. Minimalistisch gehämmerter Abgesang auf den amerikanischen Helden, meisterhaft. Große Entdeckung.
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4. Ian Rankin: Im Namen der Toten (Vormonat Rang 3)
Edinburgh/Gleneagles: Die Herren der Welt dinieren und parlieren. G8-Gipfel 2005: Rebus’ Stadt im Belagerungszustand. Zwei Politiker sterben, drei Vergewaltiger auch. Anständige Polizeiarbeit ist unmöglich. Rebus in Hochform: Im Kampf gegen Unterwelt und Oberwelt.
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5. Arne Dahl: Ungeschoren (Vormonat Platz 4)
Stockholm: Mitsommer 2002. Die A-Gruppe ist verwirrt von vier Morden, die keiner der Erst-Verdächtigten begangen hat. Tätowierungen an den Leichen deuten auf Shakespeares Mittsommernachtstraum, der Täter auf den Missstand der Welt. Der Kriminalroman im Elchtest: schwedischer Edelstahl.
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6. Charles Todd: Zeit der Raben (Neu!)
Dudlington, England, 1920: Constable Hensley hat einen Pfeil im Rücken. Wer legt Inspector Ian Rutledge MG-Patronen auf den Weg? Drohungen aus dem Schützengraben? Nachkriegsengland zwischen Auflösung und Wiederherstellung. Todd besser denn je. Séancen, Stuck und kirrer Adel.
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7. Gianrico Carofiglio: Das Gesetz der Ehre (Neu!)
Bari: Avvocato Guido Guerrieri im Zwiespalt zwischen Lust und Pflicht. Endlich kann er, darf er Rache nehmen: Hilflos liegt ein Jugendfeind in seinen Verteidigerhänden – und die eurasische Gattin noch dazu! Der selbsternannte „Perry Mason Apuliens“ windet sich delikat.
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8. Oliver Bottini: Im Auftrag der Väter (Vormonat Rang 2)
Freiburg/Kroatien: Im Garten der Niemans steht ein Fremder und sagt: „Das ist mein Haus. Verschwindet.„ Louise Bonì und Kollegen ermitteln hektisch, ohne etwas auszurichten. Als der Fremde zuschlägt, macht Louise sich auf, zurück in die Geschichte, weg ins Heimatlose, auf den Balkan.
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9. Marek Krajewski: Gespenster in Breslau (Vormonat Rang 8)
Breslau 1919: Gespenster aus der Vergangenheit greifen nach Kriminalassistent Eberhard Mock. Nackte Matrosen liegen erstochen am Wehr, mit der Drohung garniert, Mock solle gestehen. Sonst werde es mehr Tote geben. Fieberhafte Suche in der Fieberzeit des Nachkriegs. Dämonisch.
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10. Rick DeMarinis: Kaputt in El Paso (Vormonat Rang 6)
El Paso/ Juárez: Uriah Walkinghorse ist nur sein Körper geblieben, Fettanteil unter 5 Prozent. Frau, Job, Familie: abgehauen, am Ende, im Sterben. Als ein Banker bei SM-Spielchen draufgeht, verwandelt sich die Welt in einen tödlichen Strudel. Bodybuilder Uriah war nie ein Held, aber ehrlich. Hart, Geheimtipp.
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Nicht mehr dabei in diesem Monat sind:
John S. Cooper: Das 5. Flugzeug (Vormonat Rang 7)
Thomas Weiss: Tod eines Trüffelschweins (Vormonat Rang 9)
Jo Nesbø: Der Erlöser (Vormonat Rang 10)
Alle weiteren Infos gibt es bei unserem Lieblingssender → arte unter der Internetadresse → www.arte.tv/krimiwelt
Kommentare
Lieber Ludger, sehr artig möchte ich mich bei Dir für die fortlaufende Kommentierung unserer monatlichen Empfehlungen bedanken, auch wenn Du natürlich dabei, also geradezu zwangsläufig, ins Messer der Fehlentscheidungen rennst, sobald Du auch nur mit einem Wort von der verlautbarten eindeutigen Meinung aller 18 Kritiker und ihres unfehlbaren Sprechers abweichtst – ach, was Wort: nur um ein Jota!
Mit herzlichem Böller
Tobias Gohlis
Lieber Tobias,
als Einzelner gegen die kumulierte, geballte Meinung von 18 bzw. jetzt 19 Jurymitgliedern – da sind die Messer natürlich nicht weit, in die man laufen kann. Natürlich kommentiere ich die Fehlentscheidungen, die „positiven“ Urteile kommentiert Ihr ja schon selbst und oft gibt es da nicht mehr viel zu sagen. Ich habe die letzten zwölf Listen noch einmal überflogen und renne noch mal in die Messer: Es gibt einige Fälle, über die man sich streiten kann (Kastura, Hochgatterer, Temple (hier vor allem die Übersetzung), Carlotto, Atkinson, Wagner, Mosley, Ritzel, Bottini) und es gibt viele unzweifelhafte Entscheidungen wie Sallis, Rankin, DeMarinis, Manchette oder Steinfest.
Crichton, Slaughter und Beckett, die in diesem Jahr alle einmal dabei waren, haben – meiner bescheidenen Meinung nach – auf so einer Liste nichts zu suchen.
Ein herzlicher Böller zurück,
Ludger