Die Krimi-Glaskugel 2008

vom Krimiblogger

Gestern noch zurück geschaut, schweift mein Blick am ersten Tag des neuen Jahres in die Zukunft. Als Glaskugel dienen mir dabei vor allem die Verlagsvorschauen, die hier so allmählich eintrudeln. Da die aber in der Regel immer nur sechs Monate umfassen, wäre es auch von mir vermessen, gleich ein ganzes Jahr ins Visier zu nehmen. Aber schauen wir doch mal, was uns die ersten Monate des Jahres 2008 kriminalliterarisch so bringen könnten.

Man braucht kein großer Hellseher zu sein, um ein wichtiges literarisches Ereignis vorher zu sehen. Im März 2008 soll im Pendragon-Verlag das neue Buch von Frank Göhre erscheinen. „Mo – Der Lebensroman des Friedrich Glauser“ heißt es und dürfte eines der wichtigsten Bücher des Frühjahrs werden. Göhre hat seinem Autorenkollegen eine Biografie geschrieben, denn schließlich habe Glauser ein „Leben wie in einem Roman“ geführt. Fehlte bislang nur der Roman und den soll es dann geben. Man kann das Buch aber sicher auch so sehen, wie es der Verlag tut: als Annäherung ein die Vatergestalt der deutschen Kriminalliteratur.

Gespannt darf man auf eine weitere Neuerscheinung im März sein: Beim Kölner Emons-Verlag meldet sich mit dem Roman „Vor den Hymnen“ eine Stimme zurück, die länger verstummt war: Alfred Hellmann. Vor zehn Jahren erschien sein wunderbar schwarzer Roman „Zeuss“, damals noch in der legendären Raben-Krimi-Reihe von Haffmanns. In seinem neuen, von Emons als „Berlin-Krimi“ vermarkteten Roman geht es um den Mord an einem ehemaligen Kaufhauserpresser. Die Kommissar Viktor Land und Irina Heinrichs finden heraus, dass jemand systematisch gegen Produkterpresser vorgeht und die Spuren führen bis zu einem Spezialkommando der Polizei.

Während Emons immer noch sehr stark auf das Label „Regional-Krimi“ setzt, hat sich der Dortmunder Grafit-Verlag weiter internationalisiert und als Top-Titel des Frühjahrs den neuen Roman des Finnen Matti Rönkä im Programm. „Bruderland“ heißt der in deutscher Übersetzung. Es ist der zweite Roman um den Privatdetektiv Viktor Kärppä, der sich diesmal mit toten Junkies in Helsinki beschäftigen muss. Der Vorgängerromann „Der Grenzgänger“ heimste viel Lob ein – dementsprechend hoch dürften die Erwartungen an den zweiten Roman sein. Angekündigt ist das Buch übrigens für April 2008.

Schon im Februar 2008 soll im kleinen und feinen Verlag Liebeskind Mordecai Richlers Roman „Cocksure“> erscheinen. Der Kanadier, der 2001 starb, ist ein großartiger Erzähler, in guter Erinnerung ist mir noch seine jüdische Familiengeschichte „Solomon Gursky war hier“ – ein Fest der Fabulierlust. Nun also „Cocksure“, das in den Swinging Sixties in London spielen wird. Eine weitere wichtige Neuerscheinung aus dem Hause Liebeskind dürfte der Abschluss des „Red Riding Quartetts“von David Peace sein. „1983“ heißt der Roman, der ebenfalls im Februar veröffentlicht werden soll. Zur Veröffentlichung kommt Peace übrigens auf Lesereise, im März ist er in Wien, Hamburg, Bremen, München, Zürich und Köln zu sehen.

Viel versprechend ist diesmal auch das Frühjahrsprogramm aus dem Hause Diogenes. Glauser-Preisträger Martin Suter hat mit „Der letzte Weynfeldt“ ein neuen Roman am Start, der im Februar erscheinen soll. Mit Wehmut blickt man dann auf den letzten Roman von Magdalen Nabb. „Vita Nuova“ heißt der vierzehnte Fall für Guarnaccia und spielt etwas außerhalb von Florenz. Ab April soll das Buch lieferbar sein. Diogenes ist aber nicht nur für seine neuen Bücher bekannt, liebevoll wird hier auch die Backlist gepflegt. So startet im April eine Neuausgabe aller Maigret-Romane von Georges Simenon. Jeden Monat sollen jeweils vier Bände – in einem hübschen Pappband – erscheinen. Die Gesamtausgabe soll 75 Bände umfassen. Wer also Maigret noch oder wieder entdecken möchte, hat ab April eine gute Gelegenheit dazu.

Es bleibt also auch 2008 spannend.