„Ripper-Award“: Disput und eine unrühmliche Tradition

vom Krimiblogger

Im kleinen Kreis schwelt sie weiter, die Diskussion zum sogenannten „Ripper-Award“ und zu dessen Namensfindung. Bernd hat unter dem Titel → „Wir amüsieren uns zu Tode: Der Ripper Award – eine Nachlese“ einen sehr schönen, umfangreichen Artikel verfasst, in dem er auch auf Aufbau und Organisation (Juryproblematik etc.) eingeht. Herr Linder hat in seinem Blog eine Erwiderung mit dem Titel → „Vergleiche: ein Exorzismus“ veröffentlicht.

Opferperspektive, Adolf Eichmann, unzulässige Vergleiche – nur einige der Stichworte, die dort fallen. Es wird niemanden verwundern, dass für mich die Argumentation, die Bernd vorträgt, nachvollziehbarer ist, als die Argumente, die Herr Linder ins Felde führt. Wobei ich den Vergleich mit Eichmann auch für unzulässig halte. Das hebt den Preis und den notwendigen Streit in historische Dimensionen, die dem Firlefanz, den man da in Unna veranstalten will, überhaupt nicht entsprechen.

Was beide Diskutanten ehrt, ist ihre Ausdauer sowie ihre umfangreiche und interessante Gedankenführung. Etwas, was ich bei den Organisatoren dieses Preises vermisse. Gerade mal zwei Sätze war ihnen die Begründung für den Namen wert, die sie zudem seit → einigen Tagen zurückgezogen haben. Hinzu kommt die Weigerung der Verantwortlichen, sich überhaupt der Kritik zu stellen. Hinter dem Streit verbirgt sich eben nicht nur eine Diskussion um den Namen, es zeigt einmal mehr, wie wenig Krimiwissen und Krimikultur bei Verantwortlichen im sogenannten „Kulturbetrieb“ vorherrscht. Da wird ein Preis lieblos hingeknallt, der halbherzig zwischen Jury- und Publikumspreis schwankt und der zudem mit einer inkompetenten sogenannten „Hauptjury“ besetzt ist. Ein Preis, der bewusst provozierend oder aus Dummheit nach dem Pseudonym eines Serienmörders benannt wird. Aufkommende Kritik wird ignoriert und dann wird nach einigen Wochen versucht, sich irgendwie auf halbherzige Art und Weise aus der Affäre zu ziehen.

Das sich hier eine Lächerlichkeit an die nächste reiht, kennt man allerdings schon von → anderen Krimipreisen. Damit setzen die „Ripper“-Verantwortlichen eine unrühmliche Tradition fort, die bereits von den verschiedenen „Syndikats“-Jurys begonnen wurde. Nur jetzt eben auch noch auf europäischer Ebene, wenn es nach den Verantwortlichen geht. Deutsche Krimi-Peinlichkeiten – jetzt auch international.