Der Krimiblog-Papst spricht
vom Krimiblogger
Der gute → Herr Linder hatte schon vor einigen Tagen darauf hingewiesen: Unser → dpr → erklärt wie das so geht mit dem Bloggen und der Buch-PR.
„(…)aber kann ein Buch tatsächlich durch Websites, Foren und Blogs gehypt werden? „Aber sicher. Genau so, wie man es immer schon durch konventionelle Methoden konnte – oder eben nicht,“ behauptet Dieter Paul Rudolph. „Blogs sind inzwischen ein natürlicher Bestandteil des allgemeinen digitalen Informationsangebots. Je länger sie existieren, desto mehr „Credibility“ haben sie und umso größer werden die Archive. Das merken inzwischen auch die Verlage.“
Wenn er jetzt noch statt „Credibility“ das deutsche Wort dafür benutzt hätte, würden wir es ihm glatt glauben.
Kommentare
Des Lesens Kundige – also alle außer Ludger – haben natürlich die Gänsefüßchen bei Credibility mitgelesen. Aber das nur am Rande. Als ich 2005 mit dem Krimibloggen anfing, hatte ich keine Ahnung, wer das Zeug lesen würde, ob es überhaupt jemand lesen würde. Inzwischen hat wtd wie andere Blogs auch seine StammleserInnen, die uns nutzen wie sie die Süddeutsche, die Zeit oder den Itzehoer Volksboten nutzen. Man kann unsere Archive konsultieren und sich ein Bild von der Seriosität / Nichtseriosität machen. Und man glaubt manchmal nicht, WER alles mitliest… u.a. die Verlage, die schwer am Überlegen sind, wie sie mit uns umgehen sollen. Ein temporäres Phänomen sind wir jedenfalls nicht mehr. Wir sind ein Anbieter von Informationen unter anderen, mithin ein „Player“ (Anführungszeichen). Einige -wenige- Verlage haben das aber bis heute nicht begriffen. So wie sie das Internet wahrscheinlich nicht begriffen haben. Einige Journalisten desgleichen (vor kurzem war ein Artikel in der taz, dessen Verfasser eine Art „journalistisches Gütesiegel für Blogs“ verlangte. Das sollen sich die Journalisten erst mal selbst gegenseitig verpassen).
bye
dpr
Ohne Gänsefüßchen und in Deutsch wäre es aber auch gegangen, gell?
Ansonsten stimme ich Dir ja zu, mein Lieber, warne aber vor Selbstüberschätzung – generell. Bei Bloggern, Journalisten, Autoren, Verlagen und Lesern.
Liebe Grüße
Ludger
Ach, und Bernd hatte heute einen sehr lesenswerten Beitrag dazu auf seinem Blog.
Natürlich schafft ein Blog Leser für Bücher, zumindest wenn das Blog einige Zeit existiert, eine Nutzergemeinde um sich geschart hat und eventuell auch mit anderen, ähnlich gearteten Blogs kommuniziert. Ein Hype ? Ich vermute wohl eher nicht. Schaue ich mir bei meinem Counter die Wege an, auf denen Leser zu mir kamen, stelle ich fest, 85 suchen Informationen zu bestimmten Büchern, Inhaltsangaben, Interpretationen und Anmerkungen zu Handwerklichem. Bleiben 14 – 15 % Stammleser mit unterschiedlicher Motivation. Immerhin erhalte ich von denen nach meinem Neuanfang eben dann doch interessebestätigende Resonanz, sprich : ich habe vereinzelt Leser verführen können. Aber das ein 2006 (noch im alten blog) von mir vorgestelltes Buch im selben Jahr auf der Liste der Worst – Seller weit oben rangierte, sagt mir doch einiges…. LG tinius
Zustimmung. Erstens: nicht überschätzen. Zweitens: Nicht glauben, man könne über Blogs einzelne Titel auf irgendwelche Bestsellerlisten bringen. Das ist es, was einige Verlage, denke ich, nicht verstanden haben. Durch diese Fitzek-Geschichte bei Ludger hat der gute Mann sicher kein einziges Buch mehr verkauft (oder 1, 2 – kann man nicht ausschließen). WAS wir unterstützen, ist a) eine bestimmte Richtung von Kriminalliteratur, die ich jetzt, um dem Rahmen nicht zu sprengen, „anspruchsvoll“ nennen möchte. Und b) unterstützen wir eine bestimmte Art der Beschäftigung MIT Kriminalliteratur, nennen wir sie ernsthaft-erwachsen-genussvoll. Das ist jedenfalls der Anspruch. Ich werde nicht z.B. dem guten Lawrence Block 1000 neue LeserInnen verschaffen können, wenn ich seine Bücher lobe. Aber ich helfe mit meinen bescheidenen Möglichkeiten, die bestehende „Gemeinde“ zu erhalten und im überschaubaren Maß zu vergrößern. Das ist ein langfristiges Projekt.
bye
dpr
Du hast das schon sehr richtig eingeschätzt, tinius. Ähnliche Erfahrung habe ich auch gemacht.
Was den Fitzek angeht, lieber dpr, war das eine ganze Marketingmaschine, die über viele Blogs lief, da war ich nicht alleine. Und dieser Zusammenschluss hat auf jeden Fall Bücher verkauft, wie in einzelnen Kommentaren bei den angeschlossenen Blogs und Internetseiten (da waren ja auch Foren dabei) gut nachzulesen ist. Und da liegt vermutlich auch ein Potential – auch eben in Hinblick auf Vermarktung – wenn Bücher durch die viele, möglichst viele verschiedene Blogs „wandern“.
„Aber ich helfe mit meinen bescheidenen Möglichkeiten, die bestehende “Gemeinde†zu erhalten und im überschaubaren Maß zu vergrößern.“
Wäre schön, kann ich aber nicht ganz so sehen, weil wir doch sehr arg in unserem eigenen Saft schmoren. Wenn ich ganz normale Leute Dein Blog oder mein Blog zeige, lesen sie das ganz interessiert, verstehen aber – wenn überhaupt – nur die Hälfte. Wir setzen – gewollt oder ungewollt – viel voraus. Unsere Blogs zu einem speziellen Thema sprechen eben erstmal nur die Leute an, die sich auch für dieses spezielle Thema – dargeboten in einer speziellen Weise – interessieren. Die Gefahr der Ghettoisierung ist bei Blogs eben sehr groß.
Liebe Grüße
Ludger
*geht Koffer packen
Du zeigt ganz normalen Leuten meinen Blog? Und schämst dich nicht? — Aber Kopf hoch: Wenn wir nur jedes Jahr eine arme Seele für den guten Krimi retten, können wir doch zufrieden sein.
bye
dpr
*und lies im Urlaub mal ein bisschen Weiterbildungsliteratur für Kritiker, damit du nicht immer die Innung blamierst!
Blamieren? Ich? Ich bin ein leuchtendes Vorbild! Standhaft, ehrlich, unbestechlich. Und alles aus reinem Idealismus.
Ludger
*das musste mal gesagt werden
Ohne in BSP („Blatant self promotion“) abgleiten zu wollen, aber die Spinetinglergeschichte aus dem letzten Jahr [Spientingler ist eine kanadische Internetzeitschrift, die einen Preis ausgerufen hatte, deren Nominierungen per Mail durch Leser erfolgte; die Nominierten sind eindeutig durch’s Netz beeinflusst] oder Declan Burkes „Aufstieg“ vom Selfpublishing zum großen US-Verlag zeigten eindeutig, dass das Internet und Blogger, den Markt verändert.
Aber das ist eine Grasswurzelgeschichte. Es funktioniert, wenn die Zahl der Blogger eine kritische Dichte erreicht und nicht weil ein einzelner Blogger oder eine einzelne Plattform etwas „durchdrücken“ wollen.