John Williams: Into the Badlands : A Journey Through the American Dream
Literarische Reiseberichte sind ein aussterbendes Genre. Obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – immer Menschen rund um den Erdball reisen, finden sich gut erzählte Berichte über Leute, Leben und Landschaften in fremden Ländern in Buchform immer seltener. Nicht nur deshalb stellt der 1991 erschienene Reisebericht „Into the Badlands – A Journey Through the American Dream“ des britischen Journalisten und Autors John Williams eine interessante Ausnahme dar. Auch die Verknüpfung von Reisebeschreibung und Interviews mit Kriminalautoren findet sich in der Literatur eher selten.
Frühjahr 1989: John Williams brach auf, um die USA zu bereisen und dort in zehn Orten und Regionen Kriminalautoren zu interviewen. Innerhalb von zwei Monaten traf er so unterschiedliche Schriftsteller wie Carl Hiaasen (Miami), Sara Paretsky (Chicago) oder Andrew Vachss (New York), führte Gespräche mit ihnen und bettete diese Begegnungen in ausführliche Beschreibungen seiner Eindrücke von Land und Leuten. Gut zwei Jahre nach seiner Reise erschien schließlich sein Buch „Into the Badlands“, dessen Titel durchaus mehrdeutig zu verstehen ist. So beschreibt „Badlands“ eine verwitterte Landschaft, wie etwa die Landschaft des Badlands Nationalpark in South Dakota, er bezieht sich aber auch auf den Film „Badlands – Zerschossene Träume“, eine Mischung aus Western, Krimi und Roadmovie, in dem Regisseur Terrence Malick die Flucht und Gewaltexzesse eines jugendlichen Liebespaars schildert. Williams Reisebericht entwickelte sich – zumindest in der englischen Krimiszene – zu einem Klassiker der Literatur über Krimiautoren. Ein Grund dafür ist seine unvoreingenommene Betrachtungsweise der US-amerikanischen Kultur, der er eine Lebendigkeit attestiert, wie er sie in den weitgehend toten Kulturen des europäischen Kontinents kaum noch findet. Williams setzt dem oftmals arroganten, europäischen Blick auf die Populärkultur made in USA einen differenzierten Einblick in die Entstehung von Musik, Film und vor allem Kriminalliteratur entgegen.
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