Ein deutsches Krimimärchen
Rainer Martin Mittl: Brüderchen komm stirb mit mir
Es gibt erzählerische Tricks in Kriminalromanen, die sind einfach nicht tot zu kriegen, obwohl sie uralt sind und Generationen von Autoren sie bereits hundertfach durchgenudelt haben. Zum Beispiel bei einem klassisch erzählten Wer-war-es-Krimi, bei dem die Ermittler schon früh eine Aussage oder einen Aspekt als richtig oder wahr annehmen und weitgehend ihre ganze Ermittlung darauf aufbauen, um dann kurz vor Schluss feststellen zu müssen, dass sie sich gleich am Anfang geirrt haben oder einer Fehleinschätzung aufgesessen sind. Dementsprechend verquer laufen oft die Ermittlungs- und Handlungsstränge in solchen Romanen und nicht selten wird es abstrus. „Brüderchen komm stirb mit mir“von Rainer Martin Mittl ist so ein Roman. Der zweite Krimi des 1960 in Stuttgart geborenen Autors wartet mit einer reichlich wirren Rachephantasie auf, die ihre Spannung vor allem daraus schöpfen kann, dass die beiden Ermittler gleich zu Beginn eine Zeitangabe nicht ausreichend hinterfragen.