Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Gib mir drei!

Wieder eine dieser unsinnigen und doch so schönen Listen. Diese ist besonders kurz: → „Three authors you couldn’t live without“ fragte David J. Montgomery in seinem → Blog. Konkreter geht es um die Frage, welche drei Autoren man am meisten vermissen würde, wenn sie aufhören würden zu schreiben. Montgomery nennt Lawrence Block, Michael Connelly und George Pelecanos. J. Kingston Pierce nimmt die Idee bei → Rap Sheet auf und findet – nach langer Überlegung – Peter Lovesey, Peter Robinson und Robert Crais. Seine Begründung findet sich in dem schönen Artikel → „Don’t Take My Sunshine Away“.

Tja, und so kommt was kommen muss: Welches sind Eure drei unverzichtbaren Krimiautoren? Gib mir drei!

Höhenangst im Bergidyll

Kreuzigers Tod
Peter Oberdorfer: Kreuzigers Tod

Die ersten Seiten von Peter Oberdorfers Debütkrimi “Kreuzigers Tod” wecken Erinnerungen. Ein kauziger Dialog zwischen dem namenlosen Dorfpolizisten, der zugleich Ich-Erzähler ist, und Engel, seinem bauernschlauen Assistenten, eröffnet die Geschichte. Für einige Zeit liegt der Schatten von Simon Brenner, schräger Privatdetektiv aus der Feder von Wolf Haas, über der Erzählung. Doch dieser Schatten weicht schnell. Dafür schreibt Oberdorfer, der 1971 in Innsbruck geboren wurde, in einem anderen Stil als sein Landsmann. Zwar ist seine Grammatik ebenfalls nicht frei von österreichischen Wendungen und Stilblüten, dennoch ist Oberdorfers Text wesentlich einfacher zugänglich als Haas‘ Kauderwelsch. Zugleich ist sein erzählerischer Anspruch ernsthafter und durchdachter: Bei ihm tritt sowohl sprachlich wie auch inhaltlich der Klamauk in den Hintergrund, dafür wird eine brüchige Bergidylle sichtbar, in deren Tälern sich bedrückende menschliche Geschichten abspielen.

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RemixBar am Samstag

Original

Aufbau-Verlag: „Nachrufe sind verfrüht“.

Die in die Insolvenz gegangene Aufbau-Verlagsgruppe in Berlin wird nach Ansicht des vorläufigen Insolvenzverwalters „nicht untergehen“. Joachim Voigt-Salus sagte, dass er „sehr guter Dinge“ sei und dass der Geschäftsbetrieb aufrechterhalten werden könnte. „Nachrufe sind verfrüht“.

Mehr dazu u.a. beim → Börsenblatt, wo sich auch ein Interview mit Aufbau-Autor Thomas Lehr findet.

Streifzug: Von Italien bis Chicago

Für alle Freundinnen und Freunde der italienischen Krimiszene sei das → Blog thrillercafe.it empfohlen.

Da wir ja gelernt haben, dass viele moderne Krimiautoren so schreiben wie sie schreiben – weil sie nämlich alle verkappte Viktorianer sind – sei das schöne → Blog The Victorian Peeper hier erwähnt. Dort gibt es aktuell etwas über unseren Lieblingsserienmörder: → Jack the Ripper und sein Viertel, das Londoner East End.

Manche Krimiautoren rotten sich bloggenderweise zusammen. Zum Beispiel in Chicago. Heraus kommt dabei das lesenswerte Blog → „The Outfit“, wo sich → Sara Paretsky zum Beispiel mit dem Verschwinden von urbanen Landschaften beschäftigt und dabei auf → diesen Artikel verweist.

Was so an Preisnominierungen ansteht, erfährt man unter anderem → hier oder → hier oder → hier oder → hier.

Weg von langen Listen, hin zu kurzen Texten, zum Beispiel über → Jorge Luis Borges and Adolfo Bioy Casares.

Oder zu einem Krimiblog bei der BBC, wo Rhian Davies über das Hay-on-Wye Festival berichtet. Rhian Davis bloggt sonst übrigens → hier.

Oder zu Ed Gorman, der Allan Guthries aktuellen Roman → „Savage Night“ besprochen hat.

Oder einfach in die Sonne.

KrimiWelt-Bestenliste für Juni 2008

kooppartner_krimiwelt_logo.jpgVom „finnischen Eigensinn“ schreibt Tobias Gohlis, Vorsitzender der KrimiWelt-Bestenliste, in seiner E-Mail, mit der die monatliche Liste an Pressevertreter und andere Krimi-Interessierte verschickt wird. Gemeint ist damit auch der finnische Autor Matti Rönkä, dessen Roman „Bruderland“ diesmal den ersten Rang auf der Liste einnimmt. Sehr schön.

Neu dabei ist auch der letzte Roman von Magdalen Nabb, die im letzten Jahr im Alter von nur 60 Jahren verstorben ist. „Vita Nuova“ heißt der 14. Fall für den Maresciallo Guarnaccia. Liegt jetzt natürlich ganz oben auf meinem Bücherstapel. Ansonsten hat sich nicht wirklich viel getan auf der Liste, Allan Guthries Roman „Abschied ohne Küsse“, der schon mal im April 2008 auf der Liste war, ist jetzt wieder vertreten, diesmal sogar auf dem dritten Rang. Was sich sonst verändert hat – lesen Sie selbst.

Hier die aktuelle Liste
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Das leichte Leben und die Schande des Dschungels

Ein sonniges Wochenende!

Aufbau-Verlag meldet Insolvenz an

Was Hans Leyendecker vor vier Tagen in seinem → Artikel „Nichts ist in Ordnung“ befürchtete, ist nun offenbar eingetreten: Die Berliner Aufbau-Verlagsgruppe geht in Insolvenz, wie die dpa meldet. Sie werde in den nächsten Tagen beim Amtsgericht Charlottenburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Überschuldung stellen, teilte der Verlag am Freitag mit.
Zu den Hintergründen finden sich Informationen in dem oben schon genannten Artikel sowie bei der → „Frankfurter Rundschau“. Offenbar tatsächlich ein echter Wirtschaftskrimi.

Nachtrag: Eine Dokumentation zum Rechtstreit findet sich beim → Buchmarkt.
Eine ausführlichere Meldung gibt es bei der → „Welt“.

Harry, hol‘ schon mal den Wagen – ein Fortsetzungskrimi

[mygal=focuskultur] „Focus online“ verfügt, wir wissen es, über einen hervorragenden Kulturteil, insbesondere in der Rubrik „Bücher“. Nicht nur, dass man dort gerne drei verschiedene Artikelteaser (ein → Text, der vorgibt eine Rezension zu sein, noch ein → Text, der vorgibt eine Rezension zu sein und eine Liste mit den → „Bestsellern Ratgeber“) mit ein und demselben Bild illustriert (bitte das Bild oben klicken) – nein, dort hat man ja auch → Harry Luck.

Der ist hauptberuflich stellvertretender Nachrichtenchef von „Focus online“ und scheint damit nicht ausgelastet zu sein. Deshalb schreibt er nebenbei auch noch Grimmis. Und da man ja als stellvertretender Nachrichtenchef sicher den ein oder anderen Kontakt zur Chefredaktion hat, lässt er sein neustes Werk auch gleich bei „Focus online“ als Fortsetzungskrimi veröffentlichen – jedes Kapitel selbstverständlich mit einem Link zu einem Internetshop versehen, wo man das neue Werk von Harry Luck gleich kaufen kann. Lustigerweise geht es in diesem Krimi mit dem tollen Titel → „Das Lächeln der Landrätin“ um Mauscheleien in der bayerischen Politik. Nun mögen manche bayerische Landespoltiker vielleicht kurz den Atem angehalten haben, denn Bezüge zum Fall Gabriele Pauli sind nicht zu übersehen. Beim Blick auf die tollen Kulturseiten bei „Focus online“ konnten sie dann aber entspannt ausatmen. Denn Mauscheleien gibt es eben nicht nur in der bayerischen Staatskanzlei, sondern offenbar auch in der Chefetage von „Focus online“. Vor solchen Journalisten braucht man sich als bayerischer Politiker wahrlich nicht zu fürchten.

Reise durch den amerikanischen Alptraum

John Williams: Into the Badlands : A Journey Through the American Dream

Literarische Reiseberichte sind ein aussterbendes Genre. Obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – immer Menschen rund um den Erdball reisen, finden sich gut erzählte Berichte über Leute, Leben und Landschaften in fremden Ländern in Buchform immer seltener. Nicht nur deshalb stellt der 1991 erschienene Reisebericht „Into the Badlands – A Journey Through the American Dream“ des britischen Journalisten und Autors John Williams eine interessante Ausnahme dar. Auch die Verknüpfung von Reisebeschreibung und Interviews mit Kriminalautoren findet sich in der Literatur eher selten.

Frühjahr 1989: John Williams brach auf, um die USA zu bereisen und dort in zehn Orten und Regionen Kriminalautoren zu interviewen. Innerhalb von zwei Monaten traf er so unterschiedliche Schriftsteller wie Carl Hiaasen (Miami), Sara Paretsky (Chicago) oder Andrew Vachss (New York), führte Gespräche mit ihnen und bettete diese Begegnungen in ausführliche Beschreibungen seiner Eindrücke von Land und Leuten. Gut zwei Jahre nach seiner Reise erschien schließlich sein Buch „Into the Badlands“, dessen Titel durchaus mehrdeutig zu verstehen ist. So beschreibt „Badlands“ eine verwitterte Landschaft, wie etwa die Landschaft des Badlands Nationalpark in South Dakota, er bezieht sich aber auch auf den Film „Badlands – Zerschossene Träume“, eine Mischung aus Western, Krimi und Roadmovie, in dem Regisseur Terrence Malick die Flucht und Gewaltexzesse eines jugendlichen Liebespaars schildert. Williams Reisebericht entwickelte sich – zumindest in der englischen Krimiszene – zu einem Klassiker der Literatur über Krimiautoren. Ein Grund dafür ist seine unvoreingenommene Betrachtungsweise der US-amerikanischen Kultur, der er eine Lebendigkeit attestiert, wie er sie in den weitgehend toten Kulturen des europäischen Kontinents kaum noch findet. Williams setzt dem oftmals arroganten, europäischen Blick auf die Populärkultur made in USA einen differenzierten Einblick in die Entstehung von Musik, Film und vor allem Kriminalliteratur entgegen.

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