Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

Platzpatrone – Folge 2: Von Teeflecken und anderen Schweinereien


Susan Hill: Der Menschen dunkles Sehnen

Spüren Sie es auch, dieses dunkle Sehnen? Mich überkommt es manchmal bei einigen Büchern, die ich nach quälend langer Lektüre endlich dem Reißwolf zum Fressen überantworten möchte. Tue ich natürlich nicht, schließlich macht „man“ das mit Büchern nicht. Dennoch bleibt dieses finstere Verlangen, den Autor oder die Autorin irgendwie zu bestrafen – für geraubte Zeit, für grausam platte Sätze, für quälende Langeweile und für den Verrat an mir, dem Leser. Jüngstes Beispiel in meiner Lesebiografie ist der Debütroman der britischen Autorin Susan Hill, die übrigens nichts mit Reginald Hill zu tun hat. „The Various Haunts of Men“ heißt der Roman im englischen Original, was frei übersetzt etwa „Die mannigfaltigen Heimsuchungen des Menschen“ bedeuten könnte. Eine Heimsuchung ist dieses Buch auf jeden Fall und eine ganz üble noch dazu.

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Kirche, Ketzer und andere Katastrophen

Schattenlichter
Theodore Roszak: Schattenlichter

Verschwörungstheorien florieren auf dem Krimimarkt. Die massenkompatiblen Produkte aus dem Hause Dan Brown sind nur ein gängiges Beispiel. Mit dem abstrusen Spiel von Geheimlogen, Männerbünden und Untergrundorganisationen wird kräftig Kasse gemacht. In unsicheren Zeiten braucht man vermutlich einen Sündenbock und sei es nur in einer fiktionalen Geschichte. Besonders schlecht kommt dabei die katholische Kirche weg: Wer weiß schon, was sich hinter den dicken Mauern des Vatikans so tut? Keiner, also verdächtig, machtgeil und geheimnisvoll, die Jungs in Rom. Damit erfüllt die katholische Kirche gleich drei wichtige Kriterien, die so ein Verschwörungsthriller enthalten sollte: Eine lange, blutige Geschichte, finstere Geheimnisse en masse und natürlich der Wille zur Macht.

Dabei hatte die katholische Kirche selbst so ihre Probleme mit Verschwörern, die sie dann ganz schnell als Ketzer auf den Scheiterhaufen verbrannte. Der Begriff Ketzer ist übrigens abgeleitet von den Katharern, einer mittelalterlichen Glaubensbewegung, die sich vor allem dem Dualismus verschrieben und das Alte Testament abgelehnt hat. Eben diese Katharer sind es, die in Theodore Roszaks Roman „Schattenlichter“ die Weltherrschaft oder vielmehr den Big Bang unserer guten alten Erde anstreben. Fiese Gestalten, die sich nach dem großen Ausräuchern durch die Jungs aus Rom vor allem im Untergrund verstecken mussten und bis heute weiter existieren. Als geheimnisvoller Orden haben sie überlebt und streben die langsame Verdummung und Verrohung der Menschheit an, damit die sich irgendwann gemeinsam in die Luft jagt. Dann ist das Böse fort und wir sind alle beim guten Gott. Tja, und was ist das beste Mittel zur Degeneration? Das Kino, der Film, die bewegten Bilder, die sich ja nur bewegen, weil unser Auge so faul ist. Das Massenmedium Film und die Populärkultur des Kinos ist also das heilige Mittel zum Zweck, folgt man Theodore Roszak, der aus diesem Konstrukt einen über 870 Seiten dicken Wälzer gestrickt hat.

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Ducken! Neuer Link! Lesen!

Die kriminellen Blogs haben einen erfreulichen Zuwachs bekommen: Stefan Lichtblau, der vielen durch seine → Zielfahndung und sein → Plotpourri bei den → Alligatorpapieren bekannt sein dürfte (sonst ganz schnell nachlesen), bloggt jetzt auch. → „Ducken!“ hat er sein Blog benannt und wird es hoffentlich nach überstandener Grippe fleißig pflegen.

Voting der Woche: KrimiWelt Bestenliste

Die KrimiWelt-Bestenliste für Oktober ist die siebte Liste dieser Art. Jeden Monat macht sich eine fachkundige Jury daran, die lesenswertesten Krimi-Neuerscheinungen auszuwählen. Nach über einem halben Jahr Zeit für eine Zwischenbilanz und daher die Frage: Wie sinnvoll ist diese Liste? Nützt sie, bietet sie Orientierung, ist sie nur eine Liste unter vielen oder sogar ärgerlich? Abgestimmt werden kann (natürlich nicht representativ) im Voting der Woche. Bitte klicken….

KrimiWelt Bestenliste für Oktober 2005

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Gleich vier Neueinsteiger gibt es diesen Monat auf der KrimiWelt-Bestenliste. Darunter auch ein Roman, den ich just gerade beendet habe. Die Besprechung dazu folgt in ein paar Tagen, hier zunächst der Blick auf die „Krimi-Charts“…

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18 Jahre No Exit Press

18 Jahre No Exit

Der kleine, aber feine englische Krimiverlag → No Exit Press feiert seinen 18. Geburtstag. Aus diesem Grund gibt es eine schöne Edition mit 18 Klassikern der Krimiliteratur. Eric Ambler, Lawrence Block oder Charles Willford sind nur einige der Autoren, deren Werke dort veröffentlicht werden und die in dieser Geburtstagsedition mit Romanen vertreten sind. Reinschauen lohnt sich.

Auf Tour

Das Krimiblog bleibt hier, aber ich setze mich für ein paar Tage ab. Bis Ende September gibt es also keine Aktualisierungen. Vielleicht auch ein wenig Zeit, um ein paar neue Krimis zu lesen. Die neue Platzpatrone ist übrigens schon in Arbeit, aber die Zeit vor meinem Urlaub doch zu knapp. Das alles und viel mehr dann in gut drei Wochen…

Aktuelle Nachrichten gibt es – wie immer – bei den Alligatorpapieren, und beim Hinternet werden weiter die Detektive beobachtet. Alle weiteren lesenswerten Krimiseiten und -blogs sind rechts gelistet.

P.S.: Die Kommentarfunktion werde ich heute Abend noch abstellen. Sie können weiter gerne Kommentare schicken, nur werden die dann erst in drei Wochen von mir veröffentlicht. Moderation nennt man das, damit Poker-Spam hier möglichst keine Chance hat. Ich bitte um Verständnis.

80. Geburtstag Andrea Camilleri

Andrea Camilleri Mein Leben
Der italienische Autor Andrea Camilleri feiert heute seinen 80. Geburtstag. Rechtzeitig zu diesem Ereignis ist im Piper-Verlag eine Biografie über Camilleri erschienen. Wobei das Wort Biografie das Buch nur unzureichend trifft. Saverio Lodato hat ein langes Gespräch mit Camilleri veröffentlicht. Denn das Buch lässt den Sizilianer selbst zu Wort kommen, Camilleri im O-Ton und das über 316 Seiten. Lodato stellt einfach nur Fragen und Camilleri erzählt und erzählt und erzählt… Dazu gibt es 32 Seiten Bildseiten, Andrea Camilleri ganz privat, mit Familie und Freunden.
Was bei der ersten Durchsicht des Buches jedoch auffällt, ist die fehlende Werkbibliografie. Die wäre sicher für die deutsche Ausgabe das I-Tüpfelchen gewesen.

Wer nicht gleich das Buch kaufen oder lesen möchte, der findet bei den → Alligatorpapieren einige aktuelle Berichte zum Jubeltag verlinkt. Dem guten Alfred Miersch wünsche ich auf diesem Weg natürlich gute Besserung.

Saverio Lodato: Andrea Camilleri : Mein Leben / Aus dem Italienischen und mit einem Nachwort von Monika Lustig. – München : Piper, 2005
ISBN 3-492-04523-5

Italienische Originalausgabe: Saverio Lodato: La Linea della Palma. – Mailand : RCS Libri S.p.A., 2002

Buch bestellen bei:
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Preise – reloaded

Fade to blondeDer schnelle Verweis von heute morgen war natürlich der Zeitnot am Montagmorgen geschuldet. Kommt Zeit, kommen Listen. Als Preis- und Listen-Fetischist kann ich das natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Jetzt also die Preise, die während des Bouchercon®-Festivals vergeben wurden nochmal in vollständiger Auflistung.

Soweit vorhanden, gibt es das Cover-Bild vom Gewinner in der jeweiligen Kategorie, die anderen Nominees und den obligatorischen Amazon-Link. Das Bild links ist übrigens der Buchdeckel vom Gewinner des Shamus Award, Kategorie Best Paperback Original P.I. Novel, der von den Private Eye Writers of America vergeben wird.

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Preise

Das → Bouchercon-Festival ist beendet. Zahlreiche Preise wurden vergeben. Eine komplette Liste mit den Gewinnern der Anthony-Awards, der Shamus-Awards, den Barry-Awards und des Macavity-Awards findet sich → hier.

Die bebilderte Fassung gibt es jetzt → hier