Ideenklau

vom Krimiblogger

Sir Athur Conan Doyle von Daniel StashowerLese immer noch die wunderbare Biografie Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes, die Daniel Stashower schon vor zehn Jahren in den USA veröffentlichte und die seit Anfang des Jahres endlich auch in einer deutschen Übersetzung vorliegt. Auch wenn Stashower gelegentlich ein wenig zu sehr zum Anwalt von Conan Doyle wird, ist es eine sehr kenntnissreiche und klug verfasste Lebensgeschichte, die sich recht flüssig lesen lässt. Heute nun bin ich über den kleinen Disput gestoßen, den Conan Doyle mit seinem US-amerikanischen Kritiker Arthur Guiterman hatte. Guitermann griff Conan Doyle im Dezember 1912 in Form eines Gedichtes an.

In der Tat, Sie verstehen, Geschichten zu flechten,
Doch deswegen ist noch ein Strauß auszufechten!

Holmes ist Ihr Held im Buch und Theater
Doch jedermann weiß: nicht Sie sind sein Vater!
Er wurde Ihr Kind nur durch Adoption
Doch Undank ist der Welten Lohn!

Sherlock, Ihr Spürhund, will aus niederen Gründen
An Poes Dupin »nichts Großartiges« finden!
Und spricht von Gaboriaus klugem Lecoq tatsächlich
Als lachhaftem »Stümper« – und das sehr verächtlich!

Die Musen Helicons weinen vor Peinlichkeit
Denn Sie schulden Gaboriau keine Kleinigkeit
Geschweige denn Poe. Drum flehn wir betroffen:
Entlehnen Sie ruhig, aber bitteschön offen!

Arthur Conan Doyles Antwort lies nicht lange auf sich warten und erschien Ende Dezember 1912

Oft hört man, wie einer zornig herum schreit:
»Wo sind die Grenzen menschlicher Dummheit?«
Hier ist ein Kritiker, der offen mich zeiht
Gegenüber Vorbildern mangelnder Dankbarkeit!
Sherlock, mein Spürhund, könnte aus niederen Gründen
An Poes Dupin »nichts Großartiges« finden!

Will Ihnen, mein Herr, denn nicht in den Kopf
Der Unterschied zwischen Tontöpfer und -topf?
Als Schaffender pries bis zum Überdruss
Ich Monsieuer Dupins kunstreichen Überfluss.
Er stand Holmes Modell, was diesem sehr gut tat.
Doch alles and’re an ihm ist ganz eigene Zutat.

Der Vorwurf, ich sei ein Plagiator
Ist Unsinn, verehrter Textkommentator!
Die Figur, im Drama oder im Buch,
Duldet durchaus gerne Widerspruch
Und ich als ihr Schöpfer verneige mich froh
Von Edgar Allan und Gaboriau.

Vielleicht dringt es ja doch in ihr Schädelgewölbe:
Der Topf und der Töpfer sind niemals dasselbe!

Ein wunderbarer, eleganter Disput. Heute findet man so etwas eher selten.

Die Gedichte wurden zitiert nach:
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes. – Aus dem Englischen von Michael Ross und Klaus-Peter Walter. – Köln : Baskerville Bücher, 2008
ISBN 978-3-930932-04-7

→ Baskerville, Homepage des Verlages