Aus dem Krimitagebuch – 6

vom Krimiblogger

Kriminalsonette Ludwig Rubiner
Erika, unsere polnische Edel-Italienerin, stellt die Stühle auf Straße. Sonne über dem heiligen Georg, dem sich wandelnden Stadtteil. Artikel in der „Bild“ über die sterbenden Geschäfte auf der Langen Reihe. Der Musikkeller, der Naturkostladen von Rüdiger Foldt, der Uhrenladen von „Meister Lalla“ – sie alle stehen vor dem Aus. Dafür Coffee to go und dreihundert Friseure. Sommer für einen Tag.

Fix und Foxi haben übrigens auch bei mir um die Ecke gewohnt. Wusste ich gar nicht. Nun ist der kleine Verlag, Tigerpress, pleitet. Lange Reihe 13. Noch ein Traditionsunternehmen weniger und keine sympathischen Rotschöpfe mehr.

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Geblättert: Ludwig Rubiners „Kriminalsonette“. Darin folgendes Gedicht gefunden:

Die Schreckenskammer

Der Bankherr führt ins Wachspanoptikum
Die junge Braut. FRED an der Guillotine,
In Henkersmantel und maskierter Miene,
Steht täuschend wächsern, steifgereckt und stumm.

DER FREUND, als Führer, zeigt die »Folterbiene«
Die »Daumenschrauben«, das »Bein-dreh-dich-um«,
Die Totenmaske von Napolium –
Und weist erklärend auf die Mordmaschine.

Der Snob, gereizt, versucht den kleinen Witz.
Fred drückt gelassen auf den Messerknopf:
Die Schneide saust herab gleich einem Blitz.

Sie hält drei Millimeter überm Kopf.
Die Freunde nehmen dem Millionenfex
Brillanten, Uhr, sowie die Reiseschecks.

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Eine Freundin bedankt sich für die Empfehlung Markaris. Als Halbtürkin erkennt sie in seinem neuen Roman „Die Kinderfrau“ viele Plätze in Istanbul wieder. Schön.

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Stapel der unbesprochenen Werke:
Christian Dorph und Simon Pasternak: Der deutsche Freund
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Krischan Koch: Flucht übers Watt
Petros Markaris: Die Kinderfrau
Catherine O’Flynn: Was mit Kate geschah
Michael Robotham: Dein Wille geschehe
Dan Simmons: Drood
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes