Krimiblog-Archiv

Der verregnete Sommer nimmt seinen Lauf. Drückende Schwüle über dem Hansaplatz. Der Gestank von Bier, Pisse und Schweiß. Für die Penner ist es noch zu früh, nur die Damen vom Hausfrauenstrich verrichten schon ihren Dienst. Donnerstagmorgen im Heiligen Georg.

„Seelenlandschaften. Annäherungen. Rückblicke“ heißt das aktuelle Buch von Frank Göhre, in dem ich momentan schmöker. Keine der jüngeren deutschsprachigen Autoren. Nicht wichtig genug? Mag sein, vielleicht kennt Göhre sie auch nicht, hat sich nicht mit ihnen beschäftigt. Dafür stellt er Irene Rodrian, Helga Riedel, Peter Schmidt und Hansjörg Martin vor. Das sind Kleinodien eines klugen Autors, Texte an Freunde, über Freunde und Kollegen. Dann natürlich sein Text über Friedrich Glauser – wunderbar.

Amüsant Göhres Text über das „Syndikat“, den es ja auch schon im letzten Krimijahrbuch zu lesen gab. Das sind so die kleinen Freuden, die mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Dabei fällt mir natürlich auch wieder der stilvolle Band „Kreuzverhöre. Zehn Krimiautoren sagen aus“. ein, den Göhre damals zusammen mit Jürgen Alberts und Rainer Griese geschrieben und gestaltet hat. Toller Band. 1999 erschienen. Krimikultur auf Hochglanz.

Letztlich hat der Krimi womöglich seinen Zenit überschritten. Niedergang. All das Pappmaché, all die Oberlehrer, all die blutigen Textamateure, sie haben ihn niedergetrampelt, verschandelt, verprügelt, zu Tode geredet, ermordet, den Krimi. Aber auch das wird er bestimmt überstehen.

„Rohtenburg“ läuft heute in den Kinos an. Allein der Trailer zeigt schon, was für ein Dreck das ist. Passt in diese Krimiwelle. Mir ist schlecht.

Stapel der unbesprochenen Werke:
Christian Dorph und Simon Pasternak: Der deutsche Freund
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
Krischan Koch: Flucht übers Watt
Petros Markaris: Die Kinderfrau
Catherine O’Flynn: Was mit Kate geschah
Michael Robotham: Dein Wille geschehe
Dan Simmons: Drood
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes