Launen der Bücher

vom Krimiblogger

Ferne PalästeAbilio Estévez: Ferne Paläste

„Dann sind die Bücher an der Reihe. Es sind nicht viele, zum Glück. Ein leiser Anfall von Sentimentalität hindert ihn daran, einen letzten Blick auf sie zu werfen, auch wenn es keine Rolle spielt, ob er sie anschaut, denn Victorio kennt sie nur zu gut, er muß sie bloß anfassen und weiß, um welches Buch es sich handelt, um welchen Autor, welche Zeit, welche Gegend der Welt, denn die Bücher sind wie die Menschen, sie haben ihren eigenen Charakter, ihre Würde, ihre Eleganz, ihre Torheiten, ihre Launen. Jedes Buch hat einen Körper und eine Seele. Manchmal, in endlos vielen Fällen, besitzen sie sogar mehr Seele als die Autoren selbst, die sie ins Leben gerufen haben.“


Abilio Estévez: Ferne Paläste, S. 36

Was Victorio dort macht? Er verbrennt, zusammen mit anderen Habseligkeiten, seine Bücher. Dann verlässt er sein Haus, das früher vielleicht einmal ein Palast war, in dem er sein Zimmer hatte, weil das Haus bald abgerissen werden soll. Trümmer, überall Trümmer. Victorio flieht hinaus, ziellos in das pulsiernde Havanna, der Stadt der Einstürze. Bildreich, poetisch, melancholisch, fesselnd.