Bücherschau: In Sachen Edgar Allan Poe (Retro – Teil II)

vom Krimiblogger

Edgar Allan PoeBeim munteren Stöbern durch deutschsprachige und internationale Neuerscheinungen sowie Nominierungen für Preise ist mir in den letzten Tagen vor allem ein Name immer wieder ins Auge gefallen: Edgar Allan Poe. Zweifelsfrei hat Poe immer noch einen großen Einfluss auf die Kriminalliteratur, einerseits durch sein literarisches Schaffen, andererseits aber auch durch seinen schwierigen und recht kurzen Lebensweg. Welche Autoren sich durch Poe aktuell inspirieren ließen, sei hier kurz zusammengefasst und als eigene Lektüreempfehlung festgehalten.

The Beautiful Cigar GirlGleich zwei Bücher – ein Roman und ein kriminalhistorisches Sachbuch – beschäftigen sich zum Beispiel mit einem Fall, dem E.A. Poe eine eigene Erzählung widmete: Der Mord an → Mary Cecilia Rogers. → „The Beautiful Cigar Girl“ nennt der US-amerikanische Autor → Daniel Stashower seine Nachforschung über die Ermordung an der Tabakverkäuferin Mary Rogers, deren gefesselte und brutal zugerichtete Leiche im Juli 1841 tot aus dem Hudson River bei New Jersey gefischt wurde. „Mary Rogers, Edgar Allan Poe, and the Invention of Murder“ heißt die Abhandlung im Untertitel, womit der Autor nicht nur auf die „Erfindung“ eines Mordes durch einen Schriftsteller zielt, sondern auch auf die bis dahin kaum gekannte Sensationslüsternheit in den New Yorker Zeitungen abhebt. Zeitgenossen, die Stashower zitiert, sprachen sogar davon, dass durch den Mord an Mary Rogers die Stadt New York ihre Unschuld verlor.

Das Sachbuch ist in diesem Jahr für den Edgar-Allan-Poe-Award in der Kategorie „Best Fact Crime“ nominiert – Grund genug, sich diesem Buch in den nächsten Wochen etwas ausführlicher zu widmen.

The Blackest Bird Eine Gradwanderung zwischen Fakten und Fiktion will hingegen der US-amerikanische Autor → Joel Rose unternehmen. In seinem Roman → „The Blackest Bird“, der fast zeitgleich auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel → „Kein Rabe so schwarz“ im März 2007 erschienen ist, geht der Autor der Frage nach, wer Mary Rogers ermordet hat. Ins Visier gerät dabei ausgerechnet Edgar Allan Poe. Ob die Lektüre lohnt, bleibt erst einmal dahin gestellt – die ersten Reaktionen in den USA fallen verhalten aus.

The Poe Shadow Schon etwas länger auf dem amerikanischen Buchmarkt ist → Matthew Pearls zweiter Roman → „The Poe Shadow“, der nun auch in deutscher Übersetzung → „Die Stunde des Rabens“ vorliegt. Hierbei geht es nun nicht mehr um die Ermordung Mary Rogers, Poes eigener Tod steht dabei im Mittelpunkt. Der junge Anwalt Quentin Clark, glühender Verehrer des Werkes von Poe, will den mysteriösen Tod seines Idols aufklären. Dazu macht er sich sogar auf die Suche nach dem realen Vorbild von Poes Detektiv C. Auguste Dupin.

The Pale Blue Eyes Als vierten Roman in der kleinen Bücherschau sei noch auf → Louis Bayard verwiesen. Sein Buch → „The Pale Blue Eyes“ steht – wie Stashowers historische Abhandlung – ebenfalls auf der Nominierungsliste des diesjährigen Edar-Allan-Poe-Awards, allerdings in der Kategorie „Best Novel“. In dem Roman, der 2006 erstmals erschien, wird die Geschichte eines mysteriösen Todesfalls an der Militärakademie West Point im Jahre 1830 erzählt. Ein junger Rekrut wird erhängt aufgefunden. Bevor der Leichnam beerdigt werden kann, wird er gestohlen und das Herz des toten Jungen herausgeschnitten. Ex-Polizist Gus Landor, eigentlich im Ruhestand lebend, wird von dem ermittelnden Kollegen um Hilfe gebeten und trifft bei seinen Ermittlungen auch auf den jungen Kadetten Edgar Allan Poe, der zwar über eine sehr gute Beobachtungsgabe verfügt, leider aber auch dem Alkohol nicht abgeneigt ist. Gemeinsam versuchen sie den Tod des jungen Kadetten aufzuklären.