Krimiblog-Archiv

2005 – 2010

TagesSatz

Garry Disher - copyright protectedGarry Dishers zehn Gebote für die Schriftstellerei:

  • Du sollst nicht predigen und nicht belehren.
  • Du sollst nicht herablassend sein.
  • Du sollst nicht schlecht schreiben.
  • Du sollst beim Schreiben die Welt nicht durch eine rosarote Brille sehen und trotzdem genug Raum lassen für Liebe und Humor.
  • Du sollst nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen und nicht die Kavallerie zur Rettung rufen.
  • Du sollst nicht auf reißerische Themen wie Inzest, Selbstmord, Cyberspace und Obdachlosigkeit setzten, nur um einen schnellen Dollar zu machen. Solche Themen sind nur dann erlaubt, wenn die Geschichte sie erfordern.
  • Du sollst die inneren und äußeren Herausforderungen des Lebens mit Ehrlichkeit, Integrität und ernsthafter Überlegung behandeln und einfache oder keine Antworten sowie Gefühlsduselei vermeiden.
  • Du sollst die Wahrhaftigkeit deiner Arbeit wertschätzen: Einer Geschichte einen pompösen Schluss aufzupfropfen, wo eigentlich ein anderer verlangt ist, ist ein Betrug an deinem Werk, deinen Leser und dir selbst.
  • Du sollst unterhalten.
  • Du sollst die Grenzen, die du dir selber setzt, immer wieder verschieben.

Zitiert nach: Garry Disher: Flugrausch / Aus dem Englischen von Peter Torberg. – Zürich : Unionsverlag, 2005
ISBN 3-293-00352-4
Seite 284f.

Original auf der → Homepage von Garry Disher

Kein kriminalistisches Kabinettstückchen oder ein Brief an Mr. Sherlock Holmes

The Italian Secretary
Caleb Carr: The Italian Secretary – A Further Adventure of Sherlock Holmes

Werter Sherlock Holmes,

darf ich offen sprechen? Sie sind – mit Verlaub – ein echter Plagegeist. Nicht nur, dass Ihr Schöpfer, Sir Arthur Conan Doyle, Sie gerne ins Jenseits befördert hätte, wären da nicht die lautstarken Proteste der damaligen Leserschaft gewesen, nein, auch nach dem Tod Ihres geistigen Vaters kommen Sie nicht zur Ruhe. Zahlreiche Epigonen fühlten sich berufen, in die Fußstapfen Ihres Schöpfers zu treten und Ihnen weitere Geschichten anzudichten. Die Liste ist lang. Es widerfahren Ihnen zahlreiche Ereignisse, über die sich Sir Conan Doyle vermutlich verwundert gezeigt hätte. Eine Liebschaft wird Ihnen angedichtet, Ihre Tage als alter Mann und Bienenzüchter werden in epischer Breite ausgeschlachtet. Auch Kurioses gibt es aus Ihrem Leben zu berichten: Ihre Kokainsucht, über deren Folgen Sie als Kenner der Chemie vermutlich genau Bescheid wissen, Ihre Vorliebe zur Violine und natürlich ein angebliches Verhältnis mit Ihrem treuen Begleiter und Freund Dr. Watson. Vermutlich mehr, als eine literarische Figur – selbst wenn sie Verdienste um die Logik und die Kunst der Deduktion im Kriminalroman errungen hat – tragen kann. Read the rest of this entry »

KrimiWelt Bestenliste für August 2005

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Orientierung will sie bieten, die KrimiWelt-Bestenliste. Ganz frisch erschienen – die zehn besten Krimis für den August 2005

Die KrimiWelt-Bestenliste ist eine Kooperation von ARTE, Nordwest Radio und Die Welt.

1. Garry Disher: Flugrausch (Neu!)
2. PJ Wolfson: Geißel der Niedertracht (Neu!)
3. Ian Rankin: Das Souvenir des Mörders (Vormonat 8. Platz)
4. Friedrich Ani: Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel (Vormonat 2. Platz)
5. Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle (Vormonat 5. Platz)
6. Jeff Lindsay: Des Todes dunkler Bruder (Neu!)
7. Norbert Horst: Todesmuster (Neu!)
8. Bernhard Jaumann: Die Vipern von Montesecco (Neu!)
9. David Peace: 1974 (Vormonat 1. Platz)
9. Leif GW Persson: In guter Gesellschaft

Alle weiteren → Infos gibt es in wohlsortierter Weise bei unserem Lieblingsfernsehsender → arte.

Bitter & traurig

»Todsünde, gesellschaftlich schädliche Abnormität, psychische und physische Krankheit, nirgendwo auf der Welt ist es leicht, schwul zu sein, mein Freund, Herr Polizist, das kann ich Ihnen sagen. «

Leonardo Padura – Labyrinth der Masken

Wie aktuell, wie traurig-wahr dieser Satz Paduras ist, zeigen → diese furchtbaren Ereignisse. „Bei manchen Artikeln in „Bild“ ist es schwer, zurückhaltend und sachlich zu bleiben. Versuchen wir es trotzdem. “ heißt es bei → Bildblog. Auch das ist leider wahr.

Achtung! Wahl-Werbung!

Nur damit es jetzt nicht wieder Mißverständnisse gibt: Dies ist keine Rezension. Nur ein Hinweis. Darauf, dass der deutsche Krimi jetzt die Politik entdeckt. Zumindest verspricht das die Werbung. Der Aufbau Taschenbuchverlag wirft die olle Kamelle von Lisa Pei „Die Kandidatin“ auf den Markt – mit einem dicken Aufkleber „Der Thriller zur Neuwahl“. So ein Blödsinn, wo das Buch schon 2001 erschienen ist. Gleiches gilt auch für den Ullstein-Verlag, der den Krimi „Schattenbrüder“ von Ex-Bild-Chefredakteur Udo Röbel noch mal als Taschenbuch auf den Markt los lässt. Der Aufkleber hier verspricht „Der Wahlkampf-Krimi“. Wird wohl eher Krimikrampf sein, ohne Wahl.

Kurze Pause

Segelschiff

Einmal kurz durchatmen. Darum bis etwa nächste Woche keine Aktualisierungen. Die Kommentarfunktion wird von mir für diese Zeit komplett abgestellt, da zur Zeit zahlreiche Spammer unterwegs sind. Fortsetzung folgt dann ab nächste Woche – in diesem Theater.

„The finest thing“

Joseph Hansen Zur Erinnerung an Joseph Hansen an seinem 82. Geburtstag

„Das Foto von Roger Baker, aufgenommen 1980 in London, mag ich. Es zeigt einen glücklichen Mann.“ – so beschrieb Joseph Hansen das abgebildete Schwarzweiß-Porträt in einer E-Mail. Das Foto wurde aufgenommen als Joe – wie er von Freunden und Bekannten genannt wurde – 57 Jahre alt war. Damals konnte er auf erste Erfolge als Autor zurückblicken. Ein Jahr zuvor war sein fünfter Dave-Brandstetter-Krimi „Skinflick“ (dt. Verkaufte Haut / Nabelschau) erschienen, den Kritiker für einen der Besten aus der Serie halten. Die Brandstetter-Krimis haben Hansen bekannt, wenn auch nicht berühmt gemacht. Für die Anerkennung als Autor musste er lange kämpfen, finanzielle Durststrecken überstehen und immer wieder, auch literarisch, Kompromisse eingehen.
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Paradies für Krimiautorinnen

Endlich hat es mal eine Autorin erkannt: Deutschland und Österreich sind ein Paradies für Krimiautor/innen! Tess Gerritsen berichtet über ihre Lesereise.
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TagesSatz

The Italian Secretary

» Mycroft regarded his brother with a look of indulgent irritation and said, „How deftly you insult us both, Sherlock.“ He then glanced at me. „He was a peevish boy, Doctor, ever on the lookout to build himself up by running others down – a habit he has maintained through adulthood.“ «

Caleb Carr : The Italian Secretary

Aufgabe: Gedanken machen über den Zusammenhang zwischen Imperialismus und der Figur Sherlock Holmes.

Der Tag am Meer

Tag am Meer

war schön, wie hier zu sehen.